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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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es darum ging, sich selbst in einem Spiegel zu sehen, war er bedauerlich kurzsichtig. Zumindest schien es so. Er war liebenswert schlampig und ungepflegt.
    Ronnie signalisierte Donna, das elektronische Türschloss zu aktivieren. Kip schob sich in den Laden. Die Tür wurde hinter ihm wieder verschlossen. Er zuckte nervös zusammen, als er das metallische Klicken hörte.
    »Hi, Kip.«
    »Tiel. Alles okay mit dir? Gully ist noch aufgeregter als 'ne Jungfrau vor der Hochzeitsnacht.«
    »Wie du sehen kannst, geht es mir gut. Lass uns lieber keine Zeit verschwenden. Dies ist Ronnie Davison.«
    Offensichtlich hatte Kip einen wüst aussehenden Schlägertypen erwartet, nicht den gepflegten Typ des all-American boy, den Ronnie verkörperte. »Hallo.«
    »Hi.«
    »Wo ist das Mädchen?«, wollte Kip wissen.
    »Sie liegt dort drüben auf dem Boden.«
    Kip blickte in Sabras Richtung und hob grüßend das Kinn. »Hey.«
    Katherine schlief in den Armen ihrer Mutter. Tiel bemerkte, dass Doc noch immer auf dem Boden saß, mit dem Rücken zur Tiefkühltruhe, wo er Sabra problemlos überwachen konnte, aber hinter einem drehbaren Ständer mit Snacks verborgen blieb.
    »Wir sollten besser sofort loslegen«, sagte Skip. »Dieser Calloway hat ausdrücklich darauf bestanden, dass das Ganze hier nicht länger als fünf Minuten dauert.«
    »Ich habe erst noch ein paar Sätze zur Einleitung zu sagen, und dann kannst du Ronnies Statement aufnehmen. Wir werden uns Sabra und das Baby für den Schluss aufheben.«
    Kip reichte Tiel das drahtlose Mikrofon, dann hob er die Kamera auf seine Schulter und blickte durch den Sucher. Das kleine Licht oben auf der Kamera leuchtete auf. Tiel nahm ihren Platz an einer strategisch günstigen Stelle ein, die sie sich vorher genau überlegt hatte, sodass hinter ihr der größte Teil des Ladeninneren zu sehen war. »Ist es so okay?«
    »Soll mir recht sein. Ton okay. Kamera läuft.«
    »Hier ist Tiel McCoy.« Sie sprach den kurzen einleitenden Kommentar, den sie geprobt hatte. Ihre Sachdarstellung war leidenschaftlich, aber nicht rührselig, und hatte genau die richtige Mischung aus einfühlsamem Nachdruck und professioneller Objektivität. Sie widerstand der Verlockung, das Ganze auszuschmücken, weil sie überzeugt war, dass Ronnies und Sabras Erklärungen sehr viel bewegender sein würden als alles, was sie sagen konnte.
    Als sie zu Ende gesprochen hatte, winkte sie Ronnie zu sich. Er schien sich dagegen zu sträuben, in das helle Licht der Kamera zu treten. »Woher soll ich wissen, dass sie keine Schüsse auf mich abfeuern werden?«
    »Während Sie vor der Kamera stehen und keine unmittelbare Bedrohung darstellen? Das bezweifle ich doch stark. Das FBI hat schon genug PR-Probleme, auch ohne den öffentlichen Aufschrei der Empörung, den das hervorrufen würde.«
    Anscheinend sah er die Logik in Tiels Argumentation. Er stellte sich neben sie und räusperte sich. »Sagen Sie mir, wann ich anfangen soll.«
    »Sie sind dran«, sagte Kip. »Sprechen Sie.«
    »Ich habe Sabra Dendy nicht gekidnappt«, platzte Ronnie heraus. »Wir sind von zu Hause abgehauen. Das ist alles. Es war unrecht von mir, diesen Laden auszurauben. Das gebe ich zu.« Er erklärte weiterhin, dass es Mr. Dendys Drohung war, sie für immer voneinander zu trennen und ihr Baby wegzugeben, die sie zur Flucht veranlasst hatte. »Sabra und ich wollen heiraten und mit Katherine als eine Familie zusammenleben. Das ist alles. Mr. Dendy, wenn Sie uns nicht unser eigenes Leben führen lassen, werden wir es hier in diesem Laden beenden. Und zwar noch heute Nacht.«
    »Noch zwei Minuten«, flüsterte Kip, um sie an das Zeitlimit zu erinnern.
    »Sehr gut. Ronnie.« Tiel nahm dem jungen das Mikrofon aus der Hand und machte Kip ein Zeichen, ihr zu der Stelle zu folgen, wo Sabra lag. Er stellte sich rasch so vor sie hin, dass er den bestmöglichen Aufnahmewinkel hatte.
    »Achten Sie darauf, dass Sie auch das Baby mit im Bild haben«, sagte Sabra zu ihm.
    »ja, Ma'am. Okay, es kann losgehen.«
    Ronnie hatte seine Erklärung auf typisch männliche Art und Weise vorgebracht - aggressiv, streitlustig, herausfordernd. Sabras Erklärung war vielleicht wortgewandter, aber genauso entschieden und beunruhigend eindrucksvoll. Tränen stiegen in ihren Augen auf, aber sie stockte nicht, als sie mit den Worten schloss: »Du kannst unmöglich verstehen, wie wir uns fühlen, Dad, weil du gar nicht weißt, wie es ist, jemanden zu lieben. Du sagst, du willst nur das Beste für

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