Nacht ohne Schatten
lächelnde Mädel, das er als Freundin bezeichnet, hat zwar nur äuÃerst rudimentäre Deutschkenntnisse, ist aber volljährig und im Besitz eines gültigen Ausweises, Pech gehabt.
»Wir behalten ihn im Auge«, verkündet Makowski trotzdem, als sie wieder in die Schrottgurke klettern und zum nächsten Kandidaten brettern. Johannes Ibben, genannt Jo, der statt einer Blondine einen Kampfhund krault. Ibben ist wegen Vergewaltigung und Körperverletzung vorbestraft und trotz seiner ausgeprägten Aknenarben auf den Wangen aalglatt. Er habe keine Ahnung von Mädchenhandel, kenne Swetlana nicht, Nada nicht, habe überhaupt nichts mit Zuhälterei zu tun. Auch er hat Alibis, betet sie herunter und droht ihnen gleich noch mit seinem Anwalt, falls sie ihn noch einmal mit solch ungeheuerlichen Unterstellungen wie Menschenhandel belästigen sollten.
Den dritten Kandidaten, Igor Popolow, treffen sie erst gar nicht an, und deshalb kutschiert Manni Makowski zurück ins Präsidium, wo der Sittenkollege weitere Strippen ziehen und Kontakte spielen lassen will. Er verspricht, Manni sofort zu benachrichtigen, falls eine seiner Aktivitäten von Erfolg gekrönt ist. Manni setzt sich in ein Internetcafé auf der Kalker HauptstraÃe ab, statt zurück in sein Büro zu trotten und Akten zu wälzen.
Es ist nicht viel Post gekommen für sein Alter Ego Hardy L.Ein Freier namens Fred empfiehlt ihm eine Lavinia in einem schmierigen Club, die dort jedoch, wie Manni bereits herausgefunden hat, nicht mehr anschafft. Der Forumsteilnehmer Fickhengst und zwei andere schwärmen von einer Irina, genannt rote Russin, die neuerdings auf dem Drogenstrich Geestemünder StraÃe anzutreffen sei. »Dreh ein paar Extrarunden, wenn du merkst, dass sie auf Entzug ist«, empfiehlt Supersize. »Dann kannst du den Preis drücken, wenn du schlieÃlich zuschlägst, und bekommst mehr.«
Manni speichert die Botschaften auf seinem USB-Stick. Er loggt sich ins erste Freierforum ein, präzisiert seine Suchmeldung, forscht jetzt gezielt nach einer jungen, blonden Russin namens Swetlana, wiederholt dieses Prozedere im nächsten Forum und im nächsten und so weiter und so fort. Danach klickt er noch eine Weile durch die Bilder und Angebote und grübelt, ob es wohl stimmt, was ihm eine der erfahrenen Nutten beschrieb. Dass der Markt durch die billigen Ostmädchen verdorben wäre, die ihren Job nicht gelernt hätten, aber vor lauter Angst jede Perversität mit sich machen lieÃen. Dass die Legalisierung der Prostitution und das Internet ein Ãbriges täten, die Kunden zu versauen. Dass Männer, die früher mit einem einfachen Fick zufrieden waren, es jetzt ganz selbstverständlich brutal wollten, oder anal oder zu mehreren oder alles zusammen. Dass sie oft schon am Telefon fragten, ob sie ins Gesicht abspritzen dürften, und zum Schluss am liebsten noch wollten, dass die Nutten ihnen den Arsch ablecken.
Sein Handy fiedelt genau in dem Moment, als Manni zu dem Schluss gekommen ist, dass diese Analyse wohl zutrifft.
»Ich hoffe, du hast heute Abend Zeit für einen netten Undercover-Saunabesuch im Harem, einem exklusiven Club«, intoniert Makowski gut gelaunt.
»Wennâs was bringt.«
»Das liegt ganz bei dir. Gilt jedenfalls als heiÃe Adresse für die Liebhaber junger Damen mit wenig Erfahrung und Sprachkenntnissen, und er gehört diesem Popolow.«
Na groÃartig. Manni löscht seine Spuren im Cyberspace und wählt Sonjas Handynummer, um das geplante gemeinsame Abendessen abzusagen.
* * *
Thea Markus ist zu klein, um Wolfgang Berger erstochen haben zu können, dieses Wissen hat Judith der Bildhauerin vorenthalten, um sie zum Reden zu bringen. Paul Klett aber ist ungefähr so groà wie Manni, 1,85 Meter, passt also durchaus ins Täterprofil, das Ekaterina Petrowa erstellt hat. Ein dunkler Wollmantel hängt neben seiner Tür. Ein Mantel, wie ihn um diese Jahreszeit Tausende Bürger tragen. Trotzdem ist das natürlich interessant. Abschätzend mustert Judith den Mann, den die Bildhauerin Thea Markus wohl einmal geliebt hat und vermutlich immer noch liebt, auch wenn er ihr eine jüngere und erfolgreichere Frau vorzieht. Im Gegensatz zu Thea Markus redet er viel. Zu viel, nach Judiths Geschmack. In einem nicht enden wollenden Lamento betont er, wie schrecklich der Brand sei, wie gemein, eine weitere Schikane gegen die
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