Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
aber dein Platz ist an meiner Seite. Hier bei mir.“
„Hier. Im Norden Schottlands. Und der Sommer fängt gerade erst an. Sag mal, Lach, wie lang sind eigentlich die Sommertage hier oben?“
„Ich habe das alles bedacht. Wir ziehen an irgendeinen anderen Ort, wo du dich auch im Sommer wohlfühlst. Und im Winter sind die Nächte hier dafür umso länger. Meinst du denn, ich möchte nicht an einem Ort mit dir zusammen sein, wo ich möglichst viele Stunden mit dir verbringen kann?“
„Du hast ja an alles gedacht. Und du wirst mich zwingen ‚Ja, ich will’ zu sagen, ob ich nun will oder nicht?“
„Ja, ich will?“ Er runzelte die Stirn. „Wie bei einer Hochzeit? Das hier ist sehr viel ernster als eine Hochzeit.“
„Das ist ungefähr genauso ernst.“
„Ehen können enden.“
Ihre Lippen öffneten sich leicht. „Na, so wird doch alles ins rechte Licht gerückt. Ohne Ausweg, und das bis in alle Ewigkeit. Bist du eigentlich je auf die Idee gekommen, dass ich vielleicht einfach nur einen Tag nach dem anderen angehen möchte? Ich bin noch jung, und hier geht’s um alles . Du bittest mic h – nein, du verlangst alles von mir, und dabei kenne ich dich doch erst seit einer Woche. Du magst ja diese kosmische Gewissheit meinetwegen verspüren, aber ich fühle nicht dasselbe.“
„Wenn ich dich fragen würde, würde das einen Unterschied machen? Wirst du bei mir bleiben?“
„Nein, werd ich nicht. Aber ich sage nicht, dass wir uns nie mehr wiedersehen werden. Ich fahre nach Hause, wir lassen die Sache langsam angehen und lernen uns erst mal richtig kennen.“
Er schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, waren sie von Schmerz erfüllt. Dann wurde sein Gesichtsausdruck hart. „Das kann ich nicht zulassen. Du wirst hierbleiben, bis du mir auf diese Frage eine andere Antwort gibst.“
„Du willst mich also von meiner Familie fernhalten?“
Er packte brutal ihren Arm. „Du hast ja keine Ahnung, wie weit ich gehen werde, um dich zu behalten, Emma. Ich werde es tun und noch sehr viel mehr. Ich werde alles tun, was nötig ist.“
„Du wirst mich nicht als Gefangene hierbehalten.“
Aus irgendeinem Grund machte ihn das wütender als alles andere. Sein Körper verkrampfte sich, und seine Augen flackerten blau. „Nein, das kann ich nicht. Du bist frei und kannst gehen. Aber ein Auto bekommst du nicht. Du kannst auch niemandem den Weg hierher beschreiben, um dich abzuholen. Wir sind Hunderte Meilen von der nächsten Kleinstadt entfernt, die fast ausschließlich von Clanmitgliedern bewohnt wird, also würde ich dir nicht empfehlen, einfach so loszumarschieren.“ An der Tür wandte er sich noch einmal um. „Ich kann dich nicht gefangen halten. Die Sonne schon.“
22
„Nïx!“, heulte Emma in den Hörer, als sich ihre Tante am Telefon meldete.
„Na so was, Emma, wie geht es dir? Gefällt’s dir in Schottland?“, fragte diese geistesabwesend.
„Gib mir bitte Annika.“
„Die ist leider gerade verhindert.“
Emma holte tief Luft und trommelte mit den Fingernägeln auf den Schreibtisch in dem kleinen Büro, das sie gefunden hatte. „Nïx, das ist kein Spiel. Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal anrufen kann, und ich muss dringend mit ihr reden.“
„Verhindert.“
„Was meinst du?“, fragte Emma ungeduldig. „Entweder ist sie da oder nicht.“
„Sie steckt gerade mitten in Verhandlungen mit den Geistern.“
Fassungslos sank Emma auf einen kühlen Ledersessel. „Warum sollten wir die denn brauchen?“ Die Geister waren so eine Art letzte Hilfe, wenn sich ein Koven in ernster Gefahr befand. Der Preis, den sie dafür forderten, einen Kreis um das Herrenhaus zu bilden, um es mit ihrer Geistermacht vor Eindringlingen zu beschützen, war gesalzen.
„Wir wurden angegriffen!“, sagte Nïx begeistert. „Die Vampire von Ivo dem Grausamen haben das Herrenhaus überfallen und uns angegriffen. Mich allerdings nicht, um genau zu sein, weil mich keiner rechtzeitig geweckt hat, und darüber bin ich wirklich sauer. Aber es waren auch gar nicht alles nur Vampire, stell dir mal vor. Einer war ein Dämonenvampir. Ich würde ihn von nun an gerne Dämpir nennen, aber Regin besteht darauf, ihn als Vamon zu bezeichnen, aus purem Trotz. Oh, und dann hat Lucias Pfeil den Dämpir verfehlt, und wie ich hörte, ist sie auf der Stelle zusammengebrochen und hat gekreischt, bis jede einzelne Glühbirne im ganzen Haus zersprungen ist. Aber im Dunkeln kam uns dann dieser Lykae zu Hilf e – hat sich
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