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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angélique Mundt
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Antrieb? Reizbarkeit?«
    »Manche sind konzentrierter. Manche haben mehr Power, ja. Aber das ist doch gut. Das wollen wir. Das ist die verloren gegangene Energie in der Depression. Worauf willst du hinaus?«
    »Ich weiß es selber noch nicht, aber die Patienten haben sich unter der Medikamentengabe verändert. Ihre Persönlichkeitsprofile haben sich gewandelt. Die Trait-Variablen. Also die, die eigentlich stabil sind. Das stimmt mich nachdenklich. Und die Symptome. Ich weiß nicht, Tessa, ich …«
    »Warte mal …« Tessa hielt die Hand über die Muschel des Telefonhörers und rief ein »Moment bitte« in Richtung Tür. »Es hat geklopft. Ein Patient. Ich muss Schluss machen.«
    »Versprich mir, vor Neumann in Deckung zu gehen und mit dem Kommissar zu sprechen, okay?«
    »Ja. Das tue ich. Ruf an, sobald du etwas für mich hast.«
    »Pass auf dich auf, Schwesterchen.«
    Dankbarkeit durchflutete Tessa. »Das mache ich, Sascha.« Sie legte auf.
    David Brömme blickte sie kaum an, als er in ihr Zimmer trat. »Sie wollten mich sprechen?«
    Tessa wusste sofort, dass er gekränkt war. Na gut, sie hatte ihn praktisch rausgeschmissen, aber schließlich konnte er nicht einfach bei ihr aufkreuzen. Und Torben hatte ihm vermutlich den Kopf gewaschen.
    »Ich wollte Sie fragen, was Sie gestern zu mir geführt hat? Obwohl wir vereinbart hatten, dass Sie nicht mehr zu mir nach Hause kommen, stimmt’s?«
    Er schmollte weiter.
    Tessa winkte ihn in die Sitzecke. Sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte. »Sind Sie gestern gut in der Klinik angekommen?«
    Brömme schob die Unterlippe etwas vor und blieb stumm.
    »Was haben Sie denn mit Kommissar Koster gesprochen?«
    Keine Antwort.
    »Herr Brömme? Ich möchte Antworten. Also: Fangen wir ganz von vorn an. Mit Isabell Drost. Sie haben mir gesagt, sie hätte sich entschieden. Was meinten Sie damit?«
    »Isabell hat sich entschieden, ihr Leben zu beenden. Basta.«
    Immerhin fing er an zu sprechen. Tessa war erleichtert. »So einfach war es wohl nicht. Es ging ihr besser mit dem neuen Medikament. Sie hatte Hoffnung.« Sie sah ihn erwartungsvoll an.
    »Mag sein.«
    Tessa seufzte.
    »Und wie kommen Sie mit dem Medikament zurecht?«
    »Ich denke gut.«
    Dann eben nicht. Sackgasse. Hör auf, Tessa. Das ist doch kein Verhör. Du fällst total aus der Rolle.
    »Darf ich Sie mal was fragen?«, sagte er plötzlich ganz kleinlaut.
    Wurde Brömme etwa gerade rot? Tessa wappnete sich für die persönliche Frage, die jetzt kommen würde, und nickte.
    »Was muss ich tun, damit ich eine Chance bekomme?«
    »Eine Chance?« Was für ein jämmerlicher Versuch, sich Zeit zu verschaffen. Doch was sollte sie ihm sagen?
    »Eine Chance bei Ihnen. Sie sind etwas Besonderes. Ich möchte Sie glücklich machen«, sagte er verlegen.
    Tessa hatte es geahnt. Sie hätte ihn vor fünf Tagen nicht in ihre Wohnung lassen dürfen. Niemals. Mit diesem unprofessionellen Verhalten hatte sie ihn dazu eingeladen, seine Wünsche auf sie zu phantasieren. Das war nicht fair gewesen. Sie musste wenigstens jetzt klar Stellung beziehen.
    »Ich weiß Ihre Gefühle für mich sehr zu schätzen, aber ich kann nicht darauf eingehen.«
    »Warum nicht?«
    »Ich kann mir vorstellen, dass das schwer für Sie ist, … aber … also, ich erwidere ihre Gefühle nicht!« Sie räusperte sich. »Schauen Sie, Sie sind Patient auf dieser Station. Ich bin Therapeutin. Ich darf meine Rolle Ihnen gegenüber nicht verlassen. Das gilt auch für die Zeit nach Ihrer Behandlung.«
    »So wie Sie mich gerade ausgefragt haben? Ihre Rolle, ja?«
    Er hatte recht. Verdammt. Gab es irgendetwas, was sie dieser Tage richtig machte? Tessa spürte die Hitze in sich aufsteigen. Ihr fiel nichts ein, wie sie sich schlagfertig aus der Situation hätte retten können. Blieb also nur der Rückzug.
    »Vielleicht haben Sie recht und ich hätte Sie nicht so mit Fragen bedrängen dürfen. Die Situation auf der Station ist für uns alle ziemlich irreal. Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid. Aber: Das ändert nichts daran, dass ich Ihre Gefühle nicht erwidere. Ich bin …«
    Bei dem Blick, den Brömme ihr zuwarf, blieb ihr das Wort im Hals stecken. Er wandte sich mit einem Gesichtsausdruck ab, in dem Tessa nur Verachtung erkannte. »Warten Sie, gehen Sie nicht …« Aber er ließ sich nicht aufhalten. Er stürmte zur Tür, riss sie auf und verschwand. Sie hörte noch, wie er vor der Tür jemanden angiftete. »Na, heute schon geschnippelt?«
    Tessa fror

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