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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Was meinen Sie?«
    Er dachte darüber nach. »Okay, Sie und die anderen Frauen. Immer eine nacheinander. Aber nicht die Männer. Wenn sie pinkeln müssen, können sie das hier draußen tun.«
    Donna entschuldigte sich als Erste. Dann Gladys. Tiel ging als Letzte. Als sie auf der Toilette war, spulte sie das Band in ihrem Mini-Kassettenrekorder zurück und hörte es stichprobenweise ab. Sabras Stimme kam durch, gedämpft, aber deutlich genug, als sie über ihren Vater sagte: »So ein Mensch ist Dad. Er hasst es, wenn sich ihm jemand widersetzt.« Tiel spulte im Schnelldurchlauf vorwärts, hielt das Band abermals an, drückte auf die Play-Taste und hörte Docs rauen Bariton: »... auf jeden. Und alles. Auf den gottverfluchten Krebs. Auf meine eigene Unzulänglichkeit.«
    Ja ! Sie hatte schon befürchtet, dass diese vertrauliche Unterhaltung nicht mehr auf das Tonband gepasst hatte. Es würde fantastisch sein, Doc als Talkgast in Nine Live zu haben. Falls sie es schaffte, ihn dazu zu überreden, in der Sendung zu erscheinen. Sie würde es eben einfach schaffen müssen, das war alles. Sie würde das Programm mit einem kurzen Rückblick auf die schweren Belastungen beginnen, denen er im Anschluss an den Tod seiner Frau ausgesetzt gewesen war, und ihn dann um eine aktuelle Stellungnahme zu jenen unglückseligen Ereignissen bitten, die sein Leben völlig umgekrempelt hatten. Anschließend könnten sie eine Diskussion über das Thema »zerstörte Träume« führen. Ein Psychologe, möglicherweise auch ein Geistlicher, könnten zu ihrer Talkrunde dazustoßen und dieses Thema noch erweitern: Was geht in einem Menschen vor, wenn seine Welt in Trümmer fällt?
    Freudig erregt über diese Aussicht, schob Tiel den Kassettenrekorder wieder in ihre Hosentasche, benutzte die Toilette und wusch sich Gesicht und Hände. Als sie wieder herauskam, strebte Vern gerade zur Herrentoilette, um den Eimer auszuleeren, den die Männer benutzt hatten. Als Vern an Agent Cain vorbeiging, fragte er Ronnie: »Was ist mit ihm?«
    »Nein. Es sei denn, Sie bieten sich freiwillig an, ihm den Reißverschluss aufzuziehen und die Honneurs zu machen.«
    Vern schnaubte angewidert und setzte seinen Weg fort. »Sieht ganz so aus, als müssten Sie sich in die Hosen machen, G-Man.«
    Die beiden Mexikaner, die den Kern des Wortwechsels mitbekommen hatten, lachten höhnisch.
    Tiel gesellte sich wieder zu Doc, dessen Blick starr auf den beiden Männern ruhte, die in der Nähe der Kühlvitrine mit der zersplitterten Glastür saßen. Tiel folgte der Richtung seines nachdenklichen Starrens. »Das macht mir schon die ganze Zeit Kopfzerbrechen«, murmelte er.
    »Was meinen Sie?«
    »Die beiden dort drüben.«
    »Juan und Nummer Zwei?«
    »Bitte?«
    »Ich habe den Kleineren J uan getauft. Den Größeren -«
    »Nummer Zwei. Ich verstehe.«
    Doc wandte sich ab und nahm wieder seinen Platz neben Sabra ein. Tiel blickte ihn fragend an, als sie sich neben ihn auf den Fußboden setzte. »Was beunruhigt Sie denn an den beiden?«
    Er zog eine Schulter in einem leichten Achselzucken hoch. »Irgendwas stimmt da nicht.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Ich kann meinen Finger nicht drauflegen. Die beiden sind mir gleich aufgefallen, als sie vorhin in den Laden gekommen sind. Sie haben sich da schon merkwürdig benommen.«
    »In welcher Weise?«
    »Sie haben eine Mahlzeit in der Mikrowelle erhitzt, aber ich hatte den Eindruck, dass sie nicht wirklich wegen eines Snacks hergekommen waren. Es war eher so, als wollten sie Zeit totschlagen. Als warteten sie auf etwas. Oder jemanden.«
    »Hmmm.«
    »Ich habe diese... ich weiß nicht... bösen Schwingungen aufgefangen.« Er grinste selbstironisch. »Ich hab den beiden einfach nicht über den Weg getraut, aber nicht in einer Million J ahre wäre ich auf den Gedanken gekommen, einen zweiten Blick auf Ronnie Davison zu werfen. Das beweist nur wieder mal, wie sehr der erste Eindruck täuschen kann.«
    »Oh, da bin ich mir nicht so ganz sicher. Sie sind mir auch gleich aufgefallen, als Sie in den Laden gekommen sind.«
    Er zog fragend eine Augenbraue hoch.
    Die Offenheit seines Blicks war sowohl erregend als auch beunruhigend. Sie erzeugte ein Flattern in Tiels Magen. »Sie werfen einen imposanten Schatten, Doc, besonders wenn Sie Ihren Hut aufhaben.«
    »Oh. Na ja, ich bin schon immer groß für mein Alter gewesen.«
    Es war als Witz gemeint, und es half Tiel zumindest insoweit, als dass sie wieder atmen konnte.
    Dann sagte er: »Danke, dass Sie

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