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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angélique Mundt
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sich.
    Sascha schlenderte herein.
    »Hey, Schwesterherz. Interessante Tragetasche«, sagte er und deutete auf ihren Arm. »Hallo Paul, lange nicht gesehen.«
    Sie begrüßten sich mit einem festen Händedruck. Paul lächelte ihn warmherzig an. Nachdem er sich immer mehr zu Tessas Mentor entwickelt hatte, hatte er irgendwann auch Sascha kennengelernt. Sie sahen sich zwar selten, aber sie verband eine unausgesprochene Sympathie.
    »Ich berichte Tessa gerade über die neuesten Entwicklungen in der Klinik.«
    Männer, dachte Tessa, nur nicht über sich sprechen.
    »Was ist aus der Studie geworden?«, fragte Sascha.
    »Die Universität hat eine Kommission eingerichtet, die auf den Rückzug der Publikationen entschieden hat. Die medi-pharma AG scheint dadurch aber nicht sehr beunruhigt. Die Studie wird an einer anderen Universität wiederholt. Nun dauert es allerdings noch etwas länger, bis sie auf den Markt können. Alles eine Frage des Geldes. Ihr Ruf bleibt jedenfalls gewahrt.« Paul stand auf und nahm die Reisetasche. »Apropos Ruf. Chefarzt Gisecke hat eine Pressekonferenz gegeben, die hätte dir einen Herzinfarkt beschert.«
    »Nein danke, ich bin noch bedient«, sagte Tessa.
    Er runzelte die Stirn. »Stimmt.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Tessa.
    »Na, er hat seine Wahrheit verkündet: Er habe nichts von der Studienmanipulation gewusst, und Doktor Neumann sei ein exzellenter Mediziner, der sehr beliebt gewesen sei. Es sei kein Schaden für die Klinik entstanden.«
    Tessa schloss für einen Moment die Augen. Dafür hatte sie keine Worte mehr. Sie nahm ihre Tasche, drückte sie Sascha in die Hand und entschied: »Kommt Jungs, wir gehen.«
    Sie griff nach ihren Blumen und versuchte nicht länger die Welt zu verstehen.
    *
    Tessa kehrte an einem tristen Tag Ende Mai an ihren Arbeitsplatz in die Klinik zurück. Sie hatte ihre Kündigung geschrieben. Die lag vor ihr auf dem Schreibtisch. Sollte sie wirklich?
    In der vorherigen Woche hatten schon sommerliche Temperaturen geherrscht, und sie hatte einige wundervolle Tage am Ostseestrand verbracht. Sie hatte viel Zeit gehabt Muscheln zu suchen und über alles nachzudenken. Über die Toten und die Überlebenden. Über die letzten Wochen und darüber, wie es in Zukunft weitergehen sollte. Sie konnte nicht länger in der Klinik bleiben. Sie wollte versuchen, sich auf eigene Beine zu stellen. Eine eigene Praxis. Warum eigentlich nicht? Es fiel ihr nicht leicht, alle Sicherheiten aufzugeben.
    Heute war der Himmel trostlos grau geworden, und kalter Regen hatte eingesetzt. Sie war plötzlich wieder unsicher, ob sie das Richtige tat. Eine neue berufliche Zukunft? Eine Zukunft mit Torben? Wo war der Weg?
    Als es an der Tür klopfte und Torben langsam hereinkam, wunderte sie sich nicht. Obwohl er sich nach seinem Krankenhausbesuch nicht mehr bei ihr gemeldet hatte, wusste sie, dass er auf ihre Rückkehr wartete.
    Er sah unverschämt gut aus. Müde. Ernst. Ihr Herz begann zu rasen. Diesen Moment hatte sie so ersehnt.
    »Hey.« Mehr fiel ihr nicht ein. Sein Anblick dampfte ihr Sprachvermögen auf Ein-Wort-Niveau zusammen. Stattdessen lächelte sie ihn zaghaft an.
    Sein Blick verriet ihn. Tessa verstand sofort. Gerade als er ansetzen wollte, unterbrach sie ihn.
    »Du kommst, um dich zu verabschieden?« Ihre Stimme zitterte.
    »Nein.« Sein erstes Wort. Und vielleicht das Wichtigste, was Tessa je von ihm gehört hatte. Sie wollte erleichtert aufspringen, zu ihm rennen und die Müdigkeit aus seinem Gesicht küssen, aber etwas hielt sie ab. Er war noch nicht fertig.
    »Ich liebe dich, Tessa.« Er stand vor ihrem Schreibtisch. In seinem Blick lag Traurigkeit. »Du hast mein ganzes Leben durcheinandergewürfelt. Mich daran erinnert, was mir fehlt. Aber ich brauche Zeit. Ich muss mich meinen Problemen stellen. Anders kann ich es nicht.«
    »Sie ist eine glückliche Frau«, murmelte Tessa und wandte ihren Blick ab. Trotz ihrer Verzweiflung spürte sie auch so etwas wie Bewunderung für ihn. Er machte es sich nicht leicht. Er gab sich alle erdenkliche Mühe. Liebte sie ihn nicht gerade dafür? »Ich wünschte, ich wäre sie.« Ihre Stimme brach.
    »Das wünschte ich auch.« Er streckte die Hand nach ihr aus.
    Sie nahm sie nicht. Das konnte sie nicht. Nicht, bevor er sich entschieden hatte. Sie blieb hinter ihrem Schreibtisch sitzen. Ihre Beine hätten sie nicht getragen.
    »Ich melde mich bei dir, versprochen«, sagte er leise.
    Sie nickte, weil sie nicht wusste, was sie sonst hätte sagen

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