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Nacht der Zaubertiere

Nacht der Zaubertiere

Titel: Nacht der Zaubertiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hier aufgetrieben?«
    Zack grollte ärgerlich: »Schauen Sie sich das Bargeld an, Viktor. Geld ist ihr bester Freund. Ihr bester und treuester Freund. Wenn man Geld hat, braucht man keine anderen Freunde. Schauen Sie sich das Geld an, und denken Sie daran, was Sie damit machen können, dann kann es Ihnen egal sein, wer ich bin und wie ich Sie gefunden habe.«
    An Zacks Stimme war etwas Bezwingendes, und Viktor konnte den Blick nicht von dem Koffer wenden, der randvoll mit Banknoten war. Der bloße Anblick des Geldes nahm ihm den Atem, und seine Gedanken verwirrten sich. »Seien Sie vernünftig, Viktor. Verkaufen Sie mir die Fabrik. Jetzt auf der Stelle.«
    Die Fabrik war wirklich ein Fluch. Wenn Viktor bedachte, was sie Isaak angetan hatte: hatte ihn sein ganzes Leben lang ein Kind bleiben lassen, ein unverantwortliches Kind. Und kaum hatte er, Viktor, das Grundstück geerbt, war der Fluch auch schon auf ihn übergegangen: Er rannte wie ein Verrückter im Schneesturm durch die Straßen, um nach Zaubertieren zu suchen, die es gar nicht gab.
    »Verkaufen Sie, Viktor. Verkaufen Sie. Verkaufen Sie an mich, und nehmen Sie Ihr Geld und werden Sie damit glücklich.«
    »Also. ..«
    »Verkaufen Sie, verkaufen Sie mir, verkaufen Sie die Klitsche und leben Sie danach herrlich und in Freuden.«
    Hin- und hergerissen zwischen Geldgier und dem Wunsch, zu glauben, daß Isaak auf unerklärliche Art und Weise wirklich Zaubertiere geschaffen hatte, befand sich Viktor in einem Aufruhr der Gefühle. Er war entsetzt über seine Unfähigkeit, dem Geld zu widerstehen, aber er hatte auch Angst, in Zacks haßerfüllte Augen zu schauen, und deshalb lenkte er seinen tief verstörten Blick in die Nacht hinaus. Und das war der Augenblick, in dem er gerade unterhalb des Fensters eine schwache Stimme hörte:
    »Bugga-bugga-bugga!«
    Er beugte sich verblüfft näher an die Fensterscheibe und sah draußen auf dem Gehweg die ausgestopften Spielzeugtiere an dem Nachtcafe vorüberrasen. Das Karnickel hupfte rückwärts und schrie jemanden zu, der ihm und seinen ausge- stopften Freunden zu folgen schien.
    »Bugga-bugga-bugga!«
    Dann verschwanden das Karnickel, der Elefant, der Gestiefelte Kater und die anderen Spielzeugtiere nach rechts. Völlig fassungslos preßte Viktor die Nase an das kalte Glas, um noch etwas besser sehen zu können.
    »Über zwei Millionen, Viktor«, sagte Zacharias Zack mit neuerlichem Drängen.
    Die Tiere waren verschwunden. Viktor konnte keinen Schimmer mehr von ihnen erhaschen, aber plötzlich sah er zu seiner Linken die Marionetten und den Roboter und den Schratz in der Kiste. Sie stürzten am Cafe vorbei und verfolgten die Spielzeugtiere. In seiner Hast, aus der Sitzecke herauszukommen, stieß Viktor gegen den Koffer, der auf den Boden fiel, wobei sich die Hunderterbündel nach allen Seiten ergossen. Die Kellnerinnen und der Koch schauten überrascht auf, und als sie das Geld erblickten, rissen sie die Augen sperrangelweit auf.
    »Warten Sie!« rief Zack.
    Aber Viktor rannte schon los, hielt sich nicht einmal damit auf, sich den Regenmantel anzuziehen. Er stieß die Tür des Nachtcafes auf und stürzte hinaus in Sturm und Schneetreiben. Die bösen Spielzeugfiguren, die ihn im Wald überfallen hatten, bogen jetzt gerade am Ende des Häuserblocks um die Ecke.
    Viktor rannte hinter ihnen her, rutschte aus, stürzte, stand wieder auf, stürzte abermals, aber er gab nicht auf.
    Amos wußte, daß sie von der Straße verschwinden mußten. Erstens konnten sie ihren Feinden auf die
    Dauer nicht entkommen. Sie mußten sich verstek- ken und darauf hoffen, daß die Mörderbande ihre Spur verlor. Und zweitens, je länger sie auf der Straße blieben, desto größer war die Gefahr, daß sie trotz Schneesturms zufällig von Menschen gesehen wurden, die sie doch nie und nimmer erblicken durften.
    In einem schwach beleuchteten Durchgang zwischen zwei großen Gebäuden entdeckte Amos ein kleines Kellerfenster, das offenstand. Für einen Menschen wäre es viel zu schmal gewesen, aber für ein Zaubertier gerade groß genug. Amos wies seine Freunde an, sich durch die Klappe in den darunterliegenden Kellerraum gleiten zu lassen.
    Der Gestiefelte Kater, der Alte, Karamel und Einstein rutschten ins Dunkle, nur Hupf sträubte sich und sagte: »Laß mich doch auf diese Bösewichte warten und nochmal bugga-bugga schreien.«
    »Nein.«
    »Aber vorhin haben sie mich sicher gar nicht gehört. Und wenn sie richtig mitkriegen, wie ich bugga-bugga schreie,

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