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Nacht ohne Erbarmen

Nacht ohne Erbarmen

Titel: Nacht ohne Erbarmen
Autoren: Jack Higgins
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schmalen Weg. Er stand am Ende der Terrasse zwischen den handgeschmiedeten Tischen, die Hände hinter dem Rücken.
      »Was hast du da in der Hand, Sean?« rief ich.
      »Nichts, Stacey – oder glaubst du mir nicht?«
      »Nach der Nacht in der Cammarata?«
      Er brachte beide Hände nach vorn. Sie waren leer. »Die Sache tut mir leid, aber ich hab' gewußt, daß du es nicht dulden würdest, daß wir das Mädchen töteten.« Er schüttelte den Kopf. Aus seiner Stimme klang eine Art von Bewunderung. »Aber du, Stacey – du! Großer Gott, du bist wirklich nicht umzu bringen. Ich hab' gedacht, es hätte dich in Stücke gerissen.«
      »Du läßt eben nach, Sean – das Alter!« sagte ich. »Falls es dich interessiert: Bei dem Mädchen hast du auch gepfuscht. Ihr geht's gut. Aber Hoffer steckt jetzt in der Klemme. Er wird sich inzwischen für den Teufel eine Ausrede ausdenken müssen.«
      Jetzt war er doch erschüttert. Das kleine Lächeln verschwand von seinem Gesicht.
      »Du bist ein verdammtes Schwein, Sean«, sagte ich. »Du warst es schon immer, ich hab's nur nicht gemerkt. Was du da oben im Gebirge getan hast, läßt sich durch nichts auf der Welt entschuldigen. Eigentlich mußt du dich prächtig mit Hoffer verstehen, wenn ihr euch wiederseht.«
      »Stacey, du wirst mich doch wohl nicht kaltblütig umbringen – nach allem, was wir gemeinsam durchgemacht haben.«
      Er breitete beide Arme zu einer großen Geste aus.
      »Genau das habe ich vor«, sagte ich. Da schrie Rosa hinter mir in der Tür auf.
      Ich fuhr herum und ließ mich im gleichen Augenblick hinfallen. Der Schmerz zerrte an meiner rechten Schulter. Pete Jaeger sprang keine zwei Meter entfernt hinter einem Pfeiler hervor.
      Die Waffe in seiner Hand war seltsamerweise eine Lupara. Sie mochte Hoffers Leuten gehört haben. Genau das richtige
    Werkzeug für einen Mord aus kurzer Entfernung.
      Ich schoß dreimal auf ihn. Zwei Geschosse trafen ihn ins Herz, das dritte in die Gurgel, als er schon zu Boden ging. Die Lupara fiel zu Boden.
      Dann drehte ich mich um, den Smith & Wesson in der Linken. Ich blickte in die Mündung des Browning, den Burke auf mich gerichtet hielt.
      »Den hatte ich hinten in meinen Gürtel gesteckt«, erklärte er. »Wer von uns macht jetzt den Fehler?«
      »Willst du denn für deinen kleinen Liebling keine Träne vergießen?« fragte ich.
      Seine Miene wurde maskenhaft. »Du Schwein, so wollte ich dich schon längst einmal vor meiner Kanone haben.«
      »Aber du hast mich gebraucht, nicht wahr?« fragte ich. »Erst heute abend bin ich draufgekommen. Als ich in Lagona verwundet wurde, hast du mich nur deshalb herausschleppen lassen, weil du mich dringend gebraucht hast. Ohne mich warst du nämlich eine Null.« Ich lachte rauh. »Der große Sean Burke. Was für ein Witz! Was du auch getan hast, alles hab' ich geplant, in meinem Kopf ist es entstanden. Ohne mich warst du gar nichts, und ich habe dich immer für einen Gott gehalten. Ohne mich wärst du nicht einmal in die Cammarata gekommen. Nicht einmal bis auf zehn Meilen wärst du an Serafino und das Mädchen herangekommen.«
      »Du armer Narr«, sagte er. »Glaubst du vielleicht, ich hätte dich für die Sache in der Cammarata gebraucht? Glaubst du, deshalb hätte ich dich aus dem Loch in Ägypten herausgeholt, statt dich verrecken zu lassen?«
      »Weißt du denn eine bessere Erklärung?«
      »Wie wär's denn damit.« Er genoß jedes einzelne seiner Worte. »Hoffer wollte Vito Barbaccias Kopf haben. Aber er konnte unmöglich an ihn herankommen, bis er mich anheuerte. Ich erinnerte mich an meinen lieben alten Freund Stacey Wyatt in seinem Loch in Fuad. Das Problem bestand darin, wie man in die Villa Barbaccia hineingelangte. Alle Besucher mußten ihre Wagen draußen lassen, aber galt diese Regel wohl auch für Barbaccias Enkel? Der Versuch lohnte sich.«
      Ich starrte zu ihm auf. Zum erstenmal, seit ich ihn kannte, lachte er schallend auf. »Die beiden Heckenschützen haben sich an jenem Abend in unserem Kofferraum eingeschlichen. Nur so konnten sie hineinkommen. Es war meine Idee, Stacey. Wie mit dem hölzernen Pferd von Troja. Dieser Versuch war es wert, dich aus Fuad herauszuhauen. Und beinahe hätte es ja auch geklappt.«
      Ich konnte nicht wisen, ob das alles wahr oder erfunden war. Aber es war vermutlich nicht der einzige Grund für meine Rettung aus Fuad. Nein, er hatte mich für die Cammarata gebraucht, auch wenn er
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