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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Sie sah zwar ein bisschen abgerissen aus in ihrem billigen Souvenir-T-Shirt, aber sie sprach ebenso ruhig und deutlich artikuliert, als stünde sie in einem Fernsehstudio, sicher aufgehoben hinter einem eleganten Stehpult.
    »Dieser verdammte Scheißkerl!«, fauchte Dendy, als Ronnie auf dem Bildschirm erschien.
    »Wenn Sie nicht in der Lage sind, den Mund zu halten, Dendy, werde ich Ihnen mit Freuden das Maul stopfen.« Cole Davison äußerte seine Drohung mit leiser Stimme, aber es steckte eine gehörige Portion Vehemenz dahinter.
    »Gentlemen, bitte«, mahnte Calloway.
    Niemand sagte ein Wort, während Ronnie seine Rede hielt. Aber das Schweigen wurde noch angespannter, als die Kamera schließlich auf Sabra und ihr Neugeborenes schwenkte. Die Bilder waren ergreifend, herzzerreißend. Der Dialog war erschütternd. Keine junge Mutter, die ihr neu geborenes Baby in den Armen hielt, sollte damit drohen müssen, sich das Leben zu nehmen.
    Das Schweigen dauerte noch mehrere Sekunden an, nachdem das Band zu Ende war. Schließlich hatte Gully den Mut, laut auszusprechen, was alle anderen dachten. »Ich schätze, damit wäre die Frage, wer an all dem hier schuld ist, ja wohl geklärt.«
    Calloway hob gebieterisch die Hand, um alle weiteren unerbetenen persönlichen Meinungsäußerungen über Russell Dendys Schuldhaftigkeit im Keim zu ersticken. Er wandte sich an Cole Davison. »Was ist mit Ronnie? Welchen Eindruck macht er auf Sie?«
    »Erschöpft. Verängstigt.«
    »Unter Drogeneinfluss?«
    »Nein, Sir«, erwiderte Davison brüsk. »Ich hab's Ihnen doch schon mal gesagt, Ronnie ist ein guter Junge. Er nimmt keine Drogen. Vielleicht ein Bier hin und wieder. Aber das ist auch alles.«
    »Meine Tochter ist ganz sicherlich keine Drogenkonsumentin«, bemerkte Dendy.
    Calloway konzentrierte seine Aufmerksamkeit weiter auf Davison. »Haben Sie irgendetwas Ungewöhnliches an ihm bemerkt, das uns vor einer labilen Gemütsverfassung warnen sollte?«
    »Mein achtzehnjähriger Sohn spricht davon, Selbstmord zu verüben, Mr. Calloway. Ich denke, das sagt mehr als genug über seine Gemütsverfassung aus.«
    Obwohl Calloway vollstes Verständnis für den Mann hatte - er hatte selbst Kinder im Teenageralter -, setzte er ihn unter Druck, um noch mehr Informationen aus ihm herauszuholen. »Sie kennen ihn, Mr. Davison. Glauben Sie, Ronnie blufft nur? Klingt er aufrichtig für Sie? Haben Sie das Gefühl, dass er es ernst meint? Glauben Sie, er würde diese Sache tatsächlich durchziehen?«
    Der Mann tat sich schwer mit seiner Antwort. Schließlich senkte er deprimiert den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Ehrlich, ich glaube es nicht. Aber -«
    »Aber?« Calloway stürzte sich förmlich auf das Wort. »Aber was? Hat Ronnie jemals Suizidneigungen erkennen lassen?«
    »Nie.«
    »Eine Neigung zu Gewalttätigkeit? Unkontrollierbarem Zorn?«
    »Nein«, erwiderte Davison kurz angebunden. Ihm schien jedoch nicht ganz wohl bei seiner Präventivantwort zu sein. Nervös ließ er seinen Blick von Calloway zu den anderen schweifen und dann wieder zurück zu dem Agenten. »Das heißt... doch. Aber nur ein einziges Mal. Es war ein einmaliger Vorfall. Und er war damals noch ein Kind.«
    Nach langem, unbehaglichem Schweigen begann Davison zu berichten. »Ronnie wohnte damals während seiner
    Sommerferien bei mir. Es war noch nicht lange her, dass seine Mutter und ich uns hatten scheiden lassen. Ronnie hatte Probleme mit unserer Trennung, und es fiel ihm schwer, sich auf die neue Situation einzustellen. Jedenfalls«, sagte er, während er unbehaglich mit den Füßen scharrte, »hatte er sein Herz an diesen Hund gehängt, der ein paar Häuser die Straße hinunter lebte. Er erzählte mir, der Besitzer misshandele die Hündin, füttere sie nicht jeden Tag und bade sie nie. Lauter solche Dinge.
    Ich kannte den Besitzer zufällig. Er war ein widerwärtiger alter Bastard, die meiste Zeit sternhagelvoll, deshalb wusste ich, dass Ronnie die Wahrheit sagte. Aber die Sache mit dem Hund ging uns nichts an. Ich befahl Ronnie, von dem Hund wegzubleiben. Aber wie ich schon sagte, er hatte eine tiefe Zuneigung zu dem räudigen Vieh entwickelt. Ich schätze, er brauchte einen Freund, einen Kumpel. Oder vielleicht mochte er das Tier auch deshalb so sehr, weil es ein ebenso unglückliches Geschöpf war, wie er es in jenem Sommer war. Ich weiß es nicht. Ich bin kein Kinderpsychologe.«
    Dendy unterbrach ihn. »Worauf wollen Sie mit Ihrer rührseligen Geschichte eigentlich

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