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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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gestand ihre Übelkeit. »Das war unprofessionell von mir.«
    »Ganz im Gegenteil, es ist ein Berufsleiden«, sagte Arkadi. »Ich habe die Obduktion auch nur verlassen, weil ich mich übergeben mußte. Sehen Sie, wir haben eine gemeinsame Schwäche. Schon nach Ihrer Beschreibung brauche ich dringend eine Zigarette.«
    »Dr. Blas ist noch nie schlecht geworden.«
    »Das glaube ich gern.«
    »Dr. Blas sagt, wir sollten Gerüche als Informationen willkommen heißen. Das fruchtige Bouquet einer Leiche könnte auf Amylnitrit hinweisen. Ein Hauch von Knoblauch auf Arsen.«
    »Mit dem Mann ist bestimmt wunderbar essen gehen.«
    »Wie dem auch sei, ich habe geduscht.«
    »Geduscht und sich die Zeit genommen, ihre Zehennägel zu lackieren. Die Mühe würden sich viele Kommissare nicht machen. Sie sind ein Risiko eingegangen.«
    Mehr als das, dachte er; indem die Kommissarin das Foto an sich genommen hatte, hatte sie einen Tatort manipuliert und stillschweigend zugegeben, daß sie Luna genauso verdächtigte wie er. Das Wissen über die Existenz des Fotos mit ihm zu teilen, war trotz lackierter Fußnägel und allem anderen ihr erster wirklicher Schritt auf ihn zu. Jetzt war er an der Reihe, so war die Etikette. Er konnte seine Informationsfetzen zurückhalten, bis er sicher wieder in Moskau war, wo der Inhalt des Aktenkoffers, den er in dem chinesischen Kino entgegengenommen hatte, Bugai zum Verhängnis werden und zu mit hochrotem Kopf vorgetragenen Beschuldigungen zwischen dem russischen Ministerium für Außenhandel und dem kubanischen Zuckerministerium führen konnte. Wegen Geld, versteht sich. Aber dann würde er nie erfahren, welches Schicksal Pribluda ereilt hatte.
    »Haben Sie je von einer panamaischen Zuckergesellschaft namens AzuPanama gehört?«
    »Ich habe darüber gelesen.« Ihr Blick wurde kühl. »In der Granma, der Parteizeitung. Es gibt Probleme mit den Russen wegen des Zuckervertrags, und die AzuPanama soll helfen.«
    »Sie soll vermitteln?«
    »Soweit ich weiß.«
    »Weil die AzuPanama neutral ist.«
    »Ja.«
    »Panamaisch?«
    »Natürlich.«
    Er führte sie ins Arbeitszimmer, öffnete den grünen Koffer und legte seinen Inhalt Stück für Stück auf den Schreibtisch.
    »Kopien der Listen der Beteiligten aus Rußland, Kuba und von der AzuPanama. Eine Liste von Geschäftsführern der AzuPanama und auf dieselben Namen ausgestellte kubanische Pässe, Tickets und Hotelquittungen. Dazu eine Überweisung von John O’Brien, wohnhaft in Kuba, sowie ein Einzahlungsbeleg der Bank für Vizekonsul Bugai, zur Zeit ebenfalls in Kuba.«
    Alles schien bestens zu laufen, dachte Arkadi. Als nächstes konnte er sie mit den Plänen von O’Brien und George Washington Walls vertraut machen und dann mit deren Beziehung zu Luna und Pribluda. Die Kommissarin räusperte sich und ordnete die einzelnen Dokumente, wobei sie sie anfaßte wie jemand, der mit Feuer hantiert.
    »Ich dachte, Sie wollten für Dr. Blas ein Bild von Pribluda besorgen«, sagte sie.
    »Oh, ich bin dabei. Ich bin nur zufällig vorher auf das hier gestoßen.«
    »Wo kommen diese Dokumente her?«
    »Warum sehen Sie sich nicht an, worum es sich handelt?« Kommissarin Osorios Russisch wurde leicht zischend. »Ich sehe, worum es sich handelt. Es ist offensichtlich. Das sind Unterlagen, die fabriziert wurden, um Kuba zu diskreditieren.«
    »Wenn Sie die Namen auf diesem Handelsregisterauszug mit den Pässen vergleichen, können Sie feststellen, daß die AzuPanama gar keine panamaische Firma ist. Die AzuPanama wurde in Kuba gegründet, mit Hilfe einer Bank, die von dem amerikanischen Flüchtling John O’Brien kontrolliert wird. Dem war Pribluda auf der Spur, als er starb. Bis jetzt hat die AzuPanama Rußland zwanzig Millionen Dollar zusätzlich gekostet. Männer sind schon für weniger gestorben.«
    »An einem Herzinfarkt?«
    »Nein.«
    »Dr. Blas sagt aber, daß es ein Herzinfarkt war.«
    »Wie dem auch sei«, fuhr Arkadi fort, »wir können die Namenliste der AzuPanama mit der Liste der Angestellten des Zuckerministeriums vergleichen. Das hätte Pribluda als nächstes getan.«
    »Wir werden gar nichts tun.« Die Kommissarin trat einen Schritt zurück. »Sie haben mich angelogen.«
    »Hier sind die Dokumente.«
    »Ich sehe Sie an, und ich sehe einen Mann, der behauptet, er würde nach einem Foto von seinem toten Freund suchen, während er in Wahrheit allerlei antikubanisches Material zusammenträgt. Ich bin gekommen, um Ihnen zu helfen, und Sie halten mir diese Papiere

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