Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
die der Empfangschef heute versucht hat dir auszurichten?“
„Kann sein, dass jemand geklopft hat. Ich weiß es nicht. Jetzt überleg doch mal: Es war Tag, und ich hab geschlafen!“
„Annika schickt eine Suchmannschaft wegen dir los“, sagte Regin. „Sie sind gerade am Flugplatz.“
„Na, dann ruf sie an und sag ihnen, sie sollen gleich wieder umkehren, weil ich nämlich nicht mehr lange hier sein werde.“
„Willst du denn nicht mal wissen, was für eine Gefahr dir droht?“
Emma warf einen Blick auf das Nachttischchen. „Ich weiß schon Bescheid, vielen Dank.“
„Du hast einen Vampir gesehen?“, kreischte Regin. „Hat er sich an dich rangemacht?“
„Einen was ?“, kreischte Emma zurück.
„Was hast du denn gedacht, was ich mit Gefahr meine? Überall auf der Welt werden Walküren von Vampiren verfolg t – sogar hier. Vampire in Louisiana , kannst du dir so was vorstellen? Aber das ist noch längst nicht alles. Ivo der Grausame, die rechte Hand des Königs der Vampire, wurde in der Bourbon Street gesehen.“
„So nahe an unserem Haus?“ Annika war vor einigen Jahren mit ihrem Koven nach New Orleans gezogen, möglichst weit weg vom Königreich der Vampirhorde in Russland.
„Ja, und Lothaire war auch dabei. Vielleicht hast du noch nichts von ihm gehört. Er ist einer der Ältesten der Horde, zieht irgendwie sein eigenes Ding durch, aber voll finster. Ich nehme an, Ivo und er werden nicht bloß wegen der Musik und einem Drink im French Quarter gewesen sein. Annika war schon unterwegs, um sie zu suchen. Wir wissen nicht, was sie vorhaben und warum sie nicht einfach töten wie sonst auch, aber wenn sie herausgefunden haben, wo du dich aufhälts t … “
Emma dachte zurück an ihre nächtlichen Streifzüge durch Paris. Waren ihr vielleicht Mitglieder der Horde gefolgt? Könnte sie überhaupt einen Vampir von einem Menschen unterscheiden? Ihre Tanten hatten ihr nicht nur beigebracht, dass die Lykae Ungeheuer waren, sie hatten ihr vor allem an so ziemlich jedem einzelnen Tag ihres Lebens erzählt, wie brutal und grausam die Horde war.
Vor über fünfzig Jahren hatten die Vampire Furie, die Königin der Walküren, gefangen genommen, und seitdem war sie wie vom Erdboden verschluckt. Es gab Gerüchte, dass sie sie mit Ketten an den Grund des Meeres gefesselt und somit dazu verurteilt hätten, bis in alle Ewigkeit zu ertrinken, nur um durch ihre Unsterblichkeit immer wieder ins Leben zurückgerufen zu werden.
Die Vampire hatten Regins Rasse vollkommen ausgelöscht, was für eine schwierige Beziehung zwischen ihr und Emma sorgte, um es milde auszudrücken. Emma wusste, dass Regin sie liebte, aber sie behandelte sie sehr streng. Ihre Ziehmutter Annika betrieb das Töten von Vampiren als eine Art Hobby, denn, wie sie oft und gerne sagte: „Nur ein toter Blutsauger ist ein guter Blutsauger.“
Und jetzt war möglicherweise der Zeitpunkt gekommen, dass die Vampire Emma entdeckten. Dies war seit siebzig Jahren Annikas größte Angs t – seit Emma zum ersten Mal versucht hatte, sie in aller Öffentlichkeit mit ihren Babyfangzähnen zu beißen.
„Annika glaubt, dass dies erste Anzeichen für den Beginn der Akzession sind“, sagte Regin. Sie wusste, dass diese Nachricht Emma in Angst und Schrecken versetzen würde. „Und trotzdem willst du der Sicherheit des Kovens fernbleiben?“
Die Akzession. Ein Gefühl der Kälte durchfuhr Emma.
Die Akzession war kein zerstörerischer Krieg vom Typ Weltuntergang, da die Sieger wohlhabend und mächtig daraus hervorgehen würden. Die Vorstellung, dass sich die stärksten Fraktionen der Mythenwelt auf neutralem Boden nach einer Verabredung zu „allgemeinem Kampfgetümmel“ zu einer gepflegten Prügelei trafen, war jedoch auch nicht richtig. Nach ungefähr zehn Jahren begannen bestimmte Ereignisse ins Spiel zu kommen, so als ob das Schicksal zukünftige tödliche Konflikte aussäte, wobei alle Teilnehmer in alarmierender Geschwindigkeit hineingezogen wurden. Wie die Flügel einer Windmühle an einer verrosteten Speiche erwachte sie langsam, ächzend und knarzend zu neuem Leben, um alle fünfhundert Jahre richtig in Fahrt zu kommen und sich mit rasender Geschwindigkeit zu bewegen.
Einige behaupteten, es handle sich um ein kosmisches System gegenseitiger Kontrolle angesichts einer immer wieder anwachsenden Anzahl von Unsterblichen, bei dem sie gezwungen wurden, einander umzubringen. Gewonnen hatte am Ende das Lager, das die wenigsten Mitglieder verloren
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