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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zu ihm auf. »Du hast gewußt, was die vorhatten, nicht wahr?«
      »Nur teilweise, den Rest habe ich erraten. Hoffer wurde vor ein paar Jahren aus den Vereinigten Staaten ausgewiesen, nachdem er eine Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung abgesessen hatte. Er arbeitete mit der Cosa Nostra zusammen, dann kam er mit einigen seiner alten amerikanisch sizilianischen Mafia-Gefährten hierher nach Sizilien. Wie ich dir gesagt habe, brachten sie neue Ideen mit: Rauschgift, Prostitution, andere Laster. Ich wollte das nicht, aber sie waren ja auch die Mafia.«
      »Wer einmal drin ist, kommt nie wieder raus?«
      »Richtig. Die Hauptversammlung hat bestimmt, daß sie ein Recht dazu hatten, mitzumachen.«
      »Und da hast du sie aufgenommen?«
      Er nickte. »Die meisten von ihnen waren gute Verwalter, das muß man ihnen lassen. Hoffer zum Beispiel hat das Management unserer Ölinteressen in Gela übernommen. Nach außen hin hat er gute Arbeit geleistet, aber ich habe ihm nie vertraut – auch seinen Genossen nicht.«
      »Und das waren die Männer, die gegen dich arbeiteten?«
      »So einfach ist das nicht. Sie haben mir manchmal einzeln, manchmal auch gemeinsam Schwierigkeiten gemacht. Sie haben es sich einfach vorgestellt und geglaubt, mit ihrem Mundwerk allein den dummen, alten sizilianischen Bauern überfahren zu können, um die Macht in die Hand zu bekommen. Als ihnen das nicht gelang, haben sie es mit anderen Methoden versucht.«
      »Dazu gehörte wohl auch die Bombe, an der meine Mutter gestorben ist? Du hast gewußt, daß man dich nach Möglichkeit umbringen wollte, und trotzdem mit ihnen zusammen gearbeitet?« Ich schüttelte den Kopf. »Wie Haie, die sich beim Blutgeruch gegenseitig zerfleischen.«
      »Du verstehst es immer noch nicht.« Er seufzte. »Stacey, die Hauptversammlung ist die Mafia, nicht Vito Barbaccia allein. Nach den Regeln hatten sie ein Recht mitzumachen. Alles andere war eine persönliche Angelegenheit.«
      »Und du hast sie alle entsprechend den Regeln getötet. Willst du mir das damit klarmachen?«
      »Jeder einzelne von ihnen konnte für die Bombe verant wortlich sein, an der deine Mutter gestorben ist – oder auch alle gemeinsam.«
      »Und warum lebt dann Hoffer noch?«
      »Ein Tropfen nach dem anderen, das ist besser. Ich habe da meine eigenen Methoden.« Er lächelte grimmig. »Hoffer ist sehr dumm, wie alle Menschen, die sich außerordentlich klug vorkommen. Er hat diese englische Witwe wegen ihres Geldes geheiratet. Leider war sie schlauer, als er dachte, und durchschaute ihn schon bald. Sie wollte ihm keinen Penny in die Hand geben.«
      »Warum hat sie ihn dann nicht verlassen?«
      »Wer kennt sich schon mit einer Frau aus? Vielleicht war es
    Liebe. Also hat er sie mit einem sorgfältig inszenierten Unfall ins Jenseits befördert. Er glaubt immer noch, daß ich nicht Bescheid weiß. Aber dann mußte er feststellen, daß sie ihm nichts hinterlassen hatte.«
      »Alles ging an Joanna.«
      »Genau, aber das Testament sah vor, daß er an der Reihe war, falls das Mädchen vor Antritt des Erbes sterben sollte. Sobald sie volljährig wird, ist er erledigt. Sie kann dann sofort ein eigenes Testament aufsetzen und ihr Vermögen wohltätigen Zwecken oder irgendeiner entfernten Cousine vermachen. Dann würde es nicht einmal mehr Zweck haben, sie umzubringen.«
      Er stand auf, trat ans Fenster und blieb dort stehen, ein dunkler Schatten. »Aber ihn hat nicht nur die Habgier dazu getrieben, das Vermögen seiner Stieftochter in die Finger zu bekommen. Er hat Angst. Er muß mit einem Todesurteil rechnen. Er hat mit unserem Geld – mit Mafia-Geld – ver schiedene Goldgeschäfte getätigt, hauptsächlich in Ägypten, in der Hoffnung, dabei einen persönlichen Profit einzustreichen. Leider hat irgend jemand den Behörden einen Tip gegeben. Seine Boote wurden zweimal erwischt.«
      »Jemand hat die Behörden informiert? Vielleicht jemand namens Vito Barbaccia?« Ich mußte lachen, bis ich keine Luft mehr bekam. Er eilte herbei und goß Wasser in ein Glas. Ich trank einen Schluck und reichte ihm dann das Glas zurück. Ich hatte nun zumindest erreicht, daß er besorgt wirkte.
      »Das ist nun wirklich verdammt komisch«, sagte ich. »Hast du nicht gewußt, daß ich eines dieser Boote gesteuert habe? Daß ich auf diese Weise in das ägyptische Gefängnis geraten bin?«
      Zum erstenmal in seinem Leben war er sprachlos. Er streckte mir die Hand

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