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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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wüßte, hätte ich auch den Schlüssel zu meiner eigenen Torheit in der Hand«, meinte Humfrey. »Schwört mir nun, daß ihr mein schlimmes Geheimnis schützen werdet, wenn ihr es schließlich durchschaut habt.«
    Verstört gehorchte Imbri. »Ich schwöre es«, sendete sie. Dann richtete sie die Aufforderung in einem getrennten kleinen Traum an das Tagpferd.
    Auch der Hengst legte den Schwur ab. »Von mir wird niemand etwas erfahren.«
    Humfrey lächelte grimmig. »Wenigstens habe ich noch dieses närrische bißchen aus dem gähnenden Abgrund meiner Schmach gerettet.« Er hob einen kleinen Beutel auf. »Das hier ist eine weitere schwere Waffe – der Windbeutel. Öffne ihn erst, wenn Feindtruppen in der Nähe sind, denn er wirkt auf alle verheerend. Und halte dich gut fest, damit du selbst nicht auch noch fortgeweht wirst.« Dann blickte er auf die magische Sonnenuhr an seinem Handgelenk, die ihm auch dann die Zeit anzeigte, wenn die Sonne gerade nicht schien. »Huch – es wird Zeit, daß du Chamäleon abholst. Dann mußt du deinem Freund Hengst noch beibringen, wie er mit dir in Kontakt bleibt, während du entmaterialisiert durch das Reich der Nacht jagst, damit er sich im Kürbis nicht verirrt. Also, an die Arbeit, ihr Hufgefährten!«
    »Hufgefährten!« Imbri war verblüfft und verlegen, als sie diese Bezeichnung mitanhören mußte. Doch es war eine Tatsache, daß sie das Tagpferd mochte, und sie wußte auch, daß man ihr das ansah; und schon bald würde für sie die Paarungszeit beginnen. Wenn sie sich mit ihm nicht paaren wollte, mußte sie dies bald entscheiden und entsprechende Maßnahmen einleiten. Im Gegensatz zu Menschenfrauen konnten Mähren in diesem Punkt nicht wählerisch sein. Wenn sie sich zur Stichzeit in der Nähe des Hengstes aufhalten sollte, würde sie sich mit ihm paaren, das ließ sich dann nicht mehr verhindern.
    Der Schimmel wußte das anscheinend auch, was wohl auch einer der Gründe dafür war, weshalb er sie dadurch bei guter Laune hielt, daß er ihr bei Unternehmungen half, die ihn persönlich nur wenig interessierten, etwa beim Aufbauen der Zauber des Guten Magiers.
    Der Hengst musterte sie neugierig. »Entmaterialisiert durch die Nacht jagen?« fragte er im kleinen Traum »Ach, das habe ich ja ganz vergessen«, erwiderte Imbri. »Kommst du mit mir, um den Botschafter Bink am Isthmus abzuholen und nach Hause zu bringen? Er soll der nächste König von Xanth werden, deshalb müssen wir ihn sicher an den Mundaniern vorbeigeleiten.«
    »An den Mundaniern!« erwiderte er beunruhigt.
    »Bei Nacht können sie uns nicht sehen«, beruhigte sie ihn. »Ich möchte seine Frau Chamäleon dorthin bringen, damit sie ihn abholen kann, und deshalb brauchen wir noch ein weiteres Reittier.«
    »Chamäleon!« sagte er froh. »Das ist eine nette Frau!«
    »Du magst sie anscheinend mehr als mich!« schnaubte Imbri, und ihre Traummähne färbte sich gelb vor Eifersucht.
    »Na ja, sie ist ja immerhin ein Mensch, also ein Wesen mit Macht…«
    Er war wirklich geradezu besessen von der Vorstellung von Menschen, ob nun im Positiven oder im Negativen!
    »Ihr verschwendet nur Zeit!« schnauzte Humfrey. »Hebt euch euren Flirt für unterwegs auf. Immerhin herrscht gerade ein Krieg!«
    Etwas steifbeinig schritt Imbri aus dem Baobabbaum hinaus. Davor befand sich ein kleiner Quell, von dem sie in tiefen Zügen soff, weil sie wußte, daß es noch eine ganze Weile dauern konnte, bis sie wieder etwas trinken konnte. Wasser war sehr wichtig für Pferde! Außerdem wollte sie dem Tagpferd damit Gelegenheit geben, ihr zu folgen. Sie war sicher, daß der Hengst ihrem Wunsch entsprechen würde, wenngleich sein Pferdestolz es ihm gebot, allen Anschein zu vermeiden, als sei er hocherfreut darüber. Schließlich war er ein Hengst, und Hengste sprangen nun einmal nicht willenlos umher, sobald eine Mähre es von ihnen verlangte.
    Kurz darauf kam er zu ihrer Erleichterung tatsächlich aus seinem Versteck hervor. Auch er soff lange und ausgiebig von der Quelle. Auf diese unterschwellige Weise hatte er sich mit der Reise einverstanden erklärt. Er hatte den ersten Schritt getan.
    Sie machte sich auf den Weg zu Schloß Roogna, und der Hengst trabte mühelos neben ihr her. Er war wirklich prächtig anzusehen, gerade jetzt, da das Sonnenlicht immer schwächer wurde und sein weißes Fell herrlich leuchtete, während ihr eigenes Schwarz sie fast unsichtbar machte. Sie waren wirklich wie Tag und Nacht!
    Es war fast, als verkörperte er

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