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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angélique Mundt
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Reflexe«, keuchte sie.
    »Wir können nichts mehr für die Frau tun. Sie ist tot.« Er drückte ihr kurz die Schulter. »Schauen Sie, es bilden sich bereits Leichenflecken. Es ist zu spät.«
    Der zweite Anästhesist hatte nicht einmal den Notfallkoffer abgestellt. Tessa ließ die Arme sinken. Sie schaute in das fleckige Gesicht des toten Mädchens. Die Wimperntusche verwischt, die Augen erloschen. Sie musste geweint haben. Eine Haarlocke hing ihr in die Stirn. Tessa hob eine Hand und strich dem Mädchen das dunkle Haar zurück. Langes, seidiges Haar.
    »Armes Mädchen«, murmelte sie.
    »Sie klang heute Abend so munter. Sie schläft gut, seitdem sie auf Duoxepin eingestellt ist«, flüsterte Mathilde von der Tür her.
    Langsam stand Tessa auf, wischte sich über ihre verschwitze Stirn. Ihre Knie schmerzten. Ein letzter Blick auf das reglose Mädchen.
    »Ich muss den Oberarzt und die Polizei verständigen.« Tessa wandte sich an die Anästhesisten. »Vielen Dank für die Hilfe, Kollegen.«
    »Es tut uns sehr leid. Ich lasse Ihnen eine Kopie des Einsatzberichts zukommen. Alles Gute, trotzdem.« Der eine nickte ihr kurz zu, dann verschwanden beide so lautlos, wie sie gekommen waren.
    »Mathilde, kann ich dich allein lassen? Lass bitte alles so, wie es ist.«
    Als sie sich zum Gehen wandte, fiel ihr Blick auf die wimmernde Gestalt, die vergessen auf einem der Betten kauerte.
    »Ich kümmere mich um Frau Henke. Geh nur«, sagte Mathilde.
    *
    Das Summen des Handys weckte Kriminalhauptkommissar Torben Koster. Die Betthälfte neben ihm war kühl und leer. Seine Frau Jasmin war wieder vor ihm aufgestanden. Er vermisste sie. Ihr Gesicht, ihren warmen Körper, ihren Duft. Das Telefon war verstummt. Sein Kollege Liebetrau hatte ihm eine Nachricht hinterlassen. Ein Todesfall in der Psychiatrie der Hamburger Universitätsklinik. Koster quälte sich aus dem Bett. Im Bad beim Blick in den Spiegel guckte ihn ein müder, zerknitterter Fremder an. Kein Wunder, dass Jasmin vor dieser Visage floh. Er nahm sich vor, mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Das hatte sie sich früher immer gewünscht. Doch früher war lange her. Inzwischen stand sie bloß noch früher auf.
    Der lauwarme Schnellkaffee, zwei Löffel Instantpulver in die Tasse, Tasse unter den Warmwasserhahn, schmeckte so, wie er sich fühlte. Er war hungrig, aber zu müde, um etwas zu essen. Er versuchte sich auszumalen, was ihn erwartete. Psychiatrie. Der Gang zum Seelenklempner war ihm bislang erspart geblieben. Aber was hieß das schon? Er warf sich den Mantel über und machte sich auf den Weg.
    Obwohl es nicht einmal Frühstückszeit war, wuselten im Gang der Station 2 haufenweise Menschen. Ein buntes Gemisch aus verschlafenen Patienten, tuschelndem Personal, Polizisten in Uniform und den Kollegen der Spurensicherung in ihren weißen Overalls.
    Koster schaute sich in Ruhe um. Er mochte keine Krankenhäuser. Sie rochen komisch, dachte er, während er den Gang hinunter auf eine Tür zuging, hinter der das Zentrum der Aktivität zu liegen schien. Dieser Geruch nach Desinfektionsmitteln und Krankheit. Er versuchte durch den Mund zu atmen, hielt das jedoch nur wenige Atemzüge durch. Dann entdeckte er seinen Kollegen Michael Liebetrau – von ihm »Liebchen« getauft, was auf dem Kommissariat immer wieder für Lacher sorgte. Denn mit seinen stattlichen hundertzehn Kilo und einem Meter vierundneunzig war Liebetrau einen halben Kopf größer und rund zwanzig Kilo schwerer als er selbst. Er schluckte ständig kleine runde Kügelchen, angeblich gegen sein Magengeschwür. Koster schmunzelte innerlich. Liebetrau sah aus wie ein ungehobelter Klotz, und oft benahm er sich auch genau so. Doch Koster kannte ihn anders. Liebchen war weit feinfühliger, als er aussah.
    Mit einem »Guten Morgen« schreckte Koster den Kollegen auf. »Und …?«
    Liebetrau grunzte und schob sich einige Globuli in den Mund. Dann referierte er aus seinen Notizen.
    »Isabell Drost, sechsundzwanzig Jahre, stationär behandelt seit sechs Wochen wegen Depression und Politoxikomanie. Die diensthabende Ärztin hat die Polizei gerufen und angedeutet, dass sie sich nicht sicher sei, ob es Selbstmord war, da das Zimmer durchwühlt aussah. Es gibt keinen Abschiedsbrief. Die Kollegen von der Schutzpolizei waren ebenfalls unsicher. Alle sind unsicher. Wir sollen es mal wieder richten. Die Leiche ist auf dem Weg ins Rechtsmedizinische Institut«, nörgelte er.
    »Pokito… was?« Koster runzelte die Stirn.
    »Politoxikomanie

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