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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Amor?«
    »Das Mädchen hat mir davon erzählt. Sie ist nicht direkt eine Jungfrau, wissen Sie.«
    »Um das klarzustellen«, sagte Ofelia, »Sie sind neunundvierzig und hatten Sex mit einer vierzehnjährigen Schülerin, und zwar trotz der kubanischen Gesetze zum Schutz von Kindern. Ist Ihnen bewußt, daß Sie dafür sechs Jahre in einem kubanischen Gefängnis verbringen könnten?«
    »Das bezweifle ich stark.«
    »Sie haben also keine Angst.«
    »Nein.«
    Sie klappte seinen Paß auf und blätterte durch die abgestempelten Seiten. »Sie reisen ziemlich viel.«
    »Geschäftlich.«
    »Nach Thailand und den Philippinen?«
    »Ich bin Verkäufer.«
    »Wohnort?«
    »Hamburg.«
    Sein Paßfoto zeigte Kopf und Schultern eines respektablen Bürgers mit dunklem Anzug und Krawatte. »Verheiratet?«
    »Ja.«
    »Kinder?« Keine Antwort. »Grund Ihres Besuchs?«
    »Geschäfte.«
    »Sie sind nicht zum Vergnügen hier?«
    »Nein. Aber mir gefallen andere Kulturen.« Er hatte ein Pferdegebiß. »Ich war an der Bar des Hotel Riviera, und dieses Mädchen hat mich gefragt, ob ich ihr eine Cola spendiere.«
    »Um die Lobby des Riviera zu betreten, muß sie in Begleitung eines Mannes gewesen sein. Wer war es?«
    »Ich weiß es nicht. Ich werde in Havanna ständig von Männern angesprochen, die wissen wollen, ob ich einen Wagen, eine Zigarre oder was auch immer brauche.«
    »Haben sich in der Halle Polizisten aufgehalten?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ihnen ist bewußt, daß es gegen kubanisches Recht verstößt, wenn ein kubanischer Staatsbürger ein Hotelzimmer aufsucht.«
    »Tatsächlich? Manchmal wohne ich in einem Hotel auf dem Land, das von der kubanischen Armee geführt wird. Wenn ich ein Mädchen mitbringe, muß ich einfach den doppelten Preis bezahlen. Sie sind die erste, die deswegen einen solchen Aufstand macht.«
    »Sie haben das Riviera verlassen und sind mit Teresa in die Casa del Amor gegangen, wo Sie sich als ihr Ehemann, Senor Guiteras, eingetragen haben.«
    »Darum hat sich Teresa gekümmert. Ich habe die Rezeption gar nicht betreten.«
    Ofelia warf einen Blick auf die Notizen, die sie sich während eines Telefonats gemacht hatte. »Laut Angaben des Riviera sind Sie dort mit einem Freund angekommen, einem Italiener.«
    »Ja, einem männlichen Freund.«
    »Namens Mossa. Er hat das Zimmer neben Ihrem genommen.«
    »Und?«
    »Hatte er nicht auch in der Casa del Amor das Zimmer nebenan?«
    »Und?«
    »Sie haben Teresa und ihre Freundin zusammen getroffen?«
    »Falsch. Ich habe Teresa getroffen. Und er hat selbst Anschluß gefunden.«
    »Sie haben sie gefunden?«
    »Oder sie mich. Das ist doch scheißegal. Hier entwickeln sich die Mädchen halt schneller.« Er strich sein Haar zurück. »Hören Sie, ich bin stets ein Anhänger der kubanischen Revolution gewesen, und Sie können mich nicht verhaften, weil ich mich von kubanischen Mädchen angezogen fühle.«
    »Haben Sie ein Kondom benutzt?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Wir haben in den Papierkörben nachgesehen.«
    »Okay, nein.«
    »Ich denke, wir werden Sie in Ihrem eigenen Interesse ärztlich untersuchen und den medizinischen Befund Ihrer Botschaft zukommen lassen.«
    Sein Lächeln erstarrte. Als er sich vorbeugte, öffnete sich sein Hemd. Er trug ein goldenes Kettchen um den Hals, sein Körper verströmte Wärme und den Geruch eines billigen Rasierwassers. »Wissen Sie«, flüsterte er, »Sie sehen sogar noch besser aus als Teresa.«
    In diesem Moment überkam Ofelia die Phantasie, Renko wäre bei ihr und würde den Deutschen packen, so wie er Luna gepackt hatte, und ihn gegen die Wand schleudern. »Der Doktor wird Sie gründlich untersuchen«, sagte Ofelia und verließ den Raum.
    Als sie in das Dienstzimmer zurückkehrte, war der Raum nicht mehr leer. Das Sharon-Stone-Poster hing wieder an der Wand, und Teresa warf einen Seitenblick auf die beiden Kommissare in Zivil, Soto und Tey, zwei flott gekleidete Männer, die, über den Papierkram auf ihren Schreibtischen gebeugt, ein verstohlenes Grinsen austauschten. Wenn Ofelia das Mädchen in irgendeinem anderen Raum hätte verhören können, hätte sie es getan. »Singa tu madre«, verkündete Teresa. »Ich sage nichts gegen meine Freunde.«
    »Gutes Mädchen«, sagte Soto. »Mit den richtigen Freunden brauchst du auch gar nichts zu sagen.«
    »Osorio bringt Sex und Verbrechen durcheinander«, meinte Tey. »Sie ist gegen beides.«
    »Es ist schon so lange her, stimmt’s?« sagte Soto. »Ich würde ihrer Erinnerung gern auf die

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