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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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viel besser vor. Ich erkannte Burke und Legrande, die mit ihren Fallschirmen und Säcken herankamen. Der Franzose hinkte, aber glücklicherweise war es nichts Ernstes. Er hatte so stark gependelt, daß er vor seinem Sack auf dem Boden aufgeschlagen war. Diese üble Erfahrung schien ihn schwer mitgenommen zu haben, aber beim Auspacken witzelte er schon wieder darüber.
      Die großen Säcke enthielten unsere Rucksäcke mit Nahrungsmitteln und Wasser, unsere Waffen und Munition, und als sie endlich leer waren, verstauten wir sie zusammen mit den Fallschirmen in einer günstig gelegenen Felsspalte.
      Wir hockten uns im Schutz der Felsen hin. Burke ließ eine Thermosflasche mit Brandy rumgehen. Ich trank einen langen Schluck und merkte, daß ich lächelte und dankbar war, noch am Leben zu sein. Ich stand mit beiden Beinen auf der Erde, und von innen heraus breitete sich Wärme aus.
      »Es hat keinen Sinn, hier herumzulungern«, sagte er. »Von hier aus geht's geradewegs zum Gipfel hinauf. Wir müssen hinüber unter die Bäume, solange es noch dunkel ist.«
      Bis dahin hatten wir nicht sehr viel Zeit übrig, da die Dämmerung offiziell zehn Minuten nach vier eintreten sollte. Wir brachen deswegen sofort im Gänsemarsch auf. Ich übernahm die Führung, da ich wenigstens theoretisch über das Gelände mehr wußte als die übrigen. Ich folgte einer Route, die uns neben dem Bach geradewegs nach oben führte.
      Es war eine herrliche Nacht. Der Vollmond beleuchtete ein paar kleine Wölkchen, und überall glitzerten die Sterne. Bis in die Ferne zogen sich Gipfel an Gipfel die Berge dahin, und ganz im Osten ließ der Mond das schneebedeckte Haupt des Ätna aufglänzen.
      Die Täler lagen dunkel, aber gut tausend Meter tiefer, und ein paar Meilen nach rechts, in Richtung auf Bellona zu, leuchtete ein einzelnes Licht. Ob vielleicht Gerda wach geblieben war und sich fragte, wie es uns ging? Mir war völlig klar, daß mein Großvater ihn informiert hatte.
      Ein guter Schauspieler, dieser Gerda, das mußte ihm der Neid lassen. Selbst der Revolver hinter seinem Rücken hatte mit zu dem Auftritt gehört. Er hatte sich ganz so verhalten, wie ich es vernünftigerweise von ihm annehmen mußte – sehr schlau. Sein einziger Fehler war, daß er offenbar nichts von Joanna Truscotts Anwesenheit in den Bergen gewußt hatte. Das klang unwahrscheinlich für einen Mann, der sonst vermutlich alles über Serafino wußte.
      Trotzdem war das großartig gespielt, während Marco sich in irgendeinem Zimmer versteckt gehalten hatte. Man konnte bei dieser Sache wirklich keinem trauen – so kam es mir zumindest vor.

    Kurz nach drei Uhr hatten wir den Gipfel erreicht. Ich ließ mich in eine kleine Mulde zwischen den Felsen fallen und wartete auf die anderen. Ich war müde und – um ganz ehrlich zu sein – für ein solches Spielchen höchstwahrscheinlich noch nicht wieder fit genug. Andererseits machten auch die übrigen keinen besonders frischen Eindruck, vor allen Dingen Legrande hatte Mühe. Burke atmete schwer. Er reichte wieder den Brandy herum, weil er vermutlich selbst einen Schluck brauchte.
      »Bis jetzt ist alles glatt gelaufen«, sagte er. »Wir haben noch knapp eine Stunde für die letzten dreihundert Meter. Wenn wir das schaffen, dann glaube ich, daß es klappen kann.«
      Er nickte mir zu. »Los, Stacey.«
      Also sollte ich auch weiterhin die Führung behalten. Ich stand auf und trat hinaus. Mehr denn je war mir bewußt, daß er hinter mir ging –
    Es war alles andere als leicht. Das Gelände war uneben und trügerisch, und da der Mond fast untergegangen war, herrschte an der Bergflanke eine miserable Beleuchtung. Stellenweise mußten wir Geröllhänge überqueren, die tückisch wie Glatteis waren und schon bei der geringsten Berührung wie Wasser nachgaben.
      Nach einer halben Stunde hielt ich auf einer ebenen Stelle an und wartete auf die anderen. Im Osten wurde der Himmel bereits merklich heller. Mir war klar, daß wir es nicht schaffen würden, wenn wir nicht einen Schritt zulegten.
      Zuerst traf Pete ein, offenbar in hervorragender Verfassung. Dann kam Legrande. Er ließ sich zu Boden fallen und wirkte vollkommen erschöpft. Die Nachhut bildete Burke. Wieder fiel mir auf, wie schwer sein Atem ging.
      »Warum halten wir an?« fragte er.
      Ich zuckte die Achseln. »Ich dachte, wir könnten eine Verschnaufpause gebrauchen.«
      »Zum Teufel damit. Bei diesem Tempo schaffen wir es

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