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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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Koboldland verlassen sollen, als ich noch Gelegenheit dazu hatte.«
    Nach kurzem Überlegen fiel es Imbri wieder ein. Das war ihre letzte Lieferung gewesen – die, bei der sie sich als untauglich für ihren Beruf erwiesen hatte. »Aber die Kobolde haben ja gerade gar nicht eingegriffen!«
    »Wir haben lediglich unsere Berglöcher bewacht«, gab er zu. »Aber Goldy, die Freundin eines unserer Häuptlinge, hat mich losgeschickt, um dich abzufangen. Sie sagt, daß sie auf der Seite der Menschen einige Freunde hat, und deshalb will sie euch auch helfen. Aber damit steht sie bei uns allein da. Wenn die Leute auf Schloß Roogna sie also haben wollen, dann sollen sie kommen und sie holen. Sie hat immerhin den Zauberstab und eine Masse Mut.«
    »Ich werd’s ausrichten.«
    Stunk salutierte, und Imbri ließ im Gegenzug ihren Schweif kurz aufpeitschen. Der Kobold wandte sich nach Norden, während Imbri gen Süden davonjagte. Offenbar war das Eingezogenwerden im richtigen Leben nicht halb so schlimm wie im Traum. Natürlich hatte Stunk Glück gehabt, daß die Kobolde sich aus den eigentlichen Kampfhandlungen herausgehalten hatten.
    Endlich wurde es Nacht, und sie erreichte ein Kürbisfeld. Zu schade, daß sie diese Abkürzung immer nur bei Nacht nehmen konnte, sonst hätte sie den Zentauren vielleicht noch rechtzeitig Hilfe bringen können. Doch wenigstens konnten ihr die Kürbisse dafür nichts anhaben, was gut zu wissen war für den Fall, daß der Reitersmann versuchen würde, sie damit auszuschalten. Bei diesem Versuch würde er gewiß scheitern, und sie könnte ihn vernichten. Und auch das war gut zu wissen, weil sie ihn nämlich nur zu gern vernichten wollte…
     
    Als sie den Raum der Könige betrat – bremste sie entsetzt ab und glitt ein Stück über den Boden.
    »Ja, ich bin es wirklich«, sagte Arnolde. »Jetzt hat es auch mich getroffen.«
    Imbri projizierte einen flackernden kleinen Traum, der stotternd vom Schicksal der Zentaurentruppe kündete. Sie hatte geglaubt, daß der Reitersmann sich bei der mundanischen Armee aufhielt, aber anscheinend war er nicht lange dort geblieben, da er ja schon wieder einen König ausgeschaltet hatte.
    »Offenbar schlägt der Reitersmann jedesmal zu, wenn einer der Könige sich als fähig herausstellt«, meinte König Trent. »Sobald Xanth einen völlig unfähigen König bekommen sollte, wird er diesen sicherlich unbehelligt lassen, bis die Eroberung zu Ende ist. Bis dahin möchte ich dich bitten, Imbri, uns den Gefallen zu tun, meiner Frau mitzuteilen, daß sie nun König ist.«
    »Königin…« widersprach Imbri benommen.
    »König«, wiederholte er entschieden. »In Xanth regieren keine Königinnen!«
    »Und richtet ihr bitte meine Entschuldigung dafür aus, daß ich den Standort des Reitersmannes falsch eingeschätzt habe«, fügte Arnolde hinzu. »Ich hatte Iris aufgetragen, sich schlafen zu legen, da mir ja keine unmittelbare Gefahr drohte. Offenbar habe ich mich getäuscht.«
    Offenbar, mußte Imbri ihm zustimmen. Sie nickte und trabte mit schweren Hufen hinaus. Wo sollte das alles noch enden?

12
König Königin
    Im Schloß schliefen alle, die Königinnen eingeschlossen.
    Imbri trat auf Königin Iris zu und projizierte ihr einen wichtigen Traum: »König Arnolde ist verzaubert worden. Ihr müßt den Thron besteigen, Euer Majestät.«
    »Was? Arnolde war doch gerade noch wach und munter!« protestierte Iris.
    »Ihr habt schon eine ganze Weile geschlafen, König Iris.«
    »König Iris!« rief die Königin und riß sich aus dem Schlaf. Sie sprang auf und taumelte zu den Gemächern des Königs hinüber. »König Arnolde, ich hatte gerade einen Alptraum…«
    Abrupt blieb sie stehen. Arnolde stand reglos da und starrte ins Leere.
    »Es stimmt also doch!« flüsterte Iris entsetzt. »Ach, wir hätten ihn sorgfältiger bewachen sollen!«
    »Ich bin ihm im Kürbis begegnet«, sendete Imbri. »Er meinte auch, daß Ihr jetzt König werden müßt. König Trent hat dasselbe gesagt. Und ich habe dem König eine schlimme Nachricht mitzuteilen.«
    Iris lehnte sich gegen die Wand, als fühlte sie sich schwach. Sie war keine junge Frau mehr, und die jüngsten Ereignisse waren ihrer Gesundheit auch nicht sonderlich zuträglich gewesen. Nur ihr eiserner Wille, als Königin weiterzumachen, hatte sie durchhalten lassen. »Mein ganzes Leben habe ich mich danach gesehnt, über Xanth zu herrschen. Doch jetzt, da es mir bevorsteht, fürchte ich mich davor. Früher lebte ich in dem sicheren Wissen,

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