Nacht der Versuchung
gegenüber zu erzählen. Denn wenn ihm erst zu Ohren kommt, dass Prinz Sayid mich für meine … bemerkenswerten Dienste bezahlt …”
“Sie brüsten sich auch noch damit?” Xavier hatte sie jetzt an beiden Armen gepackt und hielt sie so fest, dass es wehtat.
Überrascht stellte Mariella fest, dass es ihr Spaß machte, Xavier aufzuziehen. “Warum sollte ich nicht?”, entgegnete sie herausfordernd. “Ich bin stolz darauf, dass meine Talente so große Anerkennung finden und ich mir damit mehr als gut meinen Lebensunterhalt verdienen kann.” Triumphierend registrierte sie das empörte Aufleuchten in seinen Augen. “In manchen Kreisen bin ich schon richtig bekannt.” Im nächsten Moment begriff sie, dass sie zu weit gegangen war, und verspürte einen Anflug von Panik.
“Sie sind stolz darauf, als flatterhaftes Luxusweib bekannt zu sein?”, stieß Xavier wütend aus. Er sah, dass sie die Hand heben wollte, um ihn zu ohrfeigen, und fügte hinzu: “Wenn Sie mich schlagen, könnte es durchaus passieren, dass Sie dafür im Gefängnis landen, wohingegen, wenn ich das hier tue …”
Ehe Mariella sich’s versah, beugte er sich herab und küsste sie wild und heftig. Verzweifelt versuchte sie, sich loszureißen, doch er war einfach zu stark. Im Schatten des Pavillons presste er sie an sich und bewies ihr einmal mehr, was sie bereits wusste: dass er sie trotz aller Wut und Verachtung begehrte. So wie sie ihn?
Xavier ließ sie so unvermittelt los, dass sie ins Taumeln geriet. Im Abwenden zog er eine Brieftasche aus seinem Gewand und warf ihr einige Banknoten vor die Füße.
Kreideweiß blickte sie ihn an. Sicher, sie hatte ihn bewusst gereizt und aufgezogen, aber das hatte sie nicht verdient!
“Heb es auf!”, befahl er schroff.
Sie atmete tief ein. “Also gut”, sagte sie ruhig, um sich wenigstens einen Rest an Würde zu bewahren, “ich bin sicher, es wird als Spende für den wohltätigen Zweck willkommen sein, Xavier. Soweit ich weiß, geht es darum, verlassene Kinder zu unterstützen.” Insgeheim konnte sie nur beten, dass er ihre Tränen nicht bemerkte, sondern das Glitzern in ihren Augen als Verachtung deutete.
Wortlos ließ Xavier sie gehen. Er war entsetzt über sein Verhalten, aber zu stolz, es zuzugeben … und vor allem eigensinnig entschlossen, sich nicht einzugestehen, wodurch dieses Verhalten tatsächlich initiiert worden war.
Wie hätte er auch zugeben können, dass er wegen dieser Frau vor Eifersucht brannte? Wie hätte er sich eingestehen können, dass sein Wunsch, sie zu besitzen, über sein rein körperliches Verlangen weit hinausging? Eine unmögliche Vorstellung, die er nicht einmal zu denken wagte!
7. KAPITEL
“E in Fries?”
Der Prinz sah Mariella überrascht an.
Es waren drei Tage vergangen seit dem Frühstück und zwei, seit sie sich die neue Familienloge persönlich angesehen hatte. Nach dem Zwischenfall mit Xavier war die Versuchung für sie groß gewesen, einfach ihre Sachen zu packen und so schnell wie möglich nach Hause zurückzufliegen. Aber ihr Stolz hatte nicht zugelassen, so einfach klein beizugeben. Es war nicht ihre Schuld, dass Xavier die Dinge so restlos missverstanden hatte … nun, jedenfalls nicht allein ihre Schuld! Und der Auftrag des Prinzen war für sie als Künstlerin einfach zu reizvoll, um ihn abzulehnen – ganz zu schweigen von dem Honorar, worauf sie Kate als ihre Agentin ja zur Genüge hingewiesen hatte.
Anstatt sich also den Kopf über Xavier zu zerbrechen, hatte Mariella die letzten beiden Tage intensiv an einem Vorschlag zur künstlerischen Gestaltung der neuen Loge des Prinzen gearbeitet. Nun stellte sie ihm ihre Idee im Detail vor.
“Der halbkreisförmige Gang, der zu der Loge führt, wäre ideal für ein derartiges Projekt. Ich könnte Ihre Pferde dort auf die verschiedenste Weise darstellen … Ich habe bereits ein wenig mit Ihren Trainern und Pferdepflegern gesprochen, und sie haben mir erzählt, dass jedes Ihrer Pferde eine ganz eigene Persönlichkeit und eigene kleine Marotten hat. Wenn ich die Pferde also wie ein Fries auf der Wand nacheinander abbilden würde, könnte ich Derartiges mit einflechten. Zum Beispiel Solomon, der immer der Erste sein will, oder Saladin, der seine Box nur verlässt, wenn seine Freundin, die Katze, mitkommt. Shazare mag keine anderen Pferde mit weißen Fesseln, und …”
Prinz Sayid lachte. “Wie ich sehe, haben Sie sich wirklich gut vorbereitet. Ja, die Idee gefällt mir, aber es würde ein ziemlich
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