Nacht der Versuchung
Foto lautete:
Wer war die geheimnisvolle Unbekannte, mit der Scheich Xavier sich so angeregt unterhalten hat? Der Scheich ist für seine strengen Moralvorstellungen bekannt und scheint sein Leben seiner Rolle als Führer des Al-Agier-Stammes zu widmen. Dennoch wurde er beim Wohltätigkeitsfrühstück des Prinzen gleich zweimal in sehr vertraulicher Unterhaltung mit einem speziellen weiblichen Gast gesehen. Könnte es sein, dass der Scheich endlich doch eine Frau gefunden hat, die sein Leben teilen soll? Und wer ist das Baby, das die unbekannte junge Frau auf dem Arm trägt? In welcher Beziehung steht es zu dem Scheich?
“Wissen Sie, Miss Sutton”, fuhr der Prinz jetzt nachdrücklich fort, “anders als bei Ihnen zu Hause löst in unserem Land eine allein stehende junge Frau mit einem Kind gewisse … Spekulationen und auch Missbilligung aus. In dem Artikel wird nahegelegt, dass man glaubt, Sie und Xavier seien Fleurs Eltern.”
“Aber Sie wissen doch, dass das nicht stimmt, Eure Hoheit”, protestierte Mariella. “Fleur ist meine Nichte.”
“Natürlich. Ich für meinen Teil akzeptiere selbstverständlich Ihre Erklärung, aber ich meine, Ihrem Ruf in der Öffentlichkeit zuliebe verlangt dieser Artikel nach einer förmlichen Reaktion. Deshalb habe ich meine Mitarbeiter angewiesen, sich mit den Leuten von der Zeitung in Verbindung zu setzen und sie über die Fakten in Kenntnis zu setzen … dass Fleur Ihre Nichte ist und Sie hier in Zuran sind, um für mich zu arbeiten. Damit wird die Angelegenheit hoffentlich erledigt sein.”
Mariella blickte nachdenklich auf ihr Handy. Zum dritten Mal innerhalb der vergangenen drei Stunden hatte sie wieder nur die Mailbox ihrer Schwester erreicht. Warum rief Tanya nicht zurück?
Angesichts des Zeitaufwandes, der für die Fertigstellung des Frieses nötig war, hatte sie sich mit dem Prinzen darauf geeinigt, gar nicht erst nach England zurückzukehren, sondern mit Fleur gleich in Zuran zu bleiben, damit sie die Arbeit sofort aufnehmen konnte. Der Prinz wollte ihr ein kleines Apartment und einen Wagen zur Verfügung stellen, und Mariella war dabei, eine Einkaufsliste zusammenzustellen, um sich und Fleur mit allem Nötigen für den verlängerten Aufenthalt zu versorgen.
Als es an der Tür ihres Bungalows klopfte, erwartete sie einen Angestellten des Beach Clubs und öffnete arglos. Aber zu ihrer Überraschung sah sie sich Xavier gegenüber.
Ohne ihre Einladung abzuwarten, trat er ein und schlug die Tür hinter sich zu. “Vielleicht können Sie mir das hier erklären!”, sagte er sarkastisch, warf die aktuelle Ausgabe der Zuraner Tageszeitung auf den Tisch und schlug die Gesellschaftskolumne auf.
“Ich muss Ihnen gar nichts erklären, Xavier”, erwiderte sie kühl.
“Es heißt hier, dass Sie gar nicht Fleurs Mutter seien!”
“Stimmt”, bestätigte sie ruhig. “Ich bin ihre Tante. Meine Schwester Tanya ist Fleurs Mutter … die Frau, die Sie vor mir so gemein und unfair beschimpft und schlecht gemacht haben. Und zu Ihrer Information: Tanya ist nicht … irgendein Flittchen, wie Sie unterstellt haben, sondern eine professionelle Sängerin und Tänzerin. Und während Sie meinen, sie sei nicht gut genug für Ihren kostbaren Cousin, bin ich hingegen der Ansicht, dass er nicht gut genug ist für meine Schwester … und ganz bestimmt nicht für Fleur!”
Ihre blaugrünen Augen funkelten. Endlich musste sie all ihrem Zorn und ihrer Empörung Luft machen. “Ihr Cousin hat Tanya erzählt, dass er sie liebe und auf immer mit ihr zusammenbleiben wolle … und dann hat er sie und Fleur sitzen gelassen! Haben Sie eine Ahnung, wie schlimm das für Tanya war? Ich war bei Fleurs Geburt an ihrer Seite und habe gehört, wie sie nach dem Mann rief, den sie liebte. Ihr Männer macht es euch leicht. Wenn euch die Verantwortung zu viel wird, macht ihr euch einfach davon. Ihr überlegt nicht, was es für ein Kind bedeutet, in dem Wissen aufzuwachsen, dass sein Vater es nicht gewollt und nicht geliebt hat … und dass seine Mutter nie wieder richtig glücklich sein wird, nachdem ihr das Herz gebrochen worden ist. Ich würde nie zulassen, dass ein Mann mir so wehtut, wie es Tanya passiert ist!”
“Sie haben mich bewusst und mutwillig in dem Glauben gelassen, Sie und Khalid seien ein Liebespaar!”, warf Xavier ihr entrüstet vor.
“Nun, zuerst dachte ich, Sie seien Fleurs Vater, und habe deshalb angenommen, Sie wüssten, dass ich nicht Fleurs Mutter bin. Aber seien Sie ehrlich,
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