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Nacht des Verfuehrers - Roman

Nacht des Verfuehrers - Roman

Titel: Nacht des Verfuehrers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Gabi Langmack
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geringste Spur von Fröhlichkeit sehen.
    Dumitru dachte einen Moment nach. Dreitausend Pfund pro Jahr waren weit mehr, als er in der Vergangenheit je zur Verfügung gehabt hatte – mehr als das Doppelte seines gegenwärtigen Nettoeinkommens. Mit einer solchen Summe ließ sich einiges verbessern: neues Zuchtvieh, neue Dreschböden, neues Gerät. Aber die wichtigsten, lukrativsten und teuersten Projekte blieben außer Reichweite – es sei denn, er bekam Zugriff auf das Geld.
    Nach einer ganzen Weile sagte er: »Du weißt, was wir jetzt zu tun haben.«
    Volynroskyj richtete sich auf. »Bist du sicher, dass du diesen Schritt tun willst? Falls sie es herausbekommt …«
    » Falls sie es herausbekommt«, konterte Dumitru. »Wenn sie nicht anfängt, das Geld mit vollen Händen auszugeben, wüsste ich keinen Grund, wie sie je herausfinden sollte, dass sie keine Kontrolle mehr über den Betrag hat. Es ist der sicherste Weg.«
    Er machte eine hilflos frustrierte Handbewegung. »Was
habe ich denn für eine Wahl? Meine frisch angetraute Gattin anbetteln?« Er zog eine angewiderte Grimasse. Er war ein Mann, bei Gott, und kein Kind, dem man sein Taschengeld gab. Er wollte nicht von den Launen seiner Frau abhängen. Er hatte sich des Zugriffs zweier Weltreiche erwehrt; er würde seine hart erarbeitete Autonomie nicht an eine Frau abtreten.
    »Sehr wahr«, gab Volynroskyj zu. Er hatte Verständnis für Dumitrus Haltung, denn er hatte sich aus denselben Gründen mit der dritten Tochter dieses französischen Herzogs eingelassen, obwohl er für immer als das gehätschelte Schoßhündchen reicher Witwen hätte leben können. »Wenn du dazu entschlossen bist, dann -«
    »Das bin ich«, sagte Dumitru mit Nachdruck.
    »Dann leite ich die entsprechenden Schritte ein. Als Erstes muss ich wissen, welche Schriftstücke der Bankdirektor braucht, um dir die Kontrolle übertragen zu können.«
    »Die ich dann von Vater Alesce fälschen lassen kann«, sagte Dumitru.
    »Natürlich«, pflichtete Volynroskyj ihm bei. »Und ich bringe sie nach Genf und tue mein Bestes, um den Bankdirektor zu überzeugen, dass er diesen Bevollmächtigten nicht über unsere kleine Transaktion zu informieren braucht, denn das würde nur ihr Vater erfahren und ihm Sorgen bereiten. Sonderlich schwierig dürfte das wohl nicht werden, da der Bankdirektor durchaus sein Missfallen hat durchblicken lassen, was das gegenwärtige Arrangement angeht.«
    »Gut, dann wäre das also geklärt.« Dumitru warf einen Blick auf seine Taschenuhr. »Zeit zum Mittagessen. Ich würde dich ja gerne einladen, aber ich möchte meine Frau
nicht jetzt schon mit unerwarteten Besuchern konfrontieren.«
    »Wie ist sie denn so?«, fragte Volynroskyj und rührte sich trotz des deutlichen Winks nicht vom Platz. »Du hast noch gar nichts erzählt.«
    »Jung und strahlend«, sagte Dumitru kurz angebunden. »Und bemerkenswert verwirrend.«
    »Verwirrend oder verwirrt?«, fragte Volynroskyj mit seiner gewohnten Schnodderigkeit dem weiblichen Geschlecht gegenüber.
    Dumitru musste unwillkürlich lachen. »Verwirrend, um das gleich klarzustellen. Irritierend. Schwierig. Charmant.«
    »Du hörst dich ja an, als wärst du ihr verfallen.« Es war fast schon ein Vorwurf. Volynroskyj war der Ansicht, dass ein Mann im Leben und in der Liebe keinen größeren Fehler begehen konnte, als sich nicht von rein wirtschaftlichen Erwägungen leiten zu lassen.
    Dumitru lachte. »Nein, verfallen nicht. Aber sicherlich angetan. Unerwarteterweise.« Er sah Volynroskyj durchdringend an. »Weswegen es auch überaus wichtig ist, dass du unser Geschäft so diskret wie möglich abwickelst.«
    »Aber ja doch«, versicherte Volynroskyj. Er erhob sich mit schwungvoller Gebärde. »Ich werde mich jetzt in mein einsames Zimmer zurückziehen und mich nicht an deinem guten Essen laben. Viel Spaß dabei, deiner Frau den Hof zu machen. Ich wünsche dir ein warmes Bett und ein kaltes Herz.«
    Dumitru lachte. »Raus mit dir, bevor ich dich noch zum Duell fordern muss, so wie du über sie sprichst!«
    Volynroskyj schüttelte in gespieltem Schrecken den
Kopf und richtete den Blick gen Himmel. »Verloren, das sage ich dir! Schon wieder ein guter Mann – verloren!« Er verließ mit einem dramatischen Seufzer den Raum.

Kapitel 7
    Als Dumitru seine Suite betrat, war der Salon leer, doch die Tür zu Alcyones Schlafzimmer stand offen. Er konnte sehen, dass die Zofe seiner Frau vor dem Fenster über dem Strickzeug eingeschlafen war. Also schlich er

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