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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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daß mein Verlangen, so heftig es auch sein mochte, niemals erfüllt werden würde. Frauen wollen gar nicht immer alles haben, wonach sie sich sehnen. Sie wollen sich vielmehr in erster Linie nach etwas sehnen können, und sie möchten auch, daß man sich nach ihnen sehnt. Ach, was soll ich nur tun, Imbri? Ich bin doch schon viel zu alt und verknöchert, um einen Traum bewältigen zu können, der auf solch grauenhafte Weise Wirklichkeit geworden ist!«
    »Ihr werdet gegen die Mundanier kämpfen, König Iris«, sendete Imbri voller Mitgefühl.
    Die weiblichen Gesichtszüge des Königs verhärteten sich. »Wie recht du doch hast, Mähre! Wenn es irgend etwas gibt, wovon ich etwas verstehe, dann ist es, Männern die Hölle heiß zu machen! Diese Mundanier werden den Tag noch einmal verfluchen, an dem sie in Xanth eingedrungen sind! Und dieser Reitersmann… wenn ich den erst erwische…«
    »Haltet Euch bloß von ihm fern, Majestät!« flehte Imbri. »Bevor wir das Geheimnis seiner Macht gelüftet haben, darf es kein König wagen, sich ihm zu nähern!«
    »Aber doch nicht körperlich! Ich werde meine Illusionen auf ihn hetzen.«
    Das beseitigte zwar Imbris Zweifel nicht, doch sie wechselte lieber das Thema. »Möglicherweise befindet er sich in der Nähe von Schloß Roogna. Wir dachten ja, daß er im Koboldland wäre, aber…«
    »Er war auch im Koboldland!« sagte König Iris heftig. »Ich habe ihn dort selbst noch gesehen!«
    »Aber er muß hier gewesen sein, um König Arnolde verzaubern zu können.«
    »Dann hat er irgendeinen Weg gefunden, sehr schnell zu reisen. Wahrscheinlich ist er inzwischen schon wieder bei seiner Armee. Das kann ich schnell nachprüfen.« Sie atmete tief durch. »Aber laß mich erst deinen Bericht zur Kriegslage hören. Wenn ich diese Sache schon in die Hand nehmen muß, dann aber auch richtig. Danach werde ich weibliche Schwäche zeigen können, wenn mein Machthunger erst ausgemerzt worden ist, aber das kann ich mir im Augenblick nicht erlauben.«
    Imbri erstattete ihr genauen Bericht und zog sich dann auf Befehl des Königs auf die Gartenweide zurück, um dort zu grasen und zu ruhen. Sie liebte es zwar, ganz Xanth zu durchqueren, aber es ermüdete sie doch, und sie wünschte sich, daß es nicht immer nur wegen irgendwelcher neuen Krisen wäre.
    Am Morgen hatte König Iris ihr Programm entwickelt. Sie hatte eine gewaltige Auswahl illusorischer Ungeheuer fabriziert, die sie im Drachenland in den Hinterhalt legte, um die Mundanier auf ihrem Weg in den Süden abzufangen. Die echten Drachen warfen nur einen Blick auf dieses Sammelsurium und zogen es vor, sich lieber gleich in ihre Erdlöcher zu verkriechen.
    Am späten Vormittag erschien endlich die punische Armee, die noch immer zweihundert Mann umfaßte, welche in stramm disziplinierten Abteilungen voranmarschierten. König Iris hatte den magischen Spiegel irgendwie wieder zum Funktionieren gebracht, vielleicht indem sie ihn mit einer eigenen Illusion verzaubert hatte, und richtete ihn nun auf die mundanische Armee aus, damit Imbri und die anderen das nächste Gefecht mit ansehen konnten. Publikum war Iris immer sehr wichtig, denn ihr Zauber funktionierte nur für Zuschauer.
    Als erstes griffen zwei Sphinxpaare an. Jede der Sphinxen besaß entweder einen Männer- oder einen Frauentorso, den Körper und Schwanz eines Löwen und die Flügel eines Riesenvogels. Die Weibchen waren fünfmal so groß wie ein normaler Mensch, die Männchen waren sogar noch größer. Alle vier Ungeheuer breiteten die Flügel aus, als sie sich in die Luft erhoben und schrille Kampfschreie ausstießen. Die Mundanier stoben auseinander, was nur verständlich war. Einige von ihnen flohen in die nahe gelegene Region der Luft, wo sie von den ewigen Winden davongeweht wurden. Andere gingen im Erdloch eines ortsansässigen Drachen in Deckung, worauf ein lautes Würgen ertönte, dem ein zufriedenes Schmatzen und ein Rauchwölkchen folgten. Dann erscholl ein windiger Rülpser, und mundanische Rüstungsteile prasselten aus dem Erdloch hervor. Die meisten der verbliebenen Soldaten wichen einfach nur mit erhobenen Schilden zurück und erwarteten den Angriff der Ungeheuer. Feiglinge waren sie jedenfalls nicht.
    Die Sphinxe schwenkten ab, als hätten sie sich davon überzeugen müssen, daß die Chancen nicht gut für sie standen. Natürlich war der wirkliche Grund der, daß die Illusion ihren Effekt verlieren würde, wenn die Mundanier sie durchschauten. Keine Illusion konnte einem

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