Nacht des Verfuehrers - Roman
gewesen wären. Er empfand ein sonderbares Flattern im Magen. Konnte es sein? Konnte sie sein Kind erwarten und schon jetzt unter den Begleiterscheinungen leiden? Alcyone hatte gesagt, dass ihr nicht viel an Babys lag, aber er hatte sich nicht darum gekümmert. Er hatte immer einen Erben gewollt, aber das war eine abstrakte Vorstellung gewesen; er hatte nie an ein Baby gedacht, einen Menschen, einen Sohn .
Dumitru verwarf den Gedanken als müßig und verfrüht. Vermutlich hatte sie sich erkältet. Er würde ihr bis nach dem Abendessen Zeit lassen und dann zu ihr gehen, ob sie ihn nun sehen wollte oder nicht.
Das Abendessen verlief in gedrückter Stimmung, weil Dumitru in Gedanken bei Alcy war und Volynroskyj das respektierte.
Wieder drang kein Laut aus dem Schlafzimmer, doch als die Teller abgeräumt waren, erhob sich Dumitru und ging zur Tür, was Volynroskyj vom Tisch aus beobachtete. Er klopfte an.
»Ich möchte meine Frau sehen«, sagte er gepresst zu dem alten Pinienholz.
»Sie schläft immer noch, Sir«, kam Celestes Antwort in demselben gedämpften Tonfall, den sie schon die ganze Zeit über anschlug.
»Gut«, sagte Dumitru. »Dann kann es sie nicht stören, wenn ich kurz nach ihr schaue.«
Die Zofe antwortete hastig: »Morgen Früh geht es ihr bestimmt wieder gut, das versichere ich Ihnen.« Lag da ein Anflug von Nervosität in ihrer Stimme?
Dumitrus Verunsicherung kehrte mit voller Wucht zurück. »Das will ich lieber selbst beurteilen. Machen Sie die Tür auf«, befahl er.
Celeste fing an zu feilschen. »Madame hat mich mit Nachdruck instruiert, Sie nicht -«
»Und ich instruiere Sie mit Nachdruck, die Tür aufzumachen, sonst breche ich sie auf«, schrie Dumitru, der mit seiner Geduld am Ende war.
Es folgte eine lange Stille, dann hörte er Schritte, die sich auf die Tür zubewegten. Der Riegel rührte sich -
- und Dumitru stieß die Tür auf, bevor Celeste es sich noch anders überlegen konnte. Er traf die Frau an der Schulter, und sie stolperte rückwärts. Er ignorierte ihren Aufschrei, griff sich die Öllampe vom Toilettentisch und ging durch Alcys Salon ins abgedunkelte Schlafzimmer, während die stotternde Flamme lange Schatten warf und Volynroskyj und Celeste ihm folgten.
Die Bettvorhänge waren zugezogen. Er packte einen und riss ihn beiseite. »Alcyone -«, begann er und brach ab, als das trübe Licht die säuberlich glattgestrichene Tagesdecke auf der leeren Matratze enthüllte.
Sie war nicht da. Einen Augenblick lang erschien die Szene ihm wie eine Farce; als spielten sie alle auf einer riesigen Bühne, zur Freude eines riesigen, unsichtbaren Publikums. Dann schoss ihm ein entsetzlicher Gedanke durch den Kopf, den er nicht mehr verfolgt hatte, seit Alcyone Benedek in die Wüste geschickt hatte. Ihre letzten Worte brannten in seinen Ohren.
»Wo ist sie?«, schrie er und drehte sich zu Celeste um.
»Ich weiß es nicht«, sagte die kleine Zofe und machte große Augen, ob vor Verblüffung oder weil sie Angst vor ihm hatte, ließ sich nicht sagen. »Vor einer Stunde war sie noch da. Sie muss aufgestanden sein, während ich unten in der Küche war«, plapperte sie daher, doch Dumitru glaubte ihr kein Wort.
Er packte sie am Arm, zog sie zu sich, bis sie nur noch einen Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war und starrte sie wütend an. »Und bevor sie gegangen ist, hat sie noch schnell selbst das Bett gemacht, oder? Das glaube ich nicht. Wo ist sie?«
»Au! Sie tun mir weh, Sie Grobling!«, platzte sie heraus, das Gesicht rot angelaufen und das Häubchen verrutscht.
»Nein, das tue ich nicht. Noch nicht. Und jetzt antworten Sie mir: Wo ist sie?«
» Vielleicht ist sie ja nach unten gegangen, um zu sehen, wie die Arbeiten am Rosengarten vorangehen?«, sagte Celeste hastig.
»Im Dunklen? Wann sagten Sie, hat sie sich hingelegt?« Er machte sich nicht die Mühe, seinen Zorn zu verbergen, und fasste ein wenig fester zu, bis Celeste jammerte.
»Ich weiß es nicht«, japste sie. »Und? Sind Sie jetzt zufrieden?
Ich kann weder Gedanken lesen noch in die Zukunft sehen, also weiß ich auch nicht, wo sie jetzt ist.«
Dumitru ließ sie so abrupt los, dass sie ins Stolpern geriet. »Was soll das heißen?«, wollte er wissen, obwohl ein verzweifelter Teil in ihm es bereits ahnte.
»Sie hat gehört, wie Sie beide Pläne geschmiedet haben, ihr Geld zu stehlen, also ist sie gegangen.« Celeste rieb sich den Arm und sah ihn an. »Sie ist nach England zurück.«
Sie hatte es getan. Sie hatte
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