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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sicherlich einen dramatischen Hintergrund. Sie hatte förmlich in das Mikrofon schreien müssen, als der CareFlight-Hubschrauber vom Boden abhob, um Ronnie Davison in das nächste Noteinsatz-Rettungszentrum zu bringen, wo schon ein Operationsteam bereit stand, um die Schusswunde in seiner Brust zu behandeln. Der heftige Wind, den die wirbelnden Helikopterrotoren erzeugten, peitschte ihr Sand in die Augen. Es war der umherfliegende Sand, dem Tiel ihre unprofessionellen Tränen zuschrieb.
    Sobald sie ihre improvisierte Zusammenfassung der dramatischen Ereignisse der letzten sechs Stunden beendet hatte, reichte sie das drahtlose Mikrofon lustlos an Kip zurück, der sie auf die Wange küsste, »Absolut super, Tiel!«, sagte und dann davoneilte, um weitere Aufnahmen zu schießen und sich den Umstand zu Nutze zu machen, dass er wegen seiner Zusammenarbeit mit Tiel als einziger Kameramann Zutritt zum Tatort hatte.
    Erst nachdem dieser geschäftliche Teil erledigt war, hatte Tiel eingewilligt, ihre blutenden Handflächen und Knie untersuchen zu lassen. Jetzt sagte sie zu dem Sanitäter: »Sie müssen doch etwas wissen.«
    »Tut mir Leid, Miss McCoy, ich weiß nichts.«
    »Oder Sie wollen es mir nicht sagen.«
    Der Mann warf ihr einen zurückhaltenden Blick zu. »Ich weiß wirklich nichts.« Er schraubte die Flasche mit dem Desinfektionsmittel wieder zu. »Sie sollten wirklich ins Krankenhaus gehen und Ihre Hände bei besserem Licht untersuchen lassen. Es könnten immer noch Glassplitter -«
    »Es sind keine Splitter mehr drin. Mir geht's gut.« Tiel sprang von der Bahre. Ihre Knie wurden allmählich steif und entzündet von den zahlreichen Schnittwunden, aber sie verbarg ihre Grimasse vor dem Sanitäter. »Vielen Dank.«
    »Tiel, alles okay mit dir?« Gully kam schnaufend und keuchend auf sie zugerannt. »Diese FBI-Dumpfbacken wollten mich nicht vorbeilassen, bis deine Hände und Knie verarztet waren. Das Video ist fantastisch, Mädchen. Das Beste, das du jemals gemacht hast. Wenn dir das nicht den Auftritt in Nine Live einbringt, dann ist das Leben einfach nicht gerecht, und ich selbst werde aus dem Fernsehgeschäft aussteigen.«
    »Hast du irgendwas über Ronnies Zustand gehört?«
    »Überhaupt nichts.«
    »Über Sabra?«
    »Nichts. Jedenfalls nicht, seit dieser Cowboy sie diesem Dr. Giles übergeben hat und sie in dem Hubschrauber abtransportiert worden ist.«
    »Apropos Doc, ist er irgendwo in der Nähe?«
    Gully hörte sie nicht. Er schüttelte den Kopf und murmelte: »Wünschte, ich hätte diesem Dendy mal ordentlich eins vor den Latz knallen können. Ein paar Minuten mit mir, und er hätte das Leben gehasst.«
    »Ich nehme an, er ist festgenommen worden«, sagte Tiel.
    »Der Sheriff hat ihn von drei Deputys - den schäbigsten Käuzen, die ich jemals gesehen habe - ins Untersuchungsgefängnis schaffen lassen.«
    Obwohl sie es mit eigenen Augen gesehen hatte, konnte Tiel noch immer nicht richtig glauben, dass Dendy auf Ronnie Davison geschossen hatte. Sie brachte ihre Bestürzung Gully gegenüber zum Ausdruck. »Ich verstehe einfach nicht, wie das passieren konnte.«
    »Weil keiner auf ihn geachtet hat. Er hatte für Calloway eine überzeugende Schau abgezogen. Tränen, Händeringen, Zerknirschung, die ganze Palette. Er gab zu, dass er die Dinge völlig falsch angepackt hatte. Er vermittelte uns den absolut glaubhaften Eindruck, dass er seine Fehler eingesehen hatte, dass alles vergeben und vergessen war und dass er einzig und allein um Sabras Sicherheit besorgt war. Dieser verlogene Scheißkerl!«
    Tiels aufgestaute Emotionen stiegen brodelnd an die Oberfläche, und sie begann zu weinen. »Es ist meine Schuld, Gully. Ich hatte Ronnie versichert, dass er gefahrlos herauskommen könnte, dass ihm nichts passieren würde, wenn er sich ergeben würde.«
    »Das ist das, was wir ihm alle versichert hatten, Miss McCoy.«
    Sie drehte sich zu der vertrauten Stimme um, und ihre Tränen trockneten im Bruchteil von Sekunden. »Ich bin sehr böse auf Sie, Agent Calloway.«
    »Wie Ihr Kollege Ihnen gerade erklärt hat, bin ich bedauerlicherweise auf Dendys Reue-Nummer hereingefallen. Keiner wusste etwas davon, dass er ein Jagdgewehr mitgebracht hatte.«
    »Es geht nicht nur darum. Sie hätten mich gefälligst vor diesem Huerta warnen können, als ich mit dem Baby herauskam.«
    »Und wenn Sie gewusst hätten, wer er war, was hätten Sie dann getan?«
    Tja, was hätte sie dann getan? Tiel wusste es nicht, aber irgendwie schien das

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