Nacht ohne Erbarmen
durchgesprochen.«
Pete hielt sich im Hintergrund, einen dicken Schnellverband am linken Ohr. Legrande stand neben ihm. Der Südafrikaner sah mich nicht an, als ich zum Tisch trat.
»Eine verteufelt gute Idee«, sagte Hoffer und rieb sich die Hände. »Oberst Burke hat mir erklärt, daß es Ihr Vorschlag ist.«
Burkes Stimme klang nüchtern und farblos. »Die Schwierig keit besteht darin, an Serafino heranzukommen, bevor er merkt, daß wir in der Nähe sind. Wenn wir recht unterrichtet sind, liegt sein Lager in einer Höhe von rund dreizehnhundert Metern am Osthang des Bergs. Wir müssen also nachts über einem Plateau etwa dreihundert Meter unterhalb des Gipfels auf der westlichen Seite abspringen.«
»Und dann gehen Sie hinüber und schnappen ihn sozusagen in Unterhosen?«
Das war nicht sehr geschmackvoll von Hoffer, aber Burke nickte. »Wir sollten spätestens im Morgengrauen den Gipfel hinter uns haben. Auf der anderen Seite liegt etwa dreihundert Meter weiter unten ein Waldstreifen. Soviel ich weiß, Eichen, Birken und ein paar Nadelbäume. Wenn wir den erst einmal erreicht haben, können wir das letzte Stück in guter Deckung zurücklegen.«
Hoffer schien wirklich aufgeregt zu sein, als er die Karte betrachtete. »Wissen Sie was? Zum erstenmal glaube ich wirklich daran, daß es eine Chance gibt. Darauf sollten wir alle ein Glas trinken.«
»Ein andermal, wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte ich. »Ich möchte gern früh zu Bett gehen. Es war ein sehr langer
Tag.«
Er nahm das recht freundlich auf, und da mich niemand drängte zu bleiben, verabschiedete ich mich und ging in mein Zimmer hinauf. Ich legte mich ins Bett, konnte aber natürlich nicht schlafen. So lag ich da und hatte die Fenstertüren wegen der Hitze weit geöffnet. Ein leichter Schauer ging nieder.
Und dann kam Rosa.
Sie zog ihren seidenen Kimono aus. »Siehst du – kein Hosenanzug.«
Als sie neben mir ins Bett schlüpfte, zitterte sie, aber ich war nicht ganz sicher, ob vor Verlangen oder Kälte. Es war mir auch gleichgültig, ob sie aus eigenem Antrieb oder auf Hoffers Anweisung gekommen war. Jedenfalls war es nett, im Dunkeln dazuliegen und sie in meinem Arm zu spüren und dem Regen zu lauschen.
10
Wie ich später erfuhr, ging Burke überhaupt nicht zu Bett. Statt dessen flog er mit der Cessna nach Kreta, um ein paar Sachen zu holen, die wir brauchten. Am Samstagmorgen, kurz vor elf, war er wieder zurück.
Da der Sonntag ein traditioneller Ruhetag ist, gab es wohl kaum einen geeigneteren Augenblick, Serafino zu über rumpeln. Das bedeutete, daß wir in der nächsten Nacht los mußten. Daß wir fast Vollmond hatten, gefiel Burke gar nicht, aber jetzt, wo die Sache ins Rollen gekommen war, wurde er ungeduldig, platzte fast vor Energie, rannte hin und her und überprüfte alles.
Wir benutzten einen kleinen Privatflugplatz, nicht weit von der Villa entfernt. Eigentlich war es eine Weide mit einem Hangar, der für die Cessna kaum groß genug war.
Es war das Modell 401 mit acht Sitzen. Die nahmen wir zunächst einmal heraus. Günstig für uns war das große Schiebetor in der Mitte des Rumpfs, das wir auch dringend brauchten, wenn wir alle vier schön dicht beieinander hinunterkommen wollten.
Der Pilot, ein gewisser Nino Verda, war ein früherer italienischer Luftwaffenpilot, etwa dreißig Jahre alt, und nach Hoffers Angabe der beste Mann, den er bekommen konnte. Das mußte er aber auch sein. Es gehörte schon ein Genie dazu, im Dunkeln über ein solches Land zu fliegen, an einem fünfzehnhundert Meter hohen Berg vorbeizukommen und uns dann genau die richtige Absprunghöhe von zweihundertfünfzig Metern zu geben.
Wir benutzten Fallschirme vom Typ X, wie sie bei den britischen Fallschirmjägern vor der Umstellung auf das neue Nato-Modell üblich gewesen waren. Burke bevorzugte den Typ X. Man kommt damit schneller hinunter und kann ihn genauer steuern. Die Reserveschirme waren vom selben Typ und identisch mit denen, die wir im Kongo benutzt hatten.
Unsere Bewaffnung war in gewisser Weise unkonventionell, aber dafür im Kampf erprobt. Das ist der einzig wirklich gültige Test. Wir benutzten das chinesische A.K.-Schnellfeuer gewehr, im Augenblick wahrscheinlich die zuverlässigste Nahkampfwaffe der Welt, und die neuen israelischen UZIMaschinenpistolen, die in jeder Hinsicht besser waren als die Sterling-Modelle.
Dann pro Mann zwei Handgranaten, ein Bajonett
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