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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angélique Mundt
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Medikament dann so unglücklich verstärkt? Du glaubst also, dass es möglich ist?«
    »Lass es mich mal so formulieren: Chemie kann großen Schaden anrichten.«
    Nachdem Tessa aufgelegt hatte, blieb sie erstarrt sitzen. Sie selbst hatte bei einigen Patienten festgestellt, dass das Duoxepin den Antrieb steigerte – im positiven Sinne. Doch es verstärkte offenbar bei anderen gerade das negative Gefühl, wegen dem sie überhaupt erst in Behandlung waren. Kurt Magers innerer Zwang wurde immer stärker. Und Brömme? Er litt unter Minderwertigkeitsgefühlen und der daraus resultierenden Angst vor Zurückweisung. Sascha hatte recht: Sie hatte sich vom Charme der beiden blenden lassen wie eine Anfängerin.
    Selbst Paul hatte schon in die richtige Richtung gedacht. Sie hatte nur nicht zugehört. Sie starrte auf den Aktenberg, der vor ihr lag. Sie fischte zwei Pappdeckel heraus. Eigentlich musste sie gar nicht mehr hineinsehen. Aber sie konnte es nicht glauben. Sie würde den Abend nutzen, alles noch einmal zu durchdenken. Zu Hause. In Sicherheit. Und dann würde sie mit Torben sprechen.
    Tessa wartete auf den Fahrstuhl, der sie in den Fahrradkeller bringen würde. Sie sehnte sich nach der Entspannung in der Badewanne. Sie würde sich ein Lavendelbad gönnen. Danach würde sie ihren Kopf wieder einschalten, die Akten studieren, Sicherheit gewinnen und Torben anrufen. Der Fahrstuhl kam und war brechend voll. Sie quetschte sich mit hinein und drückte den Knopf für das Kellergeschoss. Bis zum Erdgeschoss stand Tessa eingekeilt zwischen einer dicken Frau, die nach Knoblauch stank, und einem Jugendlichen, aus dessen Ohrstöpsel lauter Hip-Hop drang. Dann stiegen alle aus. Endlich bekam sie Luft. Sekunden später gingen die Fahrstuhltüren erneut auf und entließen Tessa in die Kellergewölbe. Gleich rechts ging es zum Fahrradkeller und einer Tür, die ins Freie führte. Es war still, dunkel und roch muffig. Tessa war es egal. Sie wollte gerade die Tür zum Fahrradkeller aufschließen, als sie plötzlich jemanden hinter sich spürte.
    »Da bist du ja endlich, ich …«
    »Was …« Erschrocken wirbelte sie herum.
    »… warte schon so lange auf dich«, flüsterte ihr eine bekannte Stimme ins Ohr. Sie wurde gegen die Tür gedrängt.
    »Psst. Komm, gehen wir.« Seine Stimme klang leise und bedrohlich. Eine Hand packte schmerzhaft ihren Oberarm und zog sie mit sich fort. Tiefer in den Keller. Er machte kein Licht und bewegte sich doch so sicher, als kenne er sich hier unten aus. Tessa konnte kaum etwas erkennen. Sie hatte keine Ahnung, wo er sie hinführte. Dann öffnete er eine Tür, und im Licht der Taschenlampe, mit der er erstmals leuchte, erkannte sie einen verwahrlosten Raum, in dem leere Krankenhausbetten standen. Er schubste sie hinein. Das Adrenalin sorgte dafür, dass Tessas Müdigkeit verflogen war, nur denken konnte sie noch nicht richtig. Und als ob ihr seine Stimme nicht genug Angst gemacht hätte, sah sie aus den Augenwinkeln ein Messer in seiner Hand. Hatte Buchholz ihm das nicht abgenommen? Ihre Beine versagten. Sie lehnte sich gegen eines der Betten.
    »Herr Brömme, was soll das? Ich verstehe nicht.«
    »Du verstehst vieles nicht. Du hast vor allem nicht verstanden, wie sehr ich dich begehre, Tessa.«
    Er kam ihr so nahe, dass sie seinen Atem riechen konnte. Er roch frisch. Nach Pfefferminze.
    »Dabei habe ich mich dir offenbart. Was für ein Fehler. Man soll seine Gefühle für sich behalten, das hat schon meine Mutter gesagt. Gefühle bringen nur Ärger.« Er nahm ihre Hand und streichelte sie zärtlich, während in der anderen die Klinge des Messers blitzte. »Und sie hatte recht.«
    Tessa spürte, wie sich ihr vor Angst der Magen zusammenzog. »Bitte, tu mir nichts, David«, flehte sie.
    Zum gefühlt tausendsten Mal versuchte Koster Tessa auf ihrem Dienstapparat zu erreichen. An das Handy ging sie nicht, sie musste also noch im Haus sein. Einer der Patienten war der Mörder. Wo blieben die DNA -Ergebnisse? In der forensischen Molekularbiologie war das Telefon ständig besetzt. Es war zum Verrücktwerden.
    Ihm riss der Geduldsfaden, und er rief die Telefonzentrale der Klinik an. Der störrische Pförtner wollte ihn einfach nicht schnell genug in das Dienstzimmer von Station 2 der Psychiatrie durchstellen. Bis der Mann die Telefonnummer rausgesucht hatte, war Koster kurz vor einem Herzinfarkt. Schneller. Dann endlich die erlösenden Worte: »Wir versuchen es mal mit dieser Nummer, ja? Wenn es nicht klappt,

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