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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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von einer Mähre davon abbringen. Zentauren galten als sehr intelligente Wesen, doch von niederen Geschöpfen nahmen sie nicht gerne Ratschläge an.
    Imbri hielt sich weiter hinten, weil sie wußte, daß sie ihr Leben nicht riskieren durfte. Einerseits mußte sie den Mut der Zentauren bewundern, andererseits mußte sie sich aber auch davon distanzieren. Schließlich mußte sie auf Schloß Roogna zurückkehren und dort über die Katastrophe berichten, für den Fall, daß es Königin Iris nicht gelungen sein sollte, die Ereignisse mit Hilfe einer ihrer Illusionen zu beobachten.
    Und dennoch blieb sie noch eine Weile da, weil sie hoffte, daß die Zentauren noch Vernunft annehmen würden. Doch das taten sie nicht. Als die Mundanier sich sammelten, um den restlichen Zentaurentrupp anzugreifen, gingen die zehn beharrlichen Wesen in Stellung, bellten knappe Befehle und legten ihre Bögen an. Jetzt befand sich eine mehr als zwanzigfache Puniertruppe auf dem Schlachtfeld, während noch jede Menge Mundanier in Reserve blieben. Anscheinend glaubten die Mundanier, daß sie es lediglich mit einer kleinen Säuberungsaktion zu tun hatten.
    Doch da täuschten sie sich. Trotz ihrer geradezu törichten Sturheit waren die Zentauren ausgezeichnet ausgebildete Kämpfernaturen mit hervorragenden Rüstungen und Waffen, die nun genau wußten, mit welcher Art von Gegner sie es zu tun hatten. Ihre unübertroffenen Bogenschießkünste forderten ihre Opfer. In Augenschnelle hatten sie eine Salve von zehn Pfeilen abgegeben, und zehn Mundanier stürzten mit durchbohrten Augen zu Boden. Noch während sie umfielen, hagelte eine weitere Salve von zehn Pfeilen auf die anderen herab, und wieder traf es zehn der Gegner tödlich. Jeder Pfeil traf sein Ziel; keines der Ziele wurde verfehlt oder von mehr als einem Pfeil getroffen, und die mundanischen Rüstungen bekamen nicht einmal einen Kratzer ab. Angesichts solcher Schießkünste war jede Rüstung zwecklos. Imbri konnte nur staunen.
    Die Mundanier erkannten zu spät, daß sie es nun doch mit einem ernst zu nehmenden Widerstand zu tun hatten und bildeten hastig eine Phalanx mit überlappenden Schilden. Doch sie mußten zwischen den Ritzen hervorlugen, um den Weg zu finden – und durch eben diese Ritzen fanden die unglaublich genau gezielten Pfeile unerbittlich ihr Ziel. Die Mundanier an der Spitze fielen einer nach dem anderen, und keiner der Gefallenen stand jemals wieder auf. Nun merkte Imbri, daß Chet, der ja noch ein junger Zentaur war, es als Bogenschütze noch lange nicht bis zur Meisterschaft gebracht hatte, sonst hätte er an der Spaltenbrücke nicht mehr als einen Pfeil pro Mundanier gebraucht. Welch eine Vorführung!
    Doch nachdem sie sich erst einmal für die Schlacht auf offenem Feld entschieden hatten, waren die Punier nicht minder stur wie die Zentauren. Sie hielten ihre Phalanx aufrecht, stiegen über ihre gefallenen Kameraden und kamen auf die Zentauren zu. Natürlich fielen immer mehr von ihnen den Pfeilen zum Opfer, doch der Rest drängte unentwegt nach. Nun hatten die Zentauren alle ihre Pfeile verschossen. Es mußte zum Schwertkampf kommen – und noch immer waren die Mundanier den Zentauren zahlenmäßig um das Zehnfache überlegen.
    Wenn alle fünfzig Zentauren dem Hinterhalt entgangen wären, so stellte Imbri fest, dann hätten sie die gesamte mundanische Armee vernichten können, ohne selbst auch nur ein einziges Opfer beklagen zu müssen. Ihr Selbstvertrauen war also keineswegs grundlos gewesen. Natürlich wären die Mundanier ihnen bestimmt nicht auf offenem Feld begegnet, wenn sie von ihren Bogenschießkünsten gewußt hätten, so daß dies einen gewissen Ausgleich darstellte. Immerhin war dem Zentaurendesaster die Punierkatastrophe gefolgt: vierzig Zentauren und einhundert Mundanier waren nun schon tot. Und es würde immer noch einen harten Kampf geben – aber die Zentauren würden ihn mit Sicherheit verlieren, denn Schwerter waren nicht so gut auf die Entfernung anzuwenden und waren auch nicht solch saubere, präzise Waffen wie Pfeile. Imbri machte kehrt und galoppierte davon. Sie kam sich wie ein Feigling vor, aber es blieb ihr ja nichts anderes übrig.
    Plötzlich trat ihr ein Kobold in den Weg und winkte heftig mit seinen Stummelarmen. Imbri mußte quietschend bremsen. »Wer bist du?« sendete sie.
    »Ich bin Stunk«, sagte er. »Du hast mir mal einen Alptraum gebracht – und dann ist daraus Wirklichkeit geworden. Man hat mich eingezogen. Ich hätte lieber das

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