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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Italiener namens Franco Leo Mossa. Sie beschrieb den Zustand des Zimmers, die Position der Leichen, die Beschaffenheit der Wunden und die vermutete Todeszeit.
    »Macheten?« fragte Arkadi.
    »Wie haben Sie das erraten?«
    »Reine Statistik. Es gab kein Geschrei?«
    »Nein, der Mörder hat vorher mit einer runden scharfen Waffe die Luftröhre des Italieners punktiert.«
    »Mit einer Waffe wie einem Eispickel?«
    »Ja. Anfangs dachte ich, dieses Blutbad wäre das Resultat eines gescheiterten Erpressungsversuchs. Manchmal geht eine jinetera mit einem Touristen, und wenn er die Hose heruntergelassen hat, taucht ihr sogenannter Freund auf, und sie rauben ihn aus.«
    »Wir wissen, wer ihr Freund ist.«
    »Dann dachte ich, der Tote sieht aus wie Sie.«
    »Das ist ein Kompliment, das man nicht alle Tage hört. War es der Mann, den wir neulich abends mit ihr auf der Straße gesehen haben?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher. Haben Sie mit Hedy getanzt?«
    »Nein. Wir wurden einander nur kurz vorgestellt. Von Sargento Luna.«
    »Haben Sie mit ihr geredet?«
    »Eigentlich nicht. Sie war nicht mehr ganz nüchtern, und später war sie natürlich. besessen.«
    »Hedy hat sich nach der Santeria gewaschen und umgezogen und ist hierher zurückgekehrt. Wir beide haben sie gesehen. Damals habe ich mich gefragt, warum. Ich meine, es war alles vorbei. Der Sargento war weg, und dies war nicht der Ort, wo sie üblicherweise Touristen aufgegabelt hat. Ich glaube, Sie waren der Grund, warum sie hier war.«
    »Ich hatte sie doch erst kurz vorher kennengelernt.«
    »Vielleicht wollte sie Sie wiedersehen.«
    »Der Unterschied zwischen einem gutgekleideten Italiener und mir wäre ihr bestimmt aufgefallen. Warum sollte sie überhaupt an mich denken?«
    »Das habe ich in dem Zimmer gefunden.« Sie gab ihm das Foto.
    Eine Kamera verewigte den Blickwinkel des Fotografen, und es war immer eigenartig, sich so zu sehen, wie ein anderer einen gesehen hatte, dachte Arkadi. Und wenn dieser andere tot war, verlieh das einem einfachen Schnappschuß eine gewisse Endgültigkeit. Er sah Autos, Gepäck, schwere Mäntel, eine Schar Russen vor dem Scheremetjewo-Flughafen. Nur er war scharf zu erkennen. Er hatte dem Oberst ein Abschiedslächeln zugeworfen, es hatte keine wodka- und tränenselige Umarmung gegeben, dafür war ihre Geschichte zu kompliziert. Vielleicht hatte Pribluda am Ende nur jemanden gewollt, der ihn so gut kannte und ihn trotzdem noch verabschiedete. Das Foto erinnerte Arkadi an den leeren Rahmen, den er in Pribludas Schreibtischschublade gefunden hatte.
    »Das hat Pribluda gemacht, als ich ihn zum Flughafen gebracht habe. Er meinte, er würde es um der guten alten Zeiten willen als Zielscheibe benutzen. Das haben Sie in dem Hotelzimmer gefunden?«
    »Hedy war keine große Leuchte. Außerdem war sie wahrscheinlich immer noch benommen von der Santeria-Zeremonie. Ich glaube, daß ihr das möglicherweise jemand gegeben hat, damit sie Sie wiedererkennen konnte.«
    »Sie meinen, der Mann auf diesem Bild würde als Italiener durchgehen?«
    »Im Dunkeln sind manche Menschen schwer zu unterscheiden. Habe ich Ihnen erzählt, daß der Tote Franco hieß?«
    »Ja.«
    »Ein Europäer namens Franco, der aussah wie Renko, dessen Name klang wie Renko, den sie vor Renkos Wohnung getroffen hat und der wie Renko an der Stirn eine Platzwunde aufwies, war wahrscheinlich Renko genug für Hedy. Ich halte es für möglich, daß der Mord an diesem Italiener der zweite Anschlag auf Ihr Leben war.«
    »Das ist vor zwei Nächten passiert?«
    »Ja.«
    Arkadi erinnerte sich, daß Luna gesagt hatte, er würde zurückkommen, um ihm den Arsch aufzureißen, und was dem armen Franco Mossa passiert war, klang so, als hätte man ihm so gründlich den Arsch aufgerissen, wie es nur ging. »Weiß Sargento Luna von der korrekten Identifikation des Toten?«
    »Er weiß es jetzt. Er und Arcos haben die Ermittlung übernommen.«
    Luna würde zurückkommen. Die Tage entweder des Heils oder der Gnade waren vorüber. »Warum wurde auch Hedy getötet?« fragte Arkadi. »Ich weiß es nicht.«
    »Warum sollte der Mörder das Foto bei ihrer Leiche zurücklassen?«
    »Das hat er nicht getan, er hat es ins Klo geworfen und abgezogen.«
    »Und woher haben Sie es dann?«
    »Es war in Klopapier eingewickelt, das den Abfluß verstopft hat.« Sie beschrieb die tiefen Schnittwunden, die blutverschmierten Laken und die blutgeschwängerte Luft, die schon seit anderthalb Tagen in der Sonne gebacken hatte, und

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