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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Beschwerde und ein Kündigungsersuchen bei Margit Blankers ein. Margit las die Briefe selbst gar nicht. Sie gab sie an Dr. Preußig weiter, der sie einfach in seinen Schreibtisch einschloß und zunächst nicht mehr darüber sprach.
    *
    Nach dem Auftritt bei der Konferenz steckte Pommer zunächst einmal wieder zurück. Er hoffte sein Ziel dennoch zu erreichen – mit Geduld, Geschick und Zähigkeit. Zweimal versuchte er sich telefonisch bei Margit anzumelden, zweimal erhielt er eine Abfuhr. Sie wollte ihn nicht sehen.
    Dafür kam eines Morgens Sonja Richartz in sein Büro. Sonja, die er in der letzten Zeit beinahe schon vergessen hatte.
    Sie trat ein, in einem hautengen Jerseykostüm und mit wiegenden Hüften, setzte sich ungeniert auf die Schreibtischkante und sagte: »Fred, ich habe Sehnsucht nach dir. Warum läßt du nichts mehr von dir hören?«
    Er zündete sich eine Zigarette an und beobachtete sie mit schmalen Augen. »Habe eben viel zu tun hier, weißt du. Seit Blankers tot ist …«
    »Ja ja.« Sie seufzte und nickte vor sich hin. »Der arme Klaus Blankers. Es ist mir richtig nahegegangen. Sag mal … wirst du demnächst den Laden hier übernehmen? Oder habe ich da ein falsches Gerücht gehört?«
    »Abwarten«, erwiderte er ausweichend.
    »Aha.« Sie rutschte auf dem Schreibtisch ein Stück näher an ihn heran. »Du wirst es schon schaffen. Trümpfe genug hast du ja in der Hand, nicht wahr?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, mit Margit und so …« Sie lächelte tückisch. »Jedenfalls hoffe ich, daß du mich bei deinem unaufhaltsamen Aufstieg nicht vergißt, Fred. Denn auch ich habe Trümpfe in der Hand.«
    Pommer stand aus seinem Sessel auf. »Jetzt hör mir mal gut zu, Sonja«, sagte er kalt. »Wenn du glaubst, du könntest Blankers' tragischen Tod dazu ausnutzen, einen Haufen Geld hier rauszuholen: Ohne mich! Im Augenblick muß ich alle Kraft und Diplomatie aufwenden, um mich gegen ein paar widerborstige Direktoren durchzusetzen. Meinst du, ich setze jetzt deinetwegen alles aufs Spiel? Für deinen chronischen Pleiteladen?«
    »Endlich sind wir beim Thema.« Sonja rutschte von der Tischkante und trat auf Pommer zu. Seine Worte hatten sie nicht im geringsten beeindruckt. »Mein Süßer, übermorgen ist bei mir ein Wechsel fällig«, sagte sie schlicht. »17.000 Mark. Eine Kleinigkeit für dich, wie ich die Sachlage überschaue.«
    »Du bist wohl übergeschnappt!« Pommer hob abwehrend die Hände. »Wie stellst du dir das vor? Die Blankers-Werke sind weder ein Wohlfahrtsverein noch ein so chaotischer Laden wie deiner. Als wenn ich hier einfach 17 Mille rausholen könnte, und nächste Woche wieder 10.000, und so weiter und so weiter …«
    »Tja … so ähnlich wird es schon gehen«, erwiderte Sonja Richartz mit kühler Bestimmtheit. »Du hast dich mit mir zusammengetan, als du hier anfingst. Jetzt zahle die Zeche! Oder wäre es dir lieber, ich würde deinen zornigen Direktoren erzählen, was du in Wirklichkeit bis vor kurzem gemacht hast? Starr mich nicht so an, ich habe keine Angst vor dir. Im Gegenteil! Ich habe dich in der Hand, falls du das vergessen haben solltest.«
    In diesem kurzen Augenblick entschloß sich Pommer, alles auf eine Karte zu setzen. Es war ein Vabanquespiel; aber wenn es gelang, war er diese Frau zunächst einmal los. Er ging an ihr vorbei zur Tür, legte die Hand auf die Klinke und machte eine Kopfbewegung: »Raus!« zischte er. »Raus … und laß dich nie mehr sehen!«
    Sie war völlig überrascht. »Du wirfst mich hinaus?« schrie sie. »Du wagst es, mich einfach …«
    »Raus!« brüllte er. »Und wenn du reden willst: Dr. Preußig hat Zimmer Nummer 101. Direktor Mansfeld sitzt in Zimmer Nummer 89. Nun los doch, geh hin …«
    Er riß die Tür weit auf. Sonja Richartz zögerte noch immer. Dann verließ sie endlich das Zimmer. Die Tür knallte hinter ihr zu. Pommers Rechnung ging auf. Sonja suchte weder Dr. Preußig noch Direktor Mansfeld auf. Sie war zu überrumpelt, zu eingeschüchtert. Sie stieg in den Fahrstuhl und ließ sich nach unten bringen.
    Aus, dachte sie. Meine Wechsel sind praktisch jetzt schon geplatzt. Selbst wenn ich diesen Preußig über Pommer aufgeklärt hätte – mein Geld kriege ich doch nicht.
    In diesem Augenblick, während sie draußen vor der Fabrik in ihren roten Karmann stieg, haßte sie Fred Pommer mehr als alle anderen Menschen auf der Welt.
    *
    Fernando Exposito , das heißt Ferdinand der Findling, saß auf dem Rand eines alten Bootes und starrte über

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