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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angélique Mundt
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ruiniert. Ich bin ein kompletter Vollidiot. Komm rein, ich betrinke mich gerade.«
    »Wer ist ausgerastet?«, fragte er und setzte sich zu ihr aufs Sofa.
    Tessa schenkte ihm ein Glas Wein aus der Flasche auf dem Tisch ein und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf das Sofa.
    »Neumann hat gesagt, ich wäre eine Denunziantin!«
    »Langsam. Du hast mit Neumann gesprochen?«
    »Und er hat recht. Ich bin eine Denunziantin. Genau das bin ich. Schrecklich.«
    »Quatsch, niemand ist ein Denunziant, nur weil ein Ignorant ihn so nennt«.
    »Hoppla. Woher hast du das denn?« Leises Erstaunen zeichnete sich in ihrem Blick ab.
    »Es muss ja etwas von deiner Klugheit auf mich abfärben.« Er rückte etwas näher an sie heran und strich ihr über das Haar.
    »Im Ernst«, fragte Tessa, »auf einer Skala von eins bis zehn. Wie schlimm ist es? Habe ich alles versaut?«
    »Neun.« Was sollte er auch anderes sagen.
    »So schlimm!«
    »Du tust das Falsche. Vielleicht aus den richtigen Gründen, aber es bleibt das Falsche.«
    Er legte seinen Arm um sie. Erleichtert stellte er fest, dass sie keinen Widerstand leistete, sondern sich an ihn kuschelte. Jetzt oder nie. »Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Für heute Morgen. Ich bin durcheinander. Du bringst mich durcheinander. Ich habe Angst, deine Erwartungen nicht zu erfüllen. Ich …«
    »Es ist meine Schuld. Ich hätte dich nicht mit meinen Gefühlen überfallen dürfen. Ich wünschte, ich könnte es zurücknehmen. Aber manchmal überschreitet man eine Grenze und merkt es erst, wenn man auf der anderen Seite steht. Dann ist es zu spät.«
    Koster wurde sich der Trauer, die in ihrem Blick flackerte, schmerzlich bewusst.
    »Aber ich kann es nicht mehr ändern. Auch wenn du gleich zu deiner Frau nach Hause gehst … Du musst damit klarkommen, dass ich dich liebe.«
    Er beugte sich zu ihr, suchte und fand ihren Mund. Sie küsste ihn leidenschaftlich und verzweifelt zugleich, während er sie fest an sich zog. Er wollte diesen Kuss nicht enden lassen und flüsterte ganz nahe an ihren Lippen: »Manche Menschen werden nie geliebt. Ich habe Glück. Ich brauche Zeit, ich möchte …«
    Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. Es klingelte an der Tür. Er sah Tessa fragend an. Die hatte die Augen weit aufgerissen. »Neumann?«
    Er signalisierte ihr sitzen zu bleiben, löste sich von ihr und ging die Tür öffnen. Vor ihm stand nicht Oberarzt Neumann, sondern David Brömme. Der schaute mindestens so überrascht wie Koster selber. Tessa war ebenfalls zur Tür gekommen.
    »Was macht der denn hier?«, wandte sich Brömme direkt an Tessa. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck zorniger Empörung.
    »Nicht frech werden, mein Freund«, zischte Koster. »Was wollen Sie? Stellen Sie Ihrer Therapeutin nach?«
    »Doktor Ravens ist nicht meine Ärztin.« Brömme wedelte mit der Hand, als verscheuche er ein lästiges Insekt. Er drängelte sich an Koster vorbei. »Ich muss mit Ihnen reden. Es ist wirklich dringend.«
    »Wir hatten doch vereinbart, dass Sie nicht mehr hierherkommen! Wir können morgen in der Klinik sprechen, okay? Ich kann heute nicht mehr.« Tessa schüttelte resigniert den Kopf.
    Der Ausdruck jäher Hoffnungslosigkeit in Brömmes Gesicht ging Koster auf die Nerven. Gestern schon hatte Brömme nur Augen für Tessa gehabt. War er verliebt in sie?
    »Und genau dahin bringe ich Sie jetzt zurück. Wir können uns dann auf der Fahrt unterhalten«, sagte Koster entschlossen und schnappte sich seinen Mantel.

NEUNTER TAG
    Tessa saß am nächsten Morgen nach einer weitestgehend schlaflosen Nacht in ihrem Büro. Sie wollte heute Entscheidungen treffen. So konnte es nicht weitergehen. Erst die Zurückweisung von Torben, dann die Konfrontation mit Neumann und wieder Brömme vor ihrer Tür. Damit musste Schluss sein. Als Erstes wollte sie beschließen, wie sie mit dem Wissen um die Beziehung zwischen Neumann und der toten Henke umgehen sollte. Gestern Abend war sie nicht dazugekommen, Torben alles zu erzählen. Er wusste noch nichts davon.
    Was er und Brömme wohl miteinander besprochen hatten? Sie hatte gehofft, dass Torben sie nachts noch einmal anriefe, aber das Telefon war stumm geblieben. Die Sehnsucht nach ihm nagte an ihr. Aber: Er war vergeben. Sie musste aufhören zu träumen. Sie musste mit ihren Gefühlen auf dem Boden der Tatsachen bleiben.
    Sie fühlte sich ausgeliefert und unglücklich. Aber sie wollte sich zusammenreißen. Sie brauchte Rat und jemanden, der ihr bestätigte, dass

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