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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich doch hierbleiben. Unsere gemeinsame Reise ist geplatzt. Als wenn das Schicksal uns diese Freude nicht gegönnt hätte.
    »Ich rufe sofort Dr. Schrader an«, sagte Klaus Blankers und ging in die Bibliothek hinüber. Es war wie eine Flucht vor den traurigen Augen seiner Frau.
    Der Hausarzt kam zehn Minuten später. Er untersuchte das Kind, horchte alles ab, maß die Temperatur noch einmal nach. »Tja …« Er richtete sich auf und sah die Eheleute Blankers an. »Eine leichte Grippe, kein Grund zur Besorgnis. Man muß nur aufpassen, daß keine Lungenentzündung daraus wird. Das kommt bei kleinen Kindern leider sehr schnell.«
    »Ich muß also hierbleiben«, sagte Margit dumpf.
    »Ach was!« Dr. Schrader schüttelte den Kopf. »Sie können ruhig mit Ihrem Mann fahren, gnädige Frau. Ihre Mutter kommt ja her, das Mädchen paßt zusätzlich auf, und auch ich werde jeden Tag hereinschauen. Es kann gar nichts schiefgehen, glauben Sie mir.«
    »Nein, nein.« Margit hob die Hände. Ihr Gesicht war blaß, aber entschlossen. »Glauben Sie, Herr Doktor, ich hätte auf der Reise auch nur eine ruhige Minute, wenn das Kind hier im Fieber liegt?«
    Dagegen war nichts zu sagen. Dr. Schrader verabschiedete sich. Klaus Blankers zog seine Frau zärtlich an sich und strich ihr tröstend über das Haar.
    »Das ist ja nun ausgesprochenes Pech«, sagte er. »Aber Kopf hoch, in vier Tagen bin ich ja wieder da.« Er küßte Margit und drückte sie an sich. »Wir holen es nach, Liebling. Im Frühjahr fahren wir alle drei nach Spanien, in unser Häuschen am Meer. Außerdem haben wir ja noch die Tage in der Heide vor uns. Und wenn es dir hier zu langweilig wird, ruf doch Herrn Pommer an. Ich werde ihn bitten, sich ein bißchen um dich zu kümmern. Weißt du, er hat so eine gewisse Art, andere Menschen aufzuheitern.«
    »Ja, die hat er«, antwortete Margit tonlos. »Aber ich möchte es nicht …«
    »Ist ja nur ein Vorschlag von mir«, sagte Blankers, beugte sich über das Bettchen und streichelte liebevoll über das glühende Gesicht. »Ich habe jedenfalls volles Vertrauen zu ihm.«
    Margit nickte. Ihr Hals war wie zugeschnürt.
    Er wird es schamlos ausnutzen, dachte sie. Er wird sagen: Was willst du? Es ist Befehl vom Chef! So gemein wird er sein.
    »Kannst du die Reise nicht verschieben, bis Monika gesund ist?« fragte sie leise. »Vielleicht acht Tage?«
    »Unmöglich.« Blankers schüttelte den Kopf. »In Barcelona ist alles auf die Minute organisiert. Morgen früh ist schon die erste Sitzung. Verschiedene Herren kommen aus dem Süden. Man kann sie nicht einfach wieder umdirigieren.«
    Margit nickte müde. »Dann viel Erfolg, Klaus. Und komm so schnell wieder, wie du kannst.«
    »Natürlich, Schäfchen.«
    Am Morgen, gegen sechs Uhr, flog Blankers ab.
    Am Nachmittag rief Fred Pommer bei Margit an.
    Er war höflich, zurückhaltend und machte keinerlei anzügliche Bemerkungen. Er fragte nur, wie es der kleinen Monika gehe. Anscheinend war er nicht allein im Büro.
    »Gnädige Frau«, sagte er noch. »Wenn es Ihnen recht ist, komme ich morgen nach Büroschluß vorbei …«
    »Nein!« rief Margit ins Telefon. »Sparen Sie sich diesen Weg! Ich will Sie nicht sehen!«
    »Meinen verbindlichsten Dank, gnädige Frau. Also dann bis morgen, gegen zwanzig Uhr.« Pommers Stimme war glatt und unerschütterlich höflich. »Ich wünsche der kleinen Monika weiterhin sehr gute Besserung.«
    Margit legte auf. Es gab kein Ausweichen mehr. Und auch kein Weglaufen. Sie mußte sich erneut dem Mann stellen, der Vergangenheit wieder zur quälenden Gegenwart machte, der sie verführen und vernichten, besitzen und erpressen wollte.
    Morgen abend, gnädige Frau. Zwanzig Uhr …
    Wenn ich ihn doch umbringen könnte!
    *
    An diesem Abend ging Fred Pommer zu einem Empfang. Ein Lieferant von Blankers eröffnete ein neues Geschäftshaus. Blankers hatte Pommer gebeten, den Termin wahrzunehmen, weil auch seine drei Direktoren anderweitig beschäftigt waren.
    Es war die übliche Art von Geschäftsfeier, mit Sekt und kaltem Büfett, mit Ansprachen und Vertretern der Lokalpresse, dezenten dunklen Anzügen und schlichten Abendkleidern. Pommer langweilte sich, trank ein bißchen mehr als nötig und ließ seine Blicke immer wieder umherwandern.
    Da sah er seine Cousine Ursula Fürst. An der Seite eines großen, stämmigen jungen Mannes stand sie gerade mit dem Gastgeber zusammen an der vorübergehend als Bar aufgemachten Pförtnertheke.
    Ei, ei, dachte Pommer und kniff die Augen

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