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Nacht des Verfuehrers - Roman

Nacht des Verfuehrers - Roman

Titel: Nacht des Verfuehrers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Gabi Langmack
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stammt«, sagte sie hochnäsig.
    Alcy lächelte und verfolgte das Thema nicht weiter. Sie wusch sich die Arme, und als Celeste sich umdrehte, tupfte sie sich mit dem Waschlappen diskret zwischen den Beinen ab, wo sie von gestern Nacht noch etwas klebrig war. Der weiße Lappen bekam rotbraune Flecken, und sie wusch ihn in der Schüssel aus, bevor ihre Zofe etwas bemerkte. Daran hatte sie in ihren Träumen nie gedacht – die praktische Seite des Ehelebens. Verheiratet. Ich bin jetzt verheiratet , wiederholte Alcy, während sie zusah, wie sich die Flecken auf dem Waschlappen im warmen Wasser langsam auflösten.
    »Ich bin bei Tagesanbruch in den Salon gegangen und habe den Baron nach etwa einer Stunde aus dem Zimmer kommen sehen«, sagte Celeste, wobei sie sich um einen beiläufigen Tonfall bemühte. »Er muss sehr angetan von Ihnen sein, wenn er die ganze Nacht geblieben ist, Mademoiselle.« Die Bemerkung enthielt eine implizite Frage: War Alcy gleichermaßen angetan? Aber Alcy wünschte das nicht mit ihrer Zofe zu diskutieren, und abgesehen davon, hatte sie eine Erklärung abzugeben, die Celeste sicher nicht gut aufnehmen würde.
    Alcy griff nach dem Handtuch, um sich abzutrocknen, und drehte der Zofe dabei unerschütterlich den Rücken zu. »Er ist nicht der Baron.«
    Celeste schnappte nach Luft. »Was meinen Sie damit? Wer sollte er denn sonst sein?«
    »Die gute Nachricht ist, dass er ein Graf ist«, sagte Alcy. Sie pausierte, zwang sich, sich umzudrehen, und wickelte
sich in das Handtuch. »Die schlechte Nachricht ist, dass er Rumäne ist.« Celeste klappte die Kinnlade herunter. »Rumäne! Dieser Betrüger! Das hat dieser Teufel Ihnen wohl offenbar erst gesagt, nachdem er sich sein Vergnügen schon geholt hatte! Sie Ärmste! Wien können wir jetzt vergessen!«
    »Ja«, erwiderte Alcy unwohl. »Ich weiß, dass die Stadt Ihnen fehlen wird. Falls Sie nicht bei mir bleiben wollen -«
    Celeste war entrüstet. »Still! Machen Sie sich nicht lächerlich, Mademoiselle. Ich kann Sie doch nicht mit diesen Barbaren alleine lassen. Da könnte ich ja gleich mein eigenes Kind aussetzen! Abgesehen davon, wer sollte Ihre Samtkleider so ausbürsten, wie ich es tue, oder dafür sorgen, dass Sie zum Dinner erscheinen, wenn Sie wieder mit Ihren staubigen, alten Büchern befasst sind?«
    Alcy lächelte widerwillig. »Die Bücher sind ziemlich neu, Celeste, und deshalb sind sie ja auch so aufregend.« Sie zögerte kurz, dann nahm sie die Französin bei der Hand. »Danke, dass Sie mich nicht verlassen. Ich wäre hier ohne Sie ziemlich verloren.«
    »Allerdings«, erwiderte die Zofe und schien hoch befriedigt. »Aber ich kann kaum glauben, dass Sie die Lügen dieses Dämons so ruhig aufnehmen. Wann hat er es Ihnen gesagt? Direkt, nachdem er sein Vergnügen hatte?«
    Alcy trat unwohl von einem Bein auf das andere. »Er hat es mir nicht gesagt. Ich habe es alleine herausgefunden.«
    »Kluges Mädchen!« Celeste strahlte, holte ein frisches Unterkleid und ein neues Korsett. »Welch ein Jammer, dass Sie es erst herausgefunden haben, als es schon zu spät war. Man stelle sich vor, auf eine solche Art und Weise in eine Ehe gelockt zu werden! Und dann erwartet er, dass es
Sie nicht stört! Da soll einem vor Wut nicht das Blut kochen!« Celeste hielt inne. Ein sonderbarer Ausdruck huschte über ihr Gesicht, und sie sah Alcy genauer an. »Sie haben es doch erst herausgefunden, als es zu spät war, oder?«
    Alcy spürte, wie sie errötete, und bevor sie noch etwas sagen konnte, rang Celeste auch schon die Hände und vergaß dabei völlig das Korsett.
    »Oh, Mademoiselle!«, kreischte sie. »Ich werde das nie begreifen! Wie konnten Sie nur? Sie verrückter kleiner Wirrkopf!«
    »Celeste, Sie vergessen sich«, sagte Alcy und legte ein wenig mehr Biss in ihre Worte, als beabsichtigt. »Sie sind meine Zofe, nicht mein Kindermädchen, wofür ich auch bei weitem zu alt bin.«
    »Ja, Mademoiselle«, murmelte Celeste und senkte den Blick mit einer Reue, die von vorne bis hinten gespielt war. »Madame«, korrigierte sie sich. Alcy hätte Celeste das Wort verbieten können, aber der Blick der Zofe hatte etwas Stechendes. »Ich verstehe immer noch nicht, wie Sie so etwas tun konnten. Nicht, dass ich in der Position wäre, Sie danach zu fragen, natürlich. Nur dass ich gerade eingewilligt habe, dieses Exil hier mit Ihnen zu teilen.«
    »Sie können es nicht verstehen, weil Sie nicht sind wie ich«, sagte Alcy, nahm Celeste das frische Unterkleid ab und zog

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