Nacht der Versuchung
eingeschätzt haben.”
“Xavier!” Mariella sah ihn entsetzt an und spürte, wie ihr die Knie zitterten.
“Ich habe keine Ahnung, wie Sie an den Sicherheitsleuten vorbeigekommen sind … obwohl ich es mir vorstellen kann!”, fuhr er spöttisch fort. “Frauen, die sich aushalten lassen oder ihre Gunst an den Meistbietenden verkaufen, sind normalerweise zu solchen Veranstaltungen nicht zugelassen.”
Seine Worte trafen sie nicht nur in ihrem Stolz, sondern weckten auch ihre Beschützerinstinkte bezüglich ihrer Schwester. Wenn sie sich allerdings auf ein Gespräch mit Xavier einließ, würde sie ihm erklären müssen, dass sie nicht Fleurs Mutter war. Augenblicklich wurde sie jedoch zum Frühstück im Pavillon erwartet. Immerhin war sie geschäftlich hier und würde ihren lukrativen Auftrag nicht durch ein peinliches Wortgefecht mit Xavier vor den Augen des Prinzen aufs Spiel setzen!
“Ich weigere mich, mit Ihnen zu reden, wenn Sie so unhöflich sind”, sagte sie kühl. “Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich werde beim Frühstück erwartet.” Grelles Blitzlicht ließ sie zusammenzucken, und sie erkannte, dass ein Fotograf soeben sie und Xavier fotografiert hatte!
“Glauben Sie nicht, dass ich nicht weiß, was Sie hier vorhaben?”, sagte Xavier herausfordernd. “Weil Ihnen klar ist, dass Khalid nun zur Vernunft kommen wird, wenn er erfährt, was für eine Frau Sie sind, suchen Sie hier nach einem neuen reichen Gönner, der Sie finanziert.”
Sie finanzieren! Mariella bebte vor Empörung. “Zu Ihrer Information: Ich brauche niemanden, der mich ‘finanziert’. Ich bin, was das anbetrifft, völlig unabhängig.” Mariella machte auf dem Absatz kehrt und eilte davon. Jemand berührte sie am Arm. Als sie sich argwöhnisch umwandte, war es nur der Assistent des Prinzen.
“Der Prinz würde sich freuen, wenn Sie ihm zum Frühstück an seinem Tisch Gesellschaft leisten, Miss Sutton. Darf ich Sie vorher zur Kinderkrippe begleiten?”, schlug er diskret vor.
Xavier beobachtete wütend, wie Mariella in der Menge verschwand. Wie konnte sie es wagen, ihn anzulügen und zu behaupten, sie wäre finanziell unabhängig, wo sie doch wusste, dass er die Wahrheit kannte? Und warum, in aller Welt, war er so dumm, auch nur einen weiteren Gedanken an diese Intrigantin zu verschwenden?
Nach dem Frühstück, als die Gäste allmählich aufbrachen, kam der Prinz zu Mariella.
“Mein Assistent wird Sie anrufen, um mit Ihnen einen Termin abzusprechen, damit wir über die Details meines Auftrags reden.”
“Wäre es vielleicht möglich, dass ich mir Ihre neue Loge persönlich ansehe?”, fragte Mariella. “Oder könnte ich zumindest einige Pläne bekommen?” Sie hatte bereits eine Idee, die, falls der Prinz zustimmen würde, recht innovativ sein würde, aber sie musste sich die Loge erst ansehen, um zu entscheiden, ob es durchführbar war.
“Aber natürlich, ich lasse das arrangieren.”
Prinz Sayid begleitete Mariella auf den Hof hinaus. Xavier stand nur wenige Meter entfernt, und sie bemerkte errötend, wie er mit vielsagendem Blick erst den Prinzen und dann sie betrachtete … als wäre sie eine … Ware, die man käuflich erwerben könnte!
“Eure Hoheit.”
“Xavier!” Als die beiden Männer sich begrüßten, wollte Mariella sich abwenden, aber Xavier vertrat ihr den Weg.
“Wie ich sehe, haben Sie Fleur nicht dabei?”
“Nein”, antwortete Mariella kühl. “Sie ist in der Kinderkrippe. Ich bin gerade auf dem Weg, sie zu holen.”
“Ich wusste gar nicht, dass Sie Miss Sutton kennen, Xavier”, mischte sich der Prinz ein. “Ehrlich gesagt, habe ich vor, mich ihrer bemerkenswerten Dienste zu bedienen, und sie hat mir etwas außerordentlich Innovatives versprochen.”
Mariella errötete noch tiefer, als sie Xavier ansah, in welch eindeutige Richtung er die Worte des Prinzen interpretierte. Sie bat Prinz Sayid höflich, sie zu entschuldigen, und ließ Xavier stehen. Aber im Schatten des nächsten Pavillons hatte er sie eingeholt und packte sie am Arm.
“Alle Achtung, Sie sind wirklich ein Luder! Die Ehe des Prinzen gilt als mustergültig, und doch spricht er ganz offen davon, eine Affäre mit Ihnen anzufangen.”
Mariella hielt das keiner Antwort für würdig. Stattdessen lächelte sie kühl. “Wie Sie sehen, hätten Sie sich gar nicht so viel Mühe geben müssen, um Ihren Cousin zu beschützen. Sie brauchen gar nicht zu ihm zu laufen und ihm alles von Ihrem widerlichen, gemeinen Verhalten mir
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