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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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daß kein Mensch einen solchen Absturz überleben kann …«
    Dr. Mühlen wiegte den Kopf. »Selbstverständlich kann man versuchen, ein solches Verfahren einzuleiten. Aber dazu brauche ich offizielle Vollmachten von Frau Blankers und dem Syndikus der Firma.«
    »Selbstverständlich.« Pommer lächelte verbindlich.
    »Ich wollte mich zunächst nur einmal informieren. Einstweilen also besten Dank.«
    Er verabschiedete sich und fuhr ins Werk zurück.
    Am Nachmittag suchte er Dr. Preußig in seinem Arbeitszimmer auf. Er setzte sich, machte sein bescheidenstes Gesicht und sagte: »Herr Doktor … ich fürchte, ich habe mich in den letzten Tagen ziemlich ungeschickt benommen. Was von mir loyal und gut gemeint war, hat vor Ihnen und den anderen Herren wie Größenwahnsinn ausgesehen.« Er lächelte zerknirscht. »Wollen wir nicht wieder Frieden schließen?«
    Dr. Preußig sah Pommer aufmerksam an. Aha, dachte er. Der gute Herr wird schon nervös. Wie recht ich hatte mit meinem Entschluß, ihn einfach leerlaufen zu lassen.
    Laut sagte er: »Einverstanden, Herr Pommer. Es ist nett, daß Sie es einsehen und zu mir kommen. Begraben wir also das Kriegsbeil. Ich werde auch bei meinen Direktionskollegen in diesem Sinne gut Wetter für Sie machen.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Pommer und machte im Sitzen eine kleine Verbeugung. Und dann kam er, ganz vorsichtig und behutsam, auf seine Unterhaltung mit dem Anwalt zu sprechen. »Verstehen Sie mich bitte richtig«, sagte er abschließend. »Ich habe nichts anderes getan, als mich bei Dr. Mühlen über die juristischen Möglichkeiten zu informieren. Konkrete Schritte muß ich selbstverständlich Frau Blankers und Ihnen überlassen.«
    Das war genau der richtige Ton. Auch Dr. Preußig fand, daß die Firma so schnell wie möglich klare Verhältnisse brauchte. Er versprach, so bald wie möglich mit Margit Blankers zu sprechen, und verabschiedete Pommer ausgesprochen leutselig.
    Am nächsten Morgen suchte Dr. Preußig Margit auf und trug ihr mit wohlgesetzten, schonungsvollen Worten sein Anliegen vor.
    Margit nickte apathisch. Sie unterschrieb die Vollmacht für Dr. Preußig und bat ihn, alles Sonstige nach Möglichkeit ohne ihre Mitwirkung abzuwickeln.
    Pommer trieb die Sache sofort weiter voran. Schon eine Woche später konnte er Dr. Preußig einen Erfolg melden. Rechtsanwalt Dr. Mühlen hatte erreicht, daß eine von Staatsanwalt und Gericht gebildete Kommission unter der Mitarbeit von Unfallexperten bereit war, an die Costa Brava zu fahren und einen Lokaltermin abzuhalten.
    »Fahren Sie mit nach Spanien?« fragte Dr. Preußig. Pommer nickte. »Es wird mir nicht leichtfallen, auf diese Weise unseren verehrten Chef sozusagen endgültig zu Grabe zu tragen«, sagte er mit öliger Pseudotrauer in der Stimme. »Aber ich bin sicher, wir handeln in seinem Sinne – und zum Besten der Firma und der Familie.«
    *
    Drei Tage später saß Pommer zusammen mit den Mitgliedern der Kommission im Flugzeug. Er rauchte, blätterte in einem Aktenstück und war zufrieden mit sich und der Welt.
    Mit seinen Plänen lief es wie am Schnürchen. In Kürze würde Klaus Blankers auch amtlich tot sein. Und er, Fred Pommer, hatte das alles ins Rollen gebracht. Seine Position in der Firma war besser denn je. Gestern abend hatte er noch mit Dr. Preußig und den anderen Direktoren ein kleines Abendessen veranstaltet, zur endgültigen Versöhnung sozusagen.
    Ich habe sie alle eingewickelt, dachte er und blickte durch das Fenster der Maschine in den trüben Winterhimmel. Ich schaffe es! Fred Pommer, Chef der Blankers-Werke – welch ein fantastischer Aufstieg!
    Er schrak zusammen. Plötzlich roch er ein schweres, süßes Parfüm. Ein Parfüm, das Fred Pommer nur zu gut kannte.
    Mit einem Ruck fuhr er herum.
    Hinter ihm saß Sonja Richartz und lächelte ihn verstohlen an.
    *
    In Barcelona wurde die Gruppe von dem spanischen Oberstaatsanwalt erwartet. Während Sonja Richartz sofort weiterfuhr nach Blanes und dort in dem neuerbauten, mondänen Strandhotel wohnte, um als ›unbefangener Gast‹ die Meinungen des Hotelpersonals zu studieren, erklärte der Oberstaatsanwalt in seinem Büro anhand von Karten und Bildmaterial noch einmal den Stand der Ermittlungen.
    »Es ist alles ein großes Rätsel, Señores«, sagte er abschließend. »Es ist fast unmöglich, so einen Sturz zu überleben. Aber es ist andererseits ungewöhnlich, daß der Körper des unglücklichen Señor Blankers nicht längst angeschwemmt

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