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Nacht des Verfuehrers - Roman

Nacht des Verfuehrers - Roman

Titel: Nacht des Verfuehrers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Gabi Langmack
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habe mich noch gar nicht gewaschen, und umgezogen auch nicht«, meinte Alcy matt.
    »Dann helfe eben ich dir. Komm her und dreh dich um.«
    Sie sah aus, als wolle sie protestieren, gehorchte aber doch. Sie senkte den Kopf und ließ die offenen verstümmelten Haare nach vorn über die Schultern fallen, damit sie aus dem Wege waren. Dumitru knöpfte langsam das Kleid auf, folgte der Linie ihres Rückgrats vom Hals bis zur Taille. Er versuchte, nicht daran zu denken, aber die Erinnerung an andere Nächte, in denen er das getan hatte, stieg in ihm auf und erweckte in ihm die Begierde. Der Stoff unter seinen Händen war vom Flusswasser steif, aber für ihn fühlte er sich weich und schmiegsam an. Und das Haar, das ihr ums Gesicht hing, gab ihrem Gesicht einen engelhaften Ausdruck.
    »Hasst du es wirklich, schön zu sein?«, fragte er.
    »Manchmal«, gab sie leise zu. »Und manchmal hasse ich die Welt dafür, dass sie der Schönheit so viel Gewicht beimisst. Und manchmal hasse ich mich selbst, weil ich es nicht verdient habe, schön zu sein. Aber trotzdem kultiviere ich meine Schönheit, weil ich nichts anderes habe, das die Welt zu schätzen wüsste.«
    Dumitru ließ die Hände auf ihre Hüften sinken. »Das stimmt nicht. Du hast selbst erzählt, dass du die Maschinen deines Vaters weiterentwickelt hast -«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich zu nichts Nützlichem fähig wäre«, unterbrach sie ihn. »Aber obwohl meine Arbeit einen Wert hat, wird die Tatsache, dass ich sie gemacht
habe, als unglückseliges Missgeschick abgetan und bringt mir kein Lob ein.« Sie lachte, aber es hörte sich mehr wie ein Schluchzen an. »Du bist nicht der Einzige, der seine inneren Widersprüche in verschiedenen kleinen Winkeln verstaut, damit sie sich nicht ins Gehege kommen.«
    Dumitru verstand kein Wort und fing deshalb einfach an, die Korsettschnüre zu lockern, eine nach der anderen. »Ich glaube schon, dass es dir zur Ehre gereicht«, sagte er leise.
    »Am Abend unseres Hochzeitstages hatte ich das Gefühl, dass du das glauben könntest.« Sie hielt inne. »Deshalb habe ich eingewilligt.«
    Er drehte sie zu sich um – er konnte nicht anders. Und dann küsste er sie.
    Sie verweigerte sich nur einen Atemzug lang. Dann sank sie in seine Arme, öffnete die Lippen und stöhnte – vor Lust, vor Angst. Ihre Hände hielten seine offene Jacke umklammert, und ihr Körper presste sich an ihn, als könne er seine Kraft aufsaugen. Ihr Mund lag heiß und verzweifelt unter seinem. Die Begierde pochte durch seinen Körper, schob den Schleier der Erschöpfung fort und ließ ihn die Schnüre des Korsetts wie von selber finden.
    Alcy stemmte sich nach hinten ab und geriet ein wenig ins Stolpern. »Nein«, sagte sie. »Nicht jetzt.«
    Überhaupt nicht mehr, meinte sie. Er stand eine Zeit lang still, die Lust pumpte durch seine Adern in seine Lenden, aber schließlich nickte er. Sie wandte ihm wieder den Rücken zu – argwöhnisch diesmal -, und er knüpfte ihr mit erschreckender Effizienz das Korsett auf.
    Sie trat beiseite und sah ihn an. »Ich möchte mich waschen.«

    »Tu dir keinen Zwang an«, sagte Dumitru.
    »Würdest du dich bitte umdrehen?«, fragte sie steif.
    Das würde es ihnen beiden leichter machen, sagte ihm die Vernunft, und doch rebellierte alles in ihm. »Ich bin dein Ehemann, Alcyone«, sagte er. »Meine Geduld hat ihre Grenzen.«
    Sie zwinkerte zu ihm auf, dann drehte sie sich um und zog sich aus, während er sich auf einen der raffiniert geschnitzten Stühle setzte und ihr dickköpfig dabei zusah. Für ihn war es eine Qual, während es für sie kaum Strafe war, aber er durfte jetzt schon aus Prinzip nicht wegschauen. Und Alcy schien von einer ähnlichen Halsstarrigkeit befallen zu sein, denn obwohl sie nackt war, trug sie den Krug und die Waschschüssel nicht etwa in eine uneinsehbare Ecke, sondern ging leichtfüßig zu dem Tisch in der Mitte des Zimmers und wusch sich dort. Ihre helle Haut war von Kratzern verunziert, die Knie waren rot und blau, Schienbeine, Hüften und Ellenbogen kunterbunt gemustert. Trotz seines Mitgefühls verspürte er vor allem Lust. So zerschlagen und erschöpft sie war, er wollte nur sie – sie. Sie wusch sich hastig und hielt den Blick gesenkt, doch er wusste, dass sie sich seines Blickes bewusst war, denn sie bewegte sich abgehackt und ihre Nippel waren hart, obwohl ein fröhliches Feuer das kleine Zimmer gemütlich warm heizte.
    Sie wusch sich auch die Haare, dann trocknete sie sich ab und schlüpfte

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