Nacht ohne Ende
erreichte und in den Winnebago kletterte.
Doc sprach gerade beruhigend auf Sabra ein, um ihr durch eine weitere Wehe zu helfen. Als sie vorbei war, entspannte sich das Mädchen wieder und schloss die Augen. Tiel blickte Doc an, der das Mädchen aufmerksam beobachtete. »Was würde sonst noch nützlich für Sie sein?«
»Handschuhe.«
»Ich will sehen, was ich finden kann.«
»Und etwas Essig.«
»Gewöhnlicher Branntweinessig?«
»Hmmm.« Nach einer kurzen Pause meinte er: »Sie reagieren bewundernswert cool und besonnen, wenn Sie unter Druck stehen.«
»Danke.« Sie beobachteten weiter das Mädchen, das für den Moment zu schlafen schien. Tiel fragte leise: »Wird das hier schlimm enden?«
Er presste die Lippen zu einer grimmigen Linie zusammen. »Nicht, wenn es nach mir geht.«
»Wie schlimm -«
»Hey, was haben Sie beide da zu flüstern?«
Tiel blickte zu Ronnie auf. »Doc braucht ein Paar Handschuhe. Ich wollte gerade Donna fragen, ob dieser Laden so etwas führt.«
»Okay, dann machen Sie.«
Sie erhob sich von ihrem Platz neben Sabra und ging zum Tresen. Donna stand dahinter und wartete darauf, dass Vern zurückkehrte, um die Tür wieder aufzuschließen. Sie beäugte Tiel misstrauisch. »Was wollen Sie?«
»Donna, bitte bleiben Sie ganz ruhig. Hysterie wird die Situation nur noch verschlimmern. Im Moment sind wir alle sicher.«
»Sicher? Ha! Dies ist schon das dritte Mal für mich.«
»Dass Sie überfallen worden sind?«
»Bisher hab ich ja immer noch Schwein gehabt und bin mit dem Leben davongekommen, aber mein Glück wird nicht ewig währen. Beim ersten Mal waren sie zu dritt. Spazierten seelenruhig in den Laden rein, leerten die Kasse und sperrten mich in den Gefrierschrank. Wenn der Lieferant von der Molkerei nicht vorbeigekommen wäre, wär's aus und vorbei mit mir gewesen. Beim zweiten Mal gab mir dieser Typ mit der Strickmaske mit dem Kolben seiner Pistole kräftig eins auf den Schädel. Hatte 'ne Gehirnerschütterung und konnte sechs Wochen lang wegen starker Kopfschmerzen nicht arbeiten. Mir war so schwindelig, dass ich rund um die Uhr gekotzt hab.« Ihr schmaler Brustkasten hob und senkte sich unter einem tiefen Seufzer der Resignation. »Es ist nur noch 'ne Sache der Zeit. Früher oder später wird's mich erwischen, und einer von ihnen wird mich umbringen. Glauben Sie, er wird uns rauchen lassen?«
»Wenn Sie solche Angst haben, warum kündigen Sie dann nicht und suchen sich einen anderen Job?«, fragte Tiel.
Donna blickte Tiel an, als ob sie den Verstand verloren hätte. »Ich liebe meine Arbeit!«
Wenn das logisch war, vielleicht war Tiel dann tatsächlich drauf und dran, den Verstand zu verlieren. »Führen Sie zufällig Latexhandschuhe hier im Laden? Die Sorte, die ein Arzt trägt.«
Donna schüttelte ihre krause, dauergewellte Mähne. »Nur Gummihandschuhe von Rubbermaid. Das ist alles. Ich glaube, wir haben zwei Paar da drüben bei den Haushaltsreinigern.«
»Danke. Behalten Sie einen kühlen Kopf, Donna.«
Als Tiel an Gladys vorbeikam, beugte sie sich zu ihr hinunter und wisperte: »Ist in Ihrer Videokamera ein Band?«
Die alte Frau nickte. »Mit zwei Stunden Aufnahmezeit. Es ist auch zurückgespult. Es sei denn, Vern hat es vermasselt, als er mit der Kamera herumhantiert hat.«
»Wenn ich es irgendwie schaffe, an die Kamera ranzukommen und sie Ihnen zu geben -«
»Hey!«, rief Ronnie. »Worüber flüstert ihr zwei da schon wieder?«
»Sie hat Angst um ihren Mann. Ich habe nur versucht, sie zu beruhigen.«
Donna schob den Riegel an der Tür zurück, und Vern kam hereingeschwankt - bis auf seine spindeldürren Beine vollständig hinter einem Stapel Bettzeug verborgen. Ronnie befahl ihm, den Haufen von Kissen und Decken fallen zu lassen, aber der alte Mann weigerte sich. »Die Sachen sind ganz sauber. Wenn ich sie fallen lasse, werden sie schmutzig. Die junge Dame sollte einen bequemen Platz zum Liegen haben, und ich dachte, diese Handtücher hier könnten vielleicht auch ganz nützlich sein.«
»Das ist wirklich sehr umsichtig von ihm, Ronnie«, lobte Tiel. »Sie können die Sachen ja überprüfen, wenn er sie herbringt.«
Zusätzlich zu den Bettunterlagen, die zu holen er hinausgegangen war, hatte Vern auch zwei Kopfkissen, zwei Decken, zwei saubere Laken und mehrere Badehandtücher aus seinem Wohnmobil mitgebracht. Ronnie untersuchte die Sachen sorgfältig, fand nichts darin versteckt und gab Tiel grünes Licht, um ein behelfsmäßiges Bett daraus zu machen, was
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