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Nacht des Schicksals

Nacht des Schicksals

Titel: Nacht des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grace Green
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wüsste, dass ich hier bin.”
    “Und es würde dir nichts ausmachen?”
    “Nein. Wie gesagt … es wäre alles einfacher.”
    “Kendra Westmore, ich stehe in deiner Schuld, und meine Schulden zahle ich gern zurück. Wenn ich wieder zu Hause bin, spendiere ich dir einen großartigen Abend. Cocktails, Abendessen, Tanz an einem Ort deiner Wahl im wunderschönen Lakeview!”
    “Oh je, Brodie, du scheinst ja genau zu wissen, wie man die Frauen behandelt. Du meinst, ich kann zwischen der
Red Barn Lounge
und
McCoogans Hoedown Bar
wählen?”
    “Werde nicht sarkastisch, Westmore, das steht dir nicht. Außerdem hat sich vieles verändert, seit du damals die Stadt verlassen hast. Wenn du mit mir ausgehst, Schatz, wirst du nicht enttäuscht sein.”
    Noch lange, nachdem Kendra den Hörer aufgelegt hatte, hatte sie den Klang von Brodies Stimme im Ohr. Vor Aufregung pulsierte das Blut in ihren Adern schneller als gewöhnlich.
    Ein Abend mit Brodie Spencer! Die Klatschtanten der Stadt würden sich die Mäuler zerreißen. Sie konnte sie jetzt schon hören. Das Westmore-Mädchen mit dem wilden Spencer-Burschen!
    Allerdings war sie kein Mädchen mehr und Brodie kein Bursche, und vor allem war er nicht mehr wild. Unwiderstehlich attraktiv, zuweilen empörend eingebildet, aber zuverlässig und hilfsbereit, wenn es darauf ankam. Sie bewunderte ihn aufrichtig. Sie errötete bei diesem stummen Eingeständnis. In ihrem tiefsten Inneren jedoch sehnte sie sich danach, ihn noch einmal auf seiner Harley-Davidson zu sehen, wie er in seiner schwarzen Lederjacke durch die Stadt röhrte und sich um niemanden scherte. Nur ein einziges Mal.
    “Soso”, sagte Dr. Jamieson, als er am Abend vorbeikam. “Meine Helferin sagte mir, dass Sie babysitten, während Brodie verreist ist.” Er musterte Kendra über den Rand seiner Brille hinweg, während sie seinen Regenmantel an die Garderobe hängte. “Edward Westmore würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass seine Enkelin sich mit den Spencers einlässt.”
    “Soll er sich umdrehen!”, erwiderte Kendra leichthin und geleitete ihn zur Treppe.
    Sie hatte den Arzt seit der Beerdigung ihres Großvaters nicht mehr gesehen und hatte auch bei der Gelegenheit kaum ein Wort mit ihm wechseln können. Sie bedauerte es nicht. Der Mann wusste zu viel über sie. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart unbehaglich.
    Sie hielt sich im Hintergrund, während der Arzt die kleinen Patientinnen untersuchte, und nahm die Rezepte entgegen, die er für sie ausstellte. Dann ging sie zur Tür und erwartete, dass er ihr folgte. Doch er blieb noch einen Moment an Jodis Bett stehen. “Ihr habt ja mächtig Glück, dass ihr euch gegenseitig Gesellschaft leisten könnt. Seid ihr beide in derselben Klasse?”
    “Ja, Doktor Jamieson”, krächzte Jodi. “Und wir sind gleich alt. Na ja, Megan ist ein bisschen älter als ich. Ich habe im Dezember Geburtstag, und Megan wird schon im Oktober acht.”
    Kendra dachte, ihr Herz würde stillstehen. Sie suchte am Türrahmen nach Halt. Ob der Arzt begriff, was Jodis Worte bedeuteten? Sie betete im Stillen, dass sein Gedächtnis im fortgeschrittenen Alter nachgelassen hatte. Sie sah ihn verstohlen von der Seite an, doch er zeigte keinerlei Zeichen, dass er etwas Ungewöhnliches bemerkt hatte.
    “Vielen Dank, dass Sie gekommen sind”, verabschiedete sie ihn schließlich an der Tür. “Ich werde darauf achten, dass die Mädchen die Bettruhe einhalten.”
    “Das sollten Sie”, erwiderte er. “Dieser Erreger kann unangenehm werden, wenn man ihn nicht ernst nimmt. Die beiden sollten den Rest der Woche nicht zur Schule gehen. Rufen Sie mich an, wenn es einer von ihnen schlechter geht.”
    “Das werde ich.” Kendra wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er endlich ging.
    Er trat vor die Tür. Dann blieb er stehen und wandte sich noch einmal um. “Kendra.” Er legte ihr die Hand auf die Schulter und sah sie eindringlich an. “Haben Sie damals eine Fehlgeburt gehabt?”
    Sie wusste genau, wovon er sprach. Also war ihm die Bedeutung von Jodis Worten doch nicht entgangen. Sie schüttelte stumm den Kopf und spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen.
    “Das habe ich auch nicht angenommen.” Sein Blick war durchdringend. “Wissen Sie, ich bin jetzt seit vierzig Jahren Arzt, und in der ganzen Zeit habe ich noch nie eine Schwangerschaft von zwölf Monaten erlebt. Ich bin sicher, dass Sie einen guten Grund haben, weshalb Sie Megans Alter falsch angeben, aber eines Tages

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