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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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hatte. Weiter unter dem Strahl des Leuchtturms von El Moro hinweg und in einem Bogen auf das Dorf Casablanca zu, wo der Schlauch inmitten des Zivilisationsmülls und wurmzerfressenen Anlegestellen gestrandet war und eine Leiche unentdeckt wochenlang im Regen liegen konnte.
    Arkadi holte Pribludas Foto aus seinem Mantel und fragte: »Wer hat dieses Foto gemacht?«
    »Elmar.«
    »Elmar wer?«
    »Mostowoi«, sagte Mongo, als hätte es in ihrer Gruppe nur einen Fotografen gegeben.
    Eine Beichte war stets kurz und an bestimmte Bedingungen geknüpft, und beide Männer wußten, daß Arkadi keineswegs die Autorität besaß, irgend jemanden zu befragen. Doch um Mongos Reaktion zu beobachten, las Arkadi trotzdem die Rückseite des Fotos vor. »>Der Havana Yacht Club<. Sagt Ihnen das was?«
    »Nein.«
    »Ein Witz?«
    »Nein.«
    »Ein gesellschaftlicher Club?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, was heute abend dort passiert?«
    Mit dieser Frage hatte Arkadi den Bogen offenbar überspannt. Der »Wendige Mongo« zog sich auf die Straße zurück und verfiel in einen schnellen Trott, wobei seine Kopfbedeckung mit jedem Schritt schwankte, eine Einmannkarawane, die an blauen, pink- und pfirsichfarbenen Mauern vorbeizog, bis ihn der Schatten einer Gasse zu verschlucken schien.
     
    Seit sie Rufo auf dem Boden hatte liegen sehen, war Ofelia nicht mehr in dem Botschaftsapartment gewesen. Sie erinnerte sich an die ägyptischen Ornamente von Lotosblüten und Henkelkreuzen, an einen Hauch von Nil in Havanna. In der Dämmerung strahlte selbst der im Vorgarten stehende Wagen die stumme Größe einer Sphinx aus. Farbflecken bildeten einen roten Ring um den Wagen. Salz hatte das einst blitzende Chrom zerfressen, die Fenster hatten sich den Elementen geöffnet, die Polster waren rissig und zerschlissen, und die Kühlerfigur fehlte - aber hatte nicht auch die Sphinx die Nase verloren? Und obwohl sie auf Holzböcken standen, waren die Räder gründlich eingefettet, in der Hoffnung, daß sich das Ungetüm eines Tages wieder erheben würde.
     
    Ofelia suchte nach Rufos Telefon. Arkadi hatte gesagt, daß ein Schieber in Moskau sich eher auf einem Bein auf den Weg machen würde, als sein Haus ohne Handy zu verlassen. Wenn dies eine richtige Ermittlung wäre, hätten sie eine Liste mit Namen, die im Zusammenhang mit Rufo aufgetaucht waren, zu Cubacell bringen und aus ihren Anrufen Rufos Nummer erschließen können. Statt dessen war sie gezwungen, das Telefon zu finden. Irgendwo mußte es sein. Für die Aufgabe, jemanden mit einem Messer zu ermorden, eine Arbeit, die durchaus schmutzig hätte werden können, hatte Rufo sich vorsichtshalber andere Schuhe und über seine Kleider einen einteiligen silbernen Jogginganzug angezogen; Goretex war luftdurchlässig, aber feuchtigkeitsabweisend. Handys waren ebenfalls empfindliche, nur gegen Dollar erhältliche Waren, die ein umsichtiger Mensch vor Schaden zu schützen suchte. Rufo plante im voraus, der Trick war, so zu denken wie er.
    Ofelia betätigte den Türklopfer der Wohnung im Erdgeschoß, und eine weiße Frau in einem tristen Hauskittel, aber extravagant frisiertem hennagefärbtem Haar öffnete die Tür. Ofelia hatte den Eindruck, daß die Hälfte der Frauen Havannas sich ihr Leben lang für eine Party zurechtmachten, die nie stattfand. Die Frau in der Tür musterte Ofelias Jinetera-Outfit säuerlich, bis jene ihre PNR-Marke präsentierte.
    »Typisch«, sagte die Frau.
    »Ich bin hier, um mir noch einmal den Tatort im ersten Stock anzusehen. Haben Sie einen Schlüssel?«
    »Nein. Da können Sie sowieso nicht rein. Es ist russischer Staatsbesitz, da darf niemand rein. Weiß der Himmel, was die da machen!«
    »Zeigen Sie es mir.«
    Die Frau führte sie mit klappernden Pantoffeln die Treppe hinauf. Selbst in dem schwachen Licht des Flurs sah das Schloß neu und glänzend aus. Ofelia erinnerte sich an die Durchsuchung des Wohnzimmers, sie hatte Fidel y arte und andere Bücher aus dem Regal gezogen, ein Sofa und eine Anrichte untersucht, jedoch nur einen flüchtigen Blick in die anderen Zimmer geworfen, aus Angst, die Konfrontation zwischen Luna und dem Russen könnte außer Kontrolle geraten. Das Handy könnte sich theoretisch noch in dem Apartment befinden, aber das war ziemlich unwahrscheinlich. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und tastete nach Nischen unter den Stufen, in die Rufo das Telefon geschoben haben könnte. Nichts.
    »Sie haben hier nicht zufällig etwas gefunden?« fragte Ofelia. »Hier gibt’s

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