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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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vor dem Ziel hinausfiel.
      Alle möglichen Dinge gingen mir durch den Kopf, als ich mit den anderen beim Start der Cessna auf dem Boden hockte. Die Würfel waren gefallen – wir waren unterwegs. Es gab kein Zurück. Und trotzdem war ich mir eigentlich nur über eines im klaren: daß mich alle – einschließlich Rosa – anlogen.
      Aus unerfindlichen Gründen schmerzte mich das, und als ich dann meinen Gefühlen auf den Grund ging, stellte ich er schrocken fest, daß ich sie wirklich gern hatte. Wirklich. Sie hatte Mut und eine eigenwillige Art von Aufrichtigkeit. Ich zweifelte nun überhaupt nicht mehr daran, daß ihr letzter Besuch in meinem Zimmer ausschließlich auf persönlichen Gründen beruhte. Sie war gekommen, um sich von mir zu verabschieden – weil sie es wollte, und nicht weil sonst jemand sie dazu gedrängt hatte.
      Wir flogen jetzt in einer Höhe von zweieinhalbtausend Metern, und der Ausblick war einfach grandios. Bergketten, Spitzen und Grate strahlten weiß im Mondlicht, dazwischen Täler, schwarz und voller Schatten.
      Der Flug verlief ohne jeden Zwischenfall und war so kurz, daß es mir fast wie ein Schock vorkam, als das von Verda angebrachte rote Licht mehrmals rasch, hintereinander blinkte. Ich sah aus dem Fenster und erkannte die zackige Spitze des Monte Cammarata, den Westhang, und dann, als wir tiefer gingen, das dunkle, untertassenförmige Hochplateau, auf das wir abspringen sollten.
      Daneben glitzerte im Mondlicht hell ein Wasserfall, den wir uns als Wegmarkierung gemerkt hatten.
      In weitem Bogen drehte Verda in den Wind. Er kam dabei so dicht an eine Felswand heran, die zum Gipfel hinaufführte, daß mein Herz einen Satz machte. Dann schwebte die Cessna wieder ins Leere hinaus.
      Beim zweiten Anflug erhob sich Burke, der als erster springen sollte, und klinkte die Reißleine seines Fallschirms ein. Pete folgte ihm, dann Legrande; ich bildete den Abschluß. Ich hatte ein hohles Gefühl im Magen, mein Mund war trocken, dann packte mich genau wie die anderen die alptraum artige Spannung.
      Das rote Licht blinkte einmal, dann zweimal. Die Cessna wurde von einem Wirbel gepackt, und Burke sprang zur Tür hinaus. Unmittelbar darauf folgte ihm Pete, dann gleich Legrande.
      Nun war ich an der Reihe. Der Wind pfiff an der dunklen Türöffnung vorüber. Nur ein Verrückter traut sich da hinaus, sagte ich mir, und dann stürzte ich kopfüber ins Dunkel. Ich überschlug mich.
      Ich ließ den Gerätesack los, den ich festgehalten hatte. Er fiel hinunter, bis er von der sieben Meter langen, an meinem Gürtel befestigten Leine aufgefangen wurde. Auch ich baumelte unter dem dunklen Schirm, der mir im Augenblick schöner erschien als alles andere auf der Welt.
      Wenn man aus zweihundertfünfzig Metern abspringt, braucht man bis zur Landung genau dreißig Sekunden. Da hat man nicht viel Zeit zum Nachdenken. So dicht an einer Felswand gibt es immer Fallwinde, und ich begann zu pendeln. Es war wie gewöhnlich: Wenn man erst einmal im Freien ist, kommt es einem dunkler vor. Ich erblickte einen anderen Fallschirm, dann noch einen. Sie schwebten auf die Schatten neben dem Wasserfall zu, aber ich näherte mich selbst rasch der Landestelle.
      Das schlimme bei einem Nachtabsprung ist, daß man den Boden nicht sehen kann. So kommen auch die vielen Knochen brüche bei derartigen Einsätzen zustande, weil man sich beim Aufsprung zu steif hält.
      Hierbei ist der Gerätesack von Vorteil. Wenn man nicht gerade sehr böse ins Pendeln gerät, schlägt der Sack zuerst mit einem dumpfen Plumps auf, und man ist vorbereitet.
      Ich schaffte es gerade noch. Der Sack plumpste nieder, und ich folgte Bruchteile einer Sekunde später. Ich landete auf überraschend nachgiebigem Moorboden. Dann überschlug ich mich noch einmal und blieb schließlich liegen. An meinem Rücken spürte ich einen Felsbrocken.
      Atemlos lag ich da, bis jemand dicht herantrat und sich über mich beugte. Ich sah Stahl schimmern und bekam gerade noch rechtzeitig die rechte Hand mit dem Smith & Wessen hoch.
      »Ich wollte dich nur losschneiden«, sagte Pete Jaeger.
      »Bist du ganz sicher, daß du nicht nach meiner Kehle gezielt hast?«
      »Ein andermal«, antwortete er. »Wenn wir dich nicht mehr so dringend brauchen.«
      Es klang, als meinte er es ernst. Er durchschnitt die Leine zum Gerätesack. Ich befreite mich mühsam aus den Fall schirmgurten. Jetzt, wo ich unten war, kam mir die Beleuch tung

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