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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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Xanth, so daß das auch keine Antwort mehr wäre.«
    »Ich glaube eigentlich, daß der Schild nie eine wirkliche Antwort war«, meinte Ichabod. »König Trent hatte wohl recht; es muß zwischen Xanth und Mundania eine offene Grenze und freien Handel geben. Leider kommen jedoch nicht alle Mundanier in friedlicher Absicht hierher. Die Letztweller waren wohl, wenn ich richtig unterrichtet bin, mongolische Mundanier aus unserem dreizehnten Jahrhundert, um 1231, wenn ich mich richtig an die Geschichte Asiens erinnere. Sie glaubten, daß sie die Halbinsel Korea überfielen. Heute wird Korea übrigens auch von einer Linie in zwei Teile geteilt, genau wie es die Spalte mit Xanth tut, und dort, wo bei uns Schloß Roogna steht, gibt es in Korea eine große Stadt. Eine höchst faszinierende Parallele…« Doch er sah Grundy gähnen und unterbrach seine Spekulationen. »Aber das spielt ja auch keine Rolle für die jetzige Lage. Die Mongolen waren wirklich wilde Eroberer, und ich kann es gut verstehen, daß die Bewohner Xanths sich damals dazu entschlossen, nichts mehr mit ihnen zu tun haben zu wollen.« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich wollte ja Imbris Eindrücke hören. Wie sahen die Mongolen denn von dieser Seite aus betrachtet aus?«
    »In den Alpträumen, die ich abliefern mußte, waren es wilde, flachgesichtige Menschen«, projizierte Imbri. »Sie haben alles getötet, was sich ihnen in den Weg stellte, und zwar mit Pfeilen und Schwertern. Sie ritten auf Pferden – die wurden nach dem Ende der Eroberungswelle alle getötet, weil die Bewohner Xanths sich nach den ganzen vorhergegangenen Ereignissen so vor meiner Rasse fürchteten. Das war eine Pferdetragödie, denn die Pferde selbst hatten Xanth nie etwas Böses gewollt.«
    »Das glaube ich gern«, meinte Ichabod tröstend. »Oft sind es gerade die Unschuldigen, die am meisten unter einem Krieg zu leiden haben. Das macht jede Gewalttätigkeit ja auch so scheußlich.«
    Imbri begann diesen Mann zu mögen. »Einige der Träume mußte ich auch den Letztwellern überbringen. Wir Nachtmähren sind schon immer fair und unparteiisch gewesen, wir liefern an alle, die es nötig haben, egal, wie unwürdig sie auch sein mögen. Die Weller litten ebenfalls unter Ängsten und Sorgen, vor allem nachdem der Schwung der Invasion nachgelassen hatte. Tiere töteten sie ohne Gnade und Mitgefühl, aber dennoch sorgten sie sich um ihre in Mundania zurückgelassenen Familien, sie liebten sie und auch ihre Waffenbrüder. Xanth erschien ihnen als ein schreckliches magisches Land, in dem überall tödliche Gefahren lauerten…«
    »Ja, so ist das ja auch für Mundanier«, sagte Ichabod.
    »Bewohner Xanths gehen solchen Gefahren ganz routinemäßig aus dem Weg«, erwiderte Grundy. »Wenn jemand jedoch in unbekanntes Gebiet kommt, dann ist er in Gefahr. Wir sind ja zum Beispiel auch direkt auf dem Kopf der Sphinx spaziert, obwohl man uns vor ihr gewarnt hat.«
    »Wie auch vor dem Reitersmann«, fügte Ichabod hinzu. »Und die Kette sollen wir sprengen. Das Problem bei solchen Warnungen ist, daß man sie erst versteht, wenn es schon zu spät ist.«
    »Ich weiß nicht einmal, wo die Kette ist, geschweige denn, wie man sie sprengen sollte«, warf Grundy ein. »Zum Glück ist das nicht mein Problem. König Dor denkt zweifellos gerade darüber nach. Allerdings bezweifle ich irgendwie, daß sich die Kette in der Waffenkammer von Schloß Roogna befindet.«
    Ichabod kehrte wieder zum Thema zurück. »Soll das etwa heißen, Imbri, daß du die mundanischen Invasoren, die Mongolen also, als richtig menschliche Wesen erlebt hast, also als fühlende Kreaturen, wie wir es auch sind?«
    »Das war das Seltsamste daran«, gestand Imbri im Traum. »Untereinander waren es völlig anständige Wesen. Doch in der Schlacht dachten sie über Menschen, wie sie auch über Drachen, Basilisken und Salamander dachten. Es machte ihnen richtig Spaß, sie niederzumetzeln.«
    »Das ist leider ein vertrautes mundanisches Muster«, meinte Ichabod. »Zuerst entmenschlicht eine Gruppe die andere, und dann vernichtete sie sie. In Xanth gibt es dagegen keine scharfe Trennlinie zwischen Menschen und Tieren; viele Tiere sind bessere Gefährten als die meisten Menschen.« Er tätschelte Imbris Flanke. »Und wie sollen wir erst die Zentauren definieren, die von beiden etwas haben? Doch Mundania kennt keine anerkannte Magie, so daß dort alle Tiere dumm sind und die Sprache der Menschen nicht sprechen können. Das führt wiederum zu

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