Nacht ohne Ende
Charterhelikopter zurücklief, mit dem er angekommen war, und ein Jagdgewehr herausgenommen hatte. Wenn das Unvorstellbare passierte und Ronnie starb, würde Calloway sich für eine ganze Menge verantworten müssen.
»Haben Sie inzwischen etwas Neues über Ronnies Zustand gehört?«, wollte Tiel wissen.
»Nein«, erwiderte Calloway. »Alles, was ich weiß, ist, dass er noch lebte, als sie ihn in den Hubschrauber brachten. Seitdem habe ich nichts mehr gehört. Dem Baby geht es gut. Sabra ist in relativ stabiler Verfassung, was besser ist, als ich zu hoffen gewagt hatte. Sie hat mehrere Einheiten Blut bekommen. Ihre Mutter ist bei ihr.«
»Ich habe Mr. Cole Davison gar nicht mehr gesehen.«
»Er durfte in dem Hubschrauber mitfliegen, in dem Ronnie ins Krankenhaus gebracht wurde. Er war... nun ja, das können Sie sich ja sicher denken.«
Sie schwiegen einen Moment, unberührt von der hektischen Betriebsamkeit der anderen Agenten, die mit den »Aufräumungsarbeiten« beschäftigt waren. Schließlich bedeutete Calloway ihr mit einer Geste, aufzustehen und geleitete sie nach draußen, wo es inzwischen helllichter Tag war.
»Auf Wiedersehen, Mr. Calloway.«
» Miss McCoy?« Sie drehte sich wieder zu ihm um, nachdem sie sich bereits ein paar Schritte von ihm entfernt hatte. Special Agent Calloway machte einen leicht verlegenen Eindruck, als wäre ihm nicht ganz wohl bei dem, was er im Begriff zu sagen war. »Ich bin sicher, dies war eine schreckliche Tortur für Sie. Aber ich bin froh, dass wir dort drinnen jemanden hatten, der so ruhig und besonnen ist wie Sie. Sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass alle vernünftig geblieben sind und die Ruhe bewahrt haben, und haben mit bemerkenswerter Gelassenheit gehandelt.«
»Ich bin nicht bemerkenswert, Mr. Calloway. Herrisch, das vielleicht«, sagte Tiel mit einem matten Lächeln. »Wenn Doc nicht gewesen wäre -« Sie legte fragend den Kopf schief. »Haben Sie seine Aussage aufgenommen?«
»Sheriff Montez hat sie aufgenommen.«
Er winkte sie zu dem Sheriff, den sie gar nicht bemerkt hatte, weil er im Schatten an der Seitenwand des Transporters lehnte. Er schob seinen breitkrempigen Hut zurück und schlenderte auf sie zu, ignorierte jedoch ihre unausgesprochene Frage nach Doc.
»Unser Bürgermeister hat angeboten, Sie im hiesigen Motel unterzubringen. Es ist natürlich nicht das Ritz«, warnte Montez sie mit einem Schmunzeln. »Aber Sie können gerne so lange bleiben, wie sie möchten.«
»Vielen Dank, aber ich kehre nach Dallas zurück.«
»Aber nicht jetzt gleich, kommt überhaupt nicht in Frage.« Gully hatte sich ihnen angeschlossen, und Kip war bei ihm. »Kip und ich fliegen im Hubschrauber zurück und liefern dieses Band bei der Cutterin ab, damit sie schon mal anfangen kann, die Teile zusammenzufügen.«
»Ich werde auch mitfliegen und dann jemanden herschicken, damit er meinen Wagen abholt.«
Gully schüttelte energisch den Kopf. »Im Hubschrauber ist nicht genug Platz für mehr als zwei Passagiere, und ich muss schleunigst zurück. Ich wage gar nicht daran zu denken, was dieser Freak mit den Ringen in der Augenbraue inzwischen in meinem Nachrichtenstudio angerichtet hat. Du nimmst jetzt erst einmal das freundliche Angebot des Bürgermeisters an. Wir werden den Hubschrauber dann später wieder zurückschicken, damit er dich hier abholt, zusammen mit einem Mitarbeiter, der deinen Wagen nach Dallas zurückfährt. Außerdem müffelst du. Eine Dusche würde dir bestimmt nicht schaden.«
»Du verstehst dich wirklich darauf, deinen ganzen Charme spielen zu lassen, wenn du musst, Gully.«
Anscheinend war der Fall damit erledigt, und Tiel war einfach zu erschöpft, um sich noch lange mit Gully herumzustreiten. Sie machten eine Zeit und einen Ort aus, wo sie den Helikopter treffen sollte, und Sheriff Montez versprach, Tiel rechtzeitig zu dem Treffpunkt zu bringen. Gully und Kip verabschiedeten sich und eilten dann zu dem wartenden Hubschrauber mit der aufgemalten Kennung des Senders auf den Seiten.
Calloway streckte Tiel die Hand hin. »Ich wünsche Ihnen viel Glück, Miss McCoy.«
»Das wünsche ich Ihnen auch.« Sie gaben sich die Hand, doch als er sich abwenden wollte, hielt sie ihn zurück. »Sie haben vorhin gesagt, Sie wären froh, dass jemand wie ich dort drinnen war«, sagte sie, während sie mit einer Kopfbewegung auf den Laden wies. »Und ich bin froh, dass jemand wie Sie hier draußen war«, fügte sie hinzu. Und es war ihr voller Ernst. Sie
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