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Nacht in Angst

Nacht in Angst

Titel: Nacht in Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Marx
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dunkel. Justus hasste Enge und Dunkelheit. »Ich weiß nicht«, antwortete der Chauffeur einsilbig, ganz auf seine Arbeit konzentriert. Nach fünf Minuten hatte er es geschafft: »So, die Platte lässt sich abnehmen.«
    »Darüber ist die Decke«, stellte Justus fest, der aufgestanden war und das Ergebnis betastete. »Hoffentlich ist es wirklich die Decke und nicht bloß eine weitere Schicht, die wir abschrauben müssen.«
    »Nein«, sagte Morton. »Ich kann einen schmalen Spalt fühlen, der ein Rechteck bildet. Das könnte eine Art Notausstieg sein. Die Frage ist nur, wie man ihn öffnet.«
    »Drücken Sie mal dagegen«, schlug Justus vor. »Das tue ich bereits.«
    »Vielleicht gibt es irgendwo einen Hebel oder … ah! Ich glaube, hier ist was! Eine Art Klammer oder so. Ich zieh mal dran.« Mit einem lauten Klicken schnappte der Bügel auf, der die Metallplatte wie den Deckel eines Einmachglases festgehalten hatte. Nun ließ sich der Ausstieg nach oben freilegen. Mit leisem Scheppern schob Morton die Platte beiseite. Der Erste Detektiv hatte gehofft, dass durch die Öffnung etwas Licht fallen würde. Doch es blieb dunkel. »Das hätten wir »Ich kann es versuchen.« Justus hörte Morton ächzen. Aber schon nach wenigen Augenblicken gab der Chauffeur auf. Er ließ sich zurückfallen und stöhnte leise vor Schmerzen. »Es tut mir außerordentlich leid, Justus, aber ich kann mein Bein nicht beugen. So komme ich niemals durch die Luke.«
    »Und wenn ich Ihnen helfe?«
    »Du müsstest mich schon hochziehen.«
    »Na schön«, murmelte Justus. »Dann muss ich es wohl versuchen.« Er war noch nie ein begeisterter Kletterer gewesen. Doch mit Mortons Hilfe, der seine Hände zu einer Räuberleiter verschränkte, gelang es ihm, sich durch die enge Öffnung zu zwängen. Unsicher stand er auf dem Dach der Fahrstuhlkabine, die bedenklich wackelte. Zumindest kam es ihm so vor. Vorsichtig tastete er seine Umgebung ab. Dicke Stahlseile hielten den Lift in seiner Position. In die Betonwände waren metallene Schienen eingelassen, in denen die Kabine reibungslos auf und ab gleiten konnte. Ein schrecklicher Gedanke durchzuckte Justus: Was, wenn der Strom plötzlich wieder anging und der Aufzug sich in Bewegung setzte? Er sollte sich auf jeden Fall beeilen. »Ich will mal versuchen nach oben zu klettern«, flüsterte er Morton zu. »Hier sind leider keinerlei Vorsprünge oder Einbuchtungen in den Wänden, ich muss mich also an den Stahlseilen hochziehen.«
    »Sei vorsichtig! Viel Glück!«
    »Danke, kann ich gebrauchen!« Sein Vorhaben erinnerte ihn an verhasste Turnstunden, in denen er gezwungen war, dämliche Taue emporzuklettern, die von der Hallendecke herabhingen. Meistens endeten diese Anstrengungen damit, dass er wie ein nasser Sack hilflos einen Meter über dem Boden baumelte und nicht weiterkam, während alle anderen kletterten, als stamm durch, ergriff das Seil und presste die Innenseiten seiner Schuhsohlen als zusätzlichen Halt dagegen. Mühsam schob er sich Stück für Stück vorwärts und dachte kurz an seinen Anzug. Vermutlich war er ruiniert. Doch das Öl, das an dem Seil klebte, wurde nicht nur seiner Kleidung zum Verhängnis, sondern auch seinen Kletterkünsten. Als er schon ein gutes Stück geschafft hatte, glitten seine Füße plötzlich ab. Seine Hände packten nicht kräftig genug zu und er rutschte abwärts, wobei sich die Stahlfasern brennend in die Handinnenflächen schnitten. Mit einem Schmerzensschrei landete er auf dem Dach der Kabine und wäre um ein Haar durch den Notausgang gleich ein Stockwerk tiefer gestürzt. Fluchend wedelte er mit den Händen, sie brannten wie Feuer. »Was ist passiert?«, rief Morton besorgt. »Ich bin abgerutscht! Aua, meine Hände!«
    »Schaffst du es noch einmal?«
    Justus berührte testweise das Seil, doch sofort durchzuckte ihnder Schmerz. »Nicht mit diesen Händen!«
    »Gibt es keine andere Möglichkeit?«
    »Ich fürchte, nein. Das verflixte Seil!« Justus trat wütend dagegen, dass die Kabine bedenklich zitterte, und kletterte dann mühsam hinunter. »So viel zu unseren genialen Ausbruchsplänen«, fluchte er und pustete auf seine aufgeschürfte Haut. »Ich bin aber auch ein Trottel!«
    »Das hätte jedem passieren können, Justus.«
    »Geben Sie sich keine Mühe, mich zu trösten, Morton. Das istzwar nett gemeint, bringt uns aber keinen Schritt weiter. Was sollen wir denn jetzt tun?«
    Darauf wusste Morton keine Antwort.
    Minutenlang herrschte betretenes Schweigen. Dann

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