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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mähre sich aus dem Eis befreit und schwamm auf die Megalithen zu. Als das Wasser klarer wurde, kamen sie auch immer schneller voran.
    »Wir schaffen es nie!« jammerte die Traummähre.
    »Niemals!« stimmte das Mädchen eifrig zu. Doch der Nöck war nicht so leichtgläubig. »He – das sind doch bloß eure Traumbilder! Echte Mähren können gar nicht reden!« Er kniff die Augen kurz zusammen, orientierte sich auf die wirkliche Situation – und mußte feststellen, daß sie ihn reingelegt hatten. Er war so sehr damit beschäftigt gewesen, in dem vermeintlich privaten Traum herumzuschnüffeln, daß er die Wirklichkeit darüber vernachlässigte – genau wie Imbri es gewollt hatte. »Nix da! Nix da! Nix da!« kreischte er aus einem Fischmaul, das in einem Menschengesicht stak, und schleuderte ihnen einen Dampfzauber hinterher. Das Wasser um sie herum dünnte aus, ließ sie in die Tiefe sinken – doch nun waren sie schon zu weit auf der anderen Seite, und der Graben wurde immer flacher.
    Imbri galoppierte den Abhang empor, und ihr Kopf tauchte nur ganz kurz unter Wasser. Der Nöck ließ das Wasser gefrieren; die Mähre kletterte wieder empor, weil die Eisdecke hier, im flacheren Wasser, wieder fest war.
    »Darf ich jetzt wieder atmen?« flehte Traumchamäleon.
    »Atme!« erwiderte Imbri und kletterte an Land. Sie hatten es geschafft!
    Hinter ihnen versank der Nöck zornig im verdampfenden Eis, ein Menschenkopf auf einem Fischleib. »Ihr Weiber habt mich an der Nase herumgeführt!« knurrte er. Dann musterte er die sich bildende Wolke aus Eisdampf.
    »Männer sind nun einmal leichtgläubig«, stimmte Imbri in einem Träumchen zu, welches den Nöck in Gestalt eines Menschen mit Fischkopf zeigte, auf dem eine riesige Narrenkappe saß, während ein Schneesturm ihn umtoste.
    Völlig durchnäßt standen sie nun vor dem Steingebäude. Es war gewaltig: Jeder der senkrechten Steine war so groß wie ein Oger, grob behauen und erdrückend massiv.
    Doch man ließ ihnen nicht viel Zeit zum Staunen. Ein Ungeheuer kam das Innenufer entlang auf sie zugerannt. Es war entsetzlich: Pferdehufe, Löwenbeine, Elefantenohren, eine Bärennase, eine monströse Schnauze und ein verzweigtes Geweih, das mitten in der Stirn stak und hoch emporragte.
    »Holla, ihr Eindringlinge!« dröhnte das Monster mit einer Menschenstimme. »Flieht, so schnell ihr nur könnt, damit ich wenigstens das Vergnügen der Jagd habe!«
    Imbri erkannte das Ungeheuer: Es war eine Zentikora. Ein Wesen, das keine Gnade kannte; es hatte nicht den geringsten Zweck, mit ihm zu diskutieren. Sie mußten es entweder aufhalten oder ihm entkommen. Imbri galoppierte davon. Sie war eine Nachtmähre und konnte jedes Lebewesen abhängen. Schon bald hatte sie die Zentikora hinter sich gelassen.
    Chamäleon stieß einen Schrei aus und wäre um ein Haar von Imbris Rücken gestürzt. Sie war immer noch eine unerfahrene Reiterin, überhaupt nicht wie der grausame Reitersmann, und jede plötzliche, unerwartete Bewegung konnte sie zu Fall bringen. Imbri mußte ihr Tempo drosseln, damit die arme Frau ihre Mähne fester greifen konnte. Dann jagten sie wieder davon, um dem Ungeheuer zu entkommen.
    Kurz darauf hatten sie das Grundstück, welches von dem Graben eingefaßt wurde, umrundet – und da stand wieder das Monster und erwartete sie schon. Imbri bremste und machte kehrt, wobei sie ihren Körper in die Kurve legte, damit Chamäleon nicht stürzte; dann jagte sie wieder in die entgegengesetzte Richtung davon. Doch sie erkannte, daß es keinen Zweck hatte, denn das war kein echtes Entkommen; sie würde sich auf nichts anderes mehr konzentrieren können, bevor sie nicht die Zentikora erledigt hatte.
    Imbri verlangsamte ihr Tempo und ließ das Ungeheuer aufholen, obwohl dies Chamäleon zu Tode entsetzte. Imbri schleuderte einen kleinen Traum zurück, der sie selbst als Harpyie im Tiefflug zeigte, und rief: »Was tust du da, Monster?«
    »Ich jage dich, du leckeres Pferdchen!« dröhnte die Zentikora als Antwort und schnappte mit den Zähnen, wie um ein Ausrufezeichen zu setzen.
    Na ja, wer eine dumme Frage stellte… »Wir sind nur gekommen, um den Guten Magier aufzusuchen«, projizierte Imbri.
    »Ist mir egal, wen ihr sucht. Du wirst jedenfalls so oder so nach Pferdefleisch schmecken.« Und dann jagte die Zentikora wieder auf sie los, das Geweih gesenkt.
    »Oh, das gefällt mir aber überhaupt nicht!« jammerte Chamäleon. »Ich wünschte, mein Mann Bink wäre hier, dem passieren immer nur

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