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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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perfectamente.« Er machte Arkadi ein Zeichen zu warten, zog einen Packen Visitenkarten aus der Hemdtasche, suchte eine heraus und zeigte sie Arkadi. Es handelte sich um eine reichlich abgegriffene Pappkarte mit einer tropischen Sonne über den Worten »Angola, Una Paladar Africana en Miramar.«
    » Muy cerca.«
    » Ist es in der Nähe?«
    »Clara.« Der Fahrer stopfte die Karten wieder in seine Hemdtasche.
    Arkadi kannte das Spiel. Wenn ein Taxifahrer in Moskau einen Touristen zu einem Restaurant fuhr, hatte er eine Vereinbarung mit den Besitzern und kassierte ein kleines zusätzliches Trinkgeld. Das gleiche galt offenbar für Havanna. Arkadi dachte, daß er sich einfach hinfahren lassen würde für den Fall, daß der DeSoto dort parkte.
    Das Angola lag in einer nur eine Minute entfernten, dunklen Straße mit spanischen Villen aus der Kolonialzeit. Über einem hohen Eisentor hing eine Neonsonne, die so golden schimmerte, daß sie beinahe zu tropfen schien. Der Taxifahrer warf einen Blick darauf und fuhr weiter.
    »Lo siento, no puedes. Esta reservado esta noche.«
    » Fahren Sie noch einmal dran vorbei.«
    »Nopomedos. Es lo que digo, completemente reservado. Otro dia, si?«
    Arkadi sprach zwar kein Spanisch, doch er verstand, was completemente reservado bedeutete. Trotzdem wiederholte er: »Fahren Sie einfach dran vorbei.«
    »Alo.«
    Arkadi stieg an der Ecke aus, gab dem Fahrer genug Dollar für eine gute Zigarre und ging unter einem Dach aus dramatisch zerklüfteten Zedernästen zurück zum Eingang des paladar. Auf beiden Seiten der Straße parkten neue Nissans und Range Rover, in einigen saßen Fahrer wie in Bereitschaft. Auf dem Bürgersteig konnte er tiefere Schatten im Schatten ausmachen und die orangefarbenen Lichtbogen von Zigaretten, die während leiser Gespräche geraucht wurden. Die Stimmen verstummten, als Arkadi seine Schritte verlangsamte, um ein weißes Imperial-Cabriolet zu bewundern, auf dessen Kühlerhaube sich die Neonsonne spiegelte.
    Als er das Tor aufstieß, tauchte eine Gestalt aus dem Dunkel auf, um ihn aufzuhalten. Capitán Arcos in Zivil; ohne seine Uniform sah er aus wie ein Gürteltier ohne Panzer.
    »Das geht schon in Ordnung.« Arkadi wies auf einen Tisch jenseits des Tors. »Ich gehöre zu ihnen.«
    Das Angola war ein Gartenrestaurant mit von unten beleuchteten Farnen und großen afrikanischen Statuen. Zwei Männer in weißen Schürzen arbeiteten an einem offenen Grill, und obwohl man Arkadi erklärt hatte, daß ein paladar maximal zwölf Gäste bewirten durfte, saßen an den um den Grill aufgestellten Tischen gut zwanzig Gäste, alles Männer Mitte Vierzig bis Mitte Fünfzig, überwiegend weiß, ihrem Gebaren nach mächtig, reich und erfolgreich und alle bis auf John O’Brien und George Washington Walls Kubaner.
    »Ich wußte es.« O’Brien winkte Arkadi heran. »Ich habe George gesagt, daß Sie auftauchen würden.« Er ließ einen weiteren Stuhl bringen. Sogar der Bauunternehmer trug eine kubanische Guayabera, die offenbar die Uniform des heutigen Abends darstellte. Die beiden Kubaner an dem Tisch sahen O’Brien fragend an; obwohl es harte, reife Männer waren, schien O’Brien bei ihnen den Status eines Priesters unter Schuljungen zu genießen. Alle Gäste waren verstummt, darunter auch der zwei Tische entfernt in seinem Rollstuhl sitzende Erasmo und seine alten Waffenbrüder Tico und Mostowoi, der einzige andere Nichtkubaner. Derart herausgeputzt, wirkten die Mechaniker fast fremd. »Es ist perfekt, daß Sie hier sind.« O’Brien machte einen wirklich zufriedenen Eindruck. »Alles fügt sich.«
    »El nuevo bolo«, sagte Walls zu dem Kubaner neben ihm.
    Erleichterung breitete sich auf allen Gesichtern aus, außer dem von Erasmo. Er warf Arkadi einen düsteren Blick zu. Mostowoi salutierte.
    »Ich bin der neue Russe?« fragte Arkadi. »Damit gehören Sie zum Club«, sagte O’Brien. »Zu welchem Club?«
    »Zum Havana Yacht Club, was sonst?«
    Kellner schenkten Rum und Wasser aus, obwohl an vielen Tischen Kaffee ebenso gefragt war, was Arkadi in Anbetracht der späten Stunde seltsam fand. »Woher wissen Sie, daß ich in Rufos Wohnung war?«
    »George ist ein großer Boxfan, müssen Sie wissen. Er hat sich heute ein paar Sparringskämpfe im Gimnasio Atares angesehen, und ein Trainer hat ihm von einem weißen Mann in einem schwarzen Mantel erzählt, den er gestern abend aus Rufos Haus kommen gesehen hat. George ist reingegangen, und da stand es, mitten auf der Wand, ein Hinweis,

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