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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine kleine Tischlampe brannte, an der die Schwester mit einem Buch gesessen hatte.
    »Es geht ihm vorzüglich, wie Sie sehen«, sagte Professor Mayfelder leise und zog die Tür wieder zu. »Wenn er damals nach dem Sturz gleich in richtige ärztliche Versorgung gekommen wäre, hätte man das Hämatom noch auflockern können, und es wäre nicht zu dieser tiefen Erinnerungslücke gekommen. Aber danken wir Gott, daß seine Verletzung so schnell reparabel ist.«
    Am nächsten Tag fuhr Baurat Bernhardt zurück nach Hamburg. Er mußte zum Dienst. Dafür wollte Lisa am Wochenende nach Köln kommen; sie kümmerte sich jetzt um die kleine Monika. Margit blieb. Sie hatte ein Zimmer in der Nähe der Neurochirurgischen Klinik gemietet und erschien jeden Tag auf der Privatstation. Vier Tage lang wartete sie vergebens im Nebenzimmer. Die Krisis hatte eingesetzt. Blankers wechselte von kurzer Klarheit in tiefe Bewußtlosigkeit hinüber, von Unruhe in völlige Apathie. Professor Mayfelder konnte nichts tun, als Kreislaufmittel geben und das Herz stützen. Es waren die Tage, in denen die Natur sich allein helfen mußte und der Arzt nur beobachtend dabeisaß und hoffte, wie alle in diesen Tagen nur hoffen konnten. Hält er es aus, oder versagt das Herz? Entsteht eine neue Blutung im Gehirn, oder kapseln sich die kleinen Hämatomherde ein und verschwarten?
    Es waren vier Tage, die Margit wie eine Buße für all das empfand, was sie Klaus Blankers verschwiegen hatte. Vier Tage einer inneren Hölle, die sie um zehn Jahre reifen ließen.
    In diesen vier Tagen geschahen aber auch sonst noch wichtige Dinge:
    Sonja Richartz beschloß, sobald Klaus Blankers Besuch empfangen durfte, nach Köln zu reisen und ihm einen großen Blumenstrauß zu bringen. Das würde ihn überzeugen, wie innerlich verbunden sie sich ihm fühlte und wie ungerecht es gewesen war, sie so ablehnend zu behandeln. Jeden Tag rief sie in der Klinik an und ließ sich von der Station berichten, wie es Herrn Blankers gehe. Daß Margit immer in der Klinik wartete, störte sie nicht im geringsten. Wer kann es einem verbieten, höflich zu sein? Und ein Blumenstrauß für einen Kranken ist kein Anlaß zu haßerfüllter Abwehr.
    Das zweite Ereignis dieser vier Tage fand unbemerkt an der deutsch-französischen Grenze bei Kehl statt.
    Auf der Toilette eingeschlossen, fuhr mit dem D-Zug Straßburg-Freiburg ein paßloser, blinder Reisender nach Deutschland.
    Ein schönes Mädchen mit Glutaugen und langen schwarzen Haaren. Neben ihr auf dem Boden lagen ihre wenigen Habseligkeiten, eingedreht in eine alte Mantilla.
    Estrella Cortez suchte ihren Fernando im kalten Deutschland.
    *
    Mit wachen Augen verfolgte auch Fred Pommer die Entwicklung in Köln. Dr. Mühlen hatte ihn durch harte Wahrheiten in seinem Tatendrang etwas gezügelt. »Blankers ist wieder da, ob mit Erinnerung oder ohne, das ist im Augenblick unwichtig. Auch wenn die Operation mißlingt und er nicht mehr geschäftsfähig sein sollte und es uns gelingt, treuhänderisch die Geschäfte für Frau Blankers zu führen, sollten Sie sich hüten, allzu energisch aufzutreten. Denken Sie daran, daß Sie Zeit haben, viel Zeit. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.«
    Pommer nickte und rührte mit einem Silberlöffel das Eis in seinem Whisky. »Was raten Sie also, Doktor?«
    »Freundlichkeit. Hilfsbereitschaft. Versöhnung mit den Direktoren, bevor sie ihre Kündigung wahrmachen und ausscheiden.«
    »Muß das sein?«
    »Es wäre taktisch klug. Dr. Preußig ist, das weiß ich jetzt, nur geblieben, um – wie er sagte, im vertrauten Kreis – das Schlimmste zu verhüten.«
    »Das Schlimmste bin ich.«
    »In seinen Augen ganz natürlich.«
    »Und da soll ich freundlich sein?«
    »Da Blankers nun lebt, haben es sich auch die anderen Direktoren, die ihre Entlassung einreichten, anders überlegt und werden bleiben.«
    »Ach! Das ist mir neu.« Pommer trank den Whisky mit schnellen, kleinen Schlucken. Diese Mitteilung enthielt eine große Gefahr, er spürte sie fast körperlich. »Seit wann wissen Sie das?«
    »Ich erfuhr es zufällig von einem Mann des Personalbüros. Frau Blankers hat die entsprechenden Gesuche auf Anraten Dr. Preußigs sofort angenommen. Die Herren warten mit der Rückkehr in ihre Büros nur so lange, bis Blankers wieder aus dem Krankenhaus entlassen wird.«
    »Ach.« Pommer sah in das leere Glas. Eine Verschwörung hinter meinem Rücken. Die Herren Direktoren wollen Intriganten spielen. Aber sie haben einen Pommer

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