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Nacht des Flamingos

Nacht des Flamingos

Titel: Nacht des Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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verdunkeln, als sie zurücktrat und ihm bedeutete hereinzukommen.
    »Was habe ich denn verbrochen? Falsch geparkt?«
      Hin und wieder erzielte man die besten Ergebnisse, wenn man schnurstracks aufs Ziel losging. Mit dieser Methode versuchte es Miller jetzt.
    »Ich leite die Ermittlungen über den Tod Joanna Martins. Wenn ich recht unterrichtet bin, dürften Sie in der Lage sein, uns zu helfen.«
      Seine Worte hatten die Wirkung eines körperlichen Schlags. Sie schien zu taumeln. Dann drehte sie sich ruckartig um, umklammerte den Pfosten ihres Bettes und ließ sich niedersinken.
    »Sie waren doch recht gut befreundet«, fuhr Miller fort.
      Fassungslos starrte sie zu ihm auf. Dann sprang sie unvermittelt auf, stieß ihn zur Seite und rannte ins Badezimmer. Er blieb ratlos stehen, die Brauen zusammengezogen. An der Tür draußen klopfte es. Jack Brady stand auf der Schwelle.
    »Was gefunden?« fragte Miller.
    Brady hielt einen alten Sack hoch.
      »Im Abfalleimer hab' ich alles mögliche entdeckt. Was sagen Sie beispielsweise dazu?«
      Er brachte ein dreieckiges Stück Metall zum Vorschein, das vom Feuer geschwärzt war. Miller runzelte die Stirn.
    »Das ist die Eckenverstärkung eines Koffers.«
      »Genau.« Brady schüttelte den Sack in seiner Hand. »Nach dem zu urteilen, was ich hier gefunden habe, würde ich sagen, daß sie alles, was sie besessen hat, in den Ofen gesteckt hat.«
      »Einschließlich des Koffers? Sie hat wirklich nichts dem Zufall überlassen.« Miller seufzte. »Na schön, Jack. Bringen Sie die Siebensachen hinunter zum Wagen und setzen Sie sich mit dem Amt in Verbindung. Stellen Sie fest, ob dort inzwischen etwas für uns vorliegt. Ich komme gleich nach.«
      Er zündete sich eine Zigarette an und schlenderte zum Fenster. Gedankenvoll starrte er hinaus in den kleinen Hintergarten. Hinter ihm wurde die Badezimmertür geöffnet. Gleich darauf erschien Monica Grey.
      Sie schien ihre Fassung wiedergewonnen zu haben. Der Ausdruck des Schocks auf ihrem Gesicht war verschwunden. Sie setzte sich auf den Bettrand.
    »Entschuldigen Sie den Ausbruch. Das war ein unerwarteter Schlag für mich. Joanna war ein netter Kerl.« Sie schwieg einen Augenblick und setzte dann zögernd hinzu: »Wie – wie ist es denn passiert?«
      »Sie ist ins Wasser gegangen – in den Fluß.« Miller reichte ihr eine Zigarette und gab ihr Feuer. »Mrs. Kilroy erzählte mir, daß Sie gut mit ihr befreundet waren.«
      Monica Grey sog den Rauch tief in ihre Lungen und stieß ihn mit einem genußvollen Seufzen wieder aus.
      »Das kann man eigentlich nicht sagen. Wir sind nachmittags hin und wieder zusammen ins Kino gegangen, oder sie trank eine Tasse Kaffee bei mir. Es ergab sich einfach so, weil sie gleich nebenan wohnte.«
      »Sonst gingen Sie also nie mit ihr zusammen aus?« wollte Miller wissen.
      »Ich konnte nicht – ich arbeite nämlich abends. Ich bin in einem Spielkasino am Gascoigne Square beschäftigt – im ›Flamingo‹.«
    »In Max Venons Klub?«
    Sie nickte. »Waren Sie schon einmal dort?«
      »Vor langer Zeit mal. Erzählen Sie mir doch ein wenig über Joanna Martin. Woher stammte sie?«
    Monica Grey schüttelte den Kopf.
      »Sie hat nie über ihre Vergangenheit gesprochen. Sie schien immer ganz der Gegenwart zu leben.«
    »Und womit hat sie sich ihren Lebensunterhalt verdient?«
      »Soviel ich weiß, arbeitete sie überhaupt nicht. Sie malte sehr viel, doch das betrachtete sie nur als Zeitvertreib. Ich weiß nur eines – sie hatte immer Geld.«
    »Und Freunde? Männliche Bekannte?«
    »Habe ich nie kennengelernt.«
    »Erschien Ihnen das nicht merkwürdig? Sie war doch ein anziehendes Mädchen.«
      »Stimmt, aber sie hatte ihre Sorgen.« Einen Moment zögerte sie, dann fuhr sie fort. »Wenn Sie die Leiche gesehen haben, dann wissen Sie sicher auch, worauf ich hinaus will. Sie war rauschgiftsüchtig.«
    »Woher wissen Sie das?«
      »Ich ging einmal ohne anzuklopfen in ihr Zimmer, weil ich mir ein Paar Strümpfe von ihr borgen wollte, und da gab sie sich gerade eine Spritze. Sie bat mich, darüber Stillschweigen zu bewahren.«
    »Und das taten Sie?«
    Monica Grey zuckte die Achseln.
      »Es ging mich ja nichts an. Es war zwar eine Schande, aber ich konnte nichts dagegen tun.«
    »Sie war katholisch«, bemerkte Miller. »Wußten Sie das?«
    »Ja. Sie ging fast jeden Tag zur Kirche.«
      »Und trotzdem hat sie Selbstmord verübt. Sie hat ihr gesamtes Hab und Gut

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