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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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sofort, daß das irgendeine Dienstangelegenheit von Serge) war, in die er mich da hineinzog. Ich habe ihm gesagt, ich hau’ ab, aber er wollte an Land klettern, um zu sehen, wer sich an Bord befand, was schwierig war, weil das Dock leicht überhing. Ich hatte schon abgedreht, als das Licht auf dem Boot ausging. Mein ganzer Körper vibrierte. Sergej war etwa fünf Meter entfernt zwischen dem Boot und dem Anlegesteg und zitterte, zitterte, zitterte. Sie haben die beschissenen Stromleitungen ins Wasser hängen lassen. Ich konnte nicht näher ran. Dann habe ich an Deck des Bootes Taschenlampen gesehen und mich versteckt.« Mongo nickte in trauriger Selbsterkenntnis. »Ich habe mich versteckt. Sie kamen an Deck, um zu sehen, ob der Strom nur auf ihrem Boot oder im ganzen Yachthafen ausgefallen war. Während sie hin und her redeten und sich mit einem dritten Mann in der Kabine verständigten, wurde Sergej hinausgetrieben. Er zitterte nicht mehr.
     
    Sie haben ihn nicht mehr gesehen und mich auch nicht, weil ich im Schatten geblieben bin.
    Sobald sein Schlauch an mir vorbeigetrieben war, wollte ich Sergej bergen, aber bevor ich ihn erreichen konnte, kam ein anderes Boot auf dem Kanal daher. Es ist ein ziemlich enger Kanal. Das Boot fuhr vorüber, und dann trieb Sergej vorbei. Manchmal ziehen Boote Taue hinter sich her, müssen Sie wissen, obwohl sie das nicht sollten, und Sergej hat sich mit dem Netz seines Reifens darin verhakt. Er wurde schneller mitgezogen, als ich folgen konnte. An der Art, wie er saß, habe ich erkannt, daß er tot war. Sie sind gemeinsam aus dem Kanal ausgelaufen, das Boot und der Schlauch. Ich wußte, daß die Besatzung, wenn sie die guardia passiert hatte, den Motor aufdrehen, die Leine spüren und Sergej entdecken würde. Oder der Haken würde das Netz durchtrennen. Oder vielleicht würden sie Sergej entdecken und einfach die Leine kappen, denn wer will schon etwas mit einem toten neumätico zu tun haben, no! Das wäre eine Geschichte, die sie in einer Bar in Key West erzählen könnten, von dem verrückten Kubaner, den sie einmal gefangen haben. Ich weiß es nicht, ich habe nur gesehen, wie mein Freund in die Dunkelheit hinausgezogen wurde, bis ich ihn nicht mehr ausmachen konnte. Als ich mich an der guardia vorbeigeschmuggelt hatte, konnte ich nicht einmal mehr das Boot sehen.«
    »Haben Sie den Namen erkannt?«
    »Nein.« Mongo trank den letzten Schluck von seinem Bier und starrte auf seine Fische. »Nicht einmal das.«
    »Wem haben Sie davon erzählt?«
    »Niemandem, bis Sie aufgetaucht sind. Dann habe ich es Erasmo und Facundo erzählt, weil sie meine compays sind, gute Freunde.«
    Das Wasser war nicht nur glatt, es war auch so glasig, daß die Pelikane über ihr eigenes Spiegelbild gleiten konnten. Trotz der angestauten Hitze des Tages fühlte Arkadi sich mit seinem kalten Bier und seinem warmen Mantel seltsam wohl.
     
    »Haben Sie die Männer erkannt, die an Deck des Bootes mit dem Stromausfall gekommen sind?«
    »Nein, ich habe nach Sergej Ausschau gehalten oder versucht, mich zu verstecken.«
    »Hatten Sie Pistolen?«
    »Wissen Sie«, sagte Mongo, »es spielt keine Rolle. Da war Sergej schon tot, und es war ein Unfall. Er hat sich selbst getötet, es tut mir leid.« Mongo betrachtete seinen Fang. »Ich muß diese Fische frisch halten. Danke für das Bier.«
    Ein Unfall? Nach all dem? Aber das ergab durchaus einen Sinn, dachte Arkadi. Nicht nur der Herzinfarkt, sondern auch die allgemeine Verwirrung. Morde wurden viel besser vertuscht. Dann war er zur gleichen Zeit aus Moskau eingetroffen, als die Leiche in der Bucht gefunden wurde. Kein Wunder, daß Rufo sich als sein Übersetzer vorgedrängt hatte und daß Luna von dem Foto des Havana Yacht Club so unangenehm überrascht worden war. Niemand hatte gewußt, wo Pribluda war.
    Als Mongo seine Mütze und den Reifenschlauch wieder auf den Kopf setzte und seine Schwimmflossen und Fische zur Hand nahm, dachte Arkadi daran, wie Pribluda auf seinem Gummireifen aus dem Yachthafen in tiefere Gewässer hinausgeschleppt worden war - in den Golfstrom, wie O’Brien gesagt hatte -, wo er sich entweder losgerissen hatte oder von einem zweifelsohne ärgerlichen Fischer abgeschnitten worden war. »Heute nacht beißen die Kubaner wieder!« Ob das ein Witz gewesen war? Dann die lange Fahrt im Regen, vorbei an Miramar, am Malecon entlang bis zur Mündung der Bucht, einem »Sack von einer Bucht«, wie Kapitän Andres von der stolzen »Pinguino« gesagt

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