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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinteren Reihen. Er kam voll bewaffnet und gepanzert hervor, mit einem gewölbten Brustpanzer, einem langen, ovalen Schild und einem prachtvollen Helm. Er war ein knurriger älterer Mann, der zur Stämmigkeit neigte. Sein Gesicht war sauber, sein Bart sorgfältig gepflegt.
    »Meine Truppen melden mir, daß du südlich vor unserem Säuberungsbrand herumgelungert hast«, bemerkte Varsoboes. »Was hast du da gemacht?«
    »Du bist aber ein echter Karthager!« entfuhr es Ichabod.
    »Von Geburt an«, stimmte Varsoboes mit ironischem Lächeln zu. »Bist du ein Bewohner dieses Landes? Ich bin bereit, einen guten Preis für gute Informationen zu zahlen.«
    »Ich bin Besucher dieses Landes, aber ich bin recht viel hier herumgekommen«, erwiderte Ichabod vorsichtig. Er schien eher fasziniert als besorgt zu sein. Anscheinend gefiel es ihm außerordentlich, mit Wesen sprechen zu dürfen, die für ihn historische Gestalten waren. »Ich habe euer Feuer gesehen und bin gekommen, um nachzusehen – und da haben mich deine Grobiane sogleich zum Gefangenen gemacht.«
    »Sie haben Anweisung, alle unbekannten Tiere zu töten und jeden Menschen, dem sie begegnen, gefangenzunehmen«, erklärte Varsoboes. »Seit wir die Alpen überquert haben und in Südgallien eingedrungen sind, sind recht merkwürdige Dinge geschehen. Dieses Land hier ist viel wilder als Hispanien.«
    »Das kann man wohl sagen!« pflichtete Ichabod ihm bei. »Das hier muß um 210 oder 215 vor Christus in der Po-Ebene sein, und…« Er hielt inne, und Imbri sandte einen fragenden Traum aus.
    »Du sprichst seltsame Dinge«, meinte Varsoboes. »Woher, sagtest du, kommst du?«
    »Schrecklich!« sagte Ichabod zu Imbri im Traum. »Ich fasele Unsinn! Ich kann mich doch unmöglich auf vorchristliche Zeitangaben beziehen, denn diese Leute hier wissen natürlich nichts über ihre Zukunft! Und ich kann ihm doch unmöglich erzählen, woher ich komme und vor allem, von wann ich komme. Er würde mich für einen Irren halten.«
    »Dann sag ihm doch einfach, du wärst ein Irrer aus Schloß Roogna von gestern«, schlug Imbri vor, die seiner Verwirrung nicht ganz zu folgen vermochte.
    »Von Schloß Roogna in Zentralxanth«, antwortete Ichabod dem Mundanier, Imbris Vorschlag folgend.
    »Dann bist du also Römer?«
    Ichabod lachte. »Nein, ganz und gar nicht. Das hier ist nicht Italien!«
    Varsoboes hob eine Augenbraue. Das konnte er recht gut. »Nicht? Wo sind wir hier denn sonst, deiner Meinung nach?«
    »Ach, verstehe. Ihr seid von Spanien aus durch Frankreich vorgestoßen, dann über die Alpen ins Po-Becken…«
    »… mit zwölfhundert Mann und neun Elefanten, um meinem Anführer Hannibal zu Hilfe zu eilen, der von den verdammten Römern in die Enge getrieben wird«, beendete Varsoboes den Satz für ihn. »Aber wir haben Hannibal noch nicht ausfindig gemacht.«
    »Das glaube ich«, meinte Ichabod. »Ich fürchte, ihr habt euch verlaufen. Hannibal war – äh, ist in Italien, während des zweiten Punischen Kriegs, wo er über das Römische Imperium herfällt. Das hier aber ist… äh… heute und das Land Xanth… das Land der Magie.«
    »Xanth?«
    »Dies hier ist Xanth«, wiederholte Ichabod. »Ein ganz anderes Land. Hier gibt’s keine Römer, und auch keinen Hannibal.«
    »Willst du damit etwa sagen, daß wir nichts von Navigation verstünden?«
    »Nicht direkt. Ich bin überzeugt davon, daß ihr eurer Route streng gefolgt seid. Wahrscheinlich seid ihr auf eine Diskontinuität gestoßen. Das läßt sich nur schwer erklären. Manchmal treten Leute zufällig dort hindurch und finden sich hier wieder. Meistens ist das wirklich ein reiner Zufall. Es ist viel leichter, Xanth zu verlassen, als es zu finden, wenn man nicht gerade eine magische Führung hat.«
    Der Karthager blähte die Wangen, offenbar wollte er dem verrückten alten Mann eine Freude machen. »Wie finden wir denn dann Rom?«
    »Macht kehrt, verlaßt Xanth, und macht dann nochmals kehrt.« Doch Ichabod geriet ins Grübeln. »Nein, besser doch nicht. So würdet ihr womöglich in irgendeinem anderen Zeitalter und Ort Mundanias herauskommen, wenn ihr nicht gezielt hinübergeht. Ihr müßt auch in der Zeit reisen, und das ist doch eine ziemlich exakte Angelegenheit. Wenn ihr es vielleicht mehrmals versucht, bis ihr den richtigen Zeitpunkt gefunden habt…«
    »Ich denke mal darüber nach«, meinte Varsoboes. »Dieses Land hier ist jedenfalls höchst interessant, wie immer es auch heißen mag.«
    »Was meinst du dazu?«

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