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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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und wir werden es niemals sehen. Und er wird auch Ronnie und mich trennen. Er hat gesagt, dass er das tun würde, und er wird es tun.« Sie begann zu schluchzen.
    »Ach je«, murmelte Gladys. »Die Ärmsten!«
    Tiel blickte über ihre Schulter zu den anderen hinüber. Vern und Gladys saßen jetzt aufrecht auf dem Boden, dicht aneinander geschmiegt, seine Arme schützend um sie geschlungen. Beide blickten bekümmert drein.
    Die beiden Mexikaner sprachen leise miteinander, während ihre feindseligen Blicke durch den Raum schössen. Tiel hoffte nur inständig, dass sie nicht einen neuen Versuch planten, Ronnie zu überrumpeln. Donna, die Kassiererin, lag noch immer mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, aber sie murmelte wütend: »Die Ärmsten? Das soll ja wohl ein Witz sein! Der Kerl hätte mich beinahe umgebracht.«
    Ronnie, der schließlich zu einer Entscheidung gekommen war, blickte Doc an und sagte: »Sabra möchte, dass Sie ihr helfen.«
    Doc sah aus, als wollte er sich nicht darauf einlassen. Dann - vielleicht weil die Zeit ein entscheidender Faktor war - überlegte er es sich wieder anders. »In Ordnung. Vorläufig werde ich tun, was ich kann, angefangen mit einer inneren Untersuchung.«
    »Sie meinen, ihre...«
    »Ja. Genau das meine ich. Ich muss wissen, wie weit der Geburtsvorgang vorangeschritten ist. Besorgen Sie mir irgendwas, womit ich meine Hände sterilisieren kann.«
    »Ich habe diese wasserfreie Handwaschpaste in meiner Tasche«, erklärte Tiel ihm. »Sie ist antibakteriell.«
    »Gut. Danke.«
    Sie machte Anstalten aufzustehen, aber Ronnie hielt sie zurück. »Holen Sie das Zeug und kommen Sie sofort wieder hierher zurück. Keine krummen Touren! Vergessen Sie nicht, ich beobachte Sie!«
    Sie kehrte zu der Stelle zurück, wo sie ihre Tasche, ihre Coladosen und das Päckchen mit den Sonnenblumenkernen fallen gelassen hatte. Sie holte die Plastiktube mit der Handwaschpaste aus ihrer Tasche. Dann blickte sie Vern an und machte eine Geste, so als ob sie eine Videokamera ans Auge hielte. Zuerst sah der alte Mann verwirrt aus, begriff offensichtlich nicht, was sie wollte, doch dann stupste Gladys ihn in die Rippen und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er nickte energisch und deutete mit einer Kinnbewegung auf den Zeitschriftenständer. Tiel erinnerte sich, dass die beiden dort herumgeblättert hatten, als der Überfall begonnen hatte.
    Sie kehrte mit der Tube Handwaschpaste zurück und reichte sie Doc. »Sollte das Mädchen nicht irgendwas unter sich haben?«
    »Wir haben ein paar Bettunterlagen in unserem Wohnmobil.«
    »Gladys!«, krächzte Vern, dem das Geständnis seiner Ehefrau offensichtlich äußerst peinlich war.
    »Das wäre perfekt«, erwiderte Tiel, als sie sich an die Wegwerfschutzunterlagen erinnerte, die sie auf Onkel Petes Bett in dem Pflegeheim gesehen hatte. Sie ersparten es dem Pflegepersonal, jedes Mal die Bettlaken zu wechseln, wenn einem der Heimbewohner ein Malheur passiert war. »Ich werde sie holen.«
    »Den Teufel werden Sie!«, knurrte Ronnie und machte ihre Idee sofort zunichte. »Nicht Sie. Aber der alte Mann kann gehen. Sie«, fügte er hinzu, während er mit seiner Pistole auf Gladys zeigte, »bleibt hier.«
    Gladys streichelte beruhigend Veras knochiges Knie. »Mir wird schon nichts passieren, Schatz.«
    »Bist du sicher? Wenn dir irgendetwas zustoßen würde...«
    »Keine Angst, mir wird nichts zustoßen. Dieser J unge da hat noch genügend andere Sorgen außer mir.«
    Vern hievte seinen klapprigen Körper vom Fußboden hoch, wischte sich den Staub vom Hosenboden seiner Shorts und marschierte zur Tür. »Tja, ich kann leider nicht durch Glas gehen.«
    Ronnie stieß erneut Donna an, die sofort zu wimmern begann und ihn anflehte, ihr Leben zu verschonen. Er befahl ihr barsch, den Mund zu halten und die Tür aufzuschließen, was sie auch tat.
    An der Tür tauschten Ronnie und der alte Mann einen bedeutungsvollen Blick. »Keine Sorge, ich werde gleich wieder zurückkommen«, versicherte Vern ihm. »Ich würde ganz bestimmt nichts tun, was das Leben meiner Frau gefährdet.« Und obwohl Ronnie Davison fünfzig Pfund schwerer und fast dreißig Zentimeter größer war als er, sprach er eine Warnung an den jungen Mann aus. »Wenn Sie ihr auch nur ein Härchen krümmen, bringe ich Sie um!«
    Ronnie schob die Tür auf, und Vern schlüpfte hindurch. Sein Versuch, elastisch zu joggen, wirkte unfreiwillig komisch. Tiel beobachtete, wie er über den Parkplatz eilte, bis er die Zapfsäulen

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