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Nacht ohne Schatten

Nacht ohne Schatten

Titel: Nacht ohne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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das hat überhaupt keinen Sinn. Nada ist Nada. Sie diktiert die Regeln. Sie würde ehersterben, als sich zu verbiegen.« Er hält abrupt inne. »Mein Gott, Sie glauben doch nicht …«
    Â»Jemand hat Nada geschlagen, heftig mit ihr gestritten.«
    Â»O nein«, er fährt zurück. »Das wollen Sie mir doch nicht ernsthaft unterstellen.«
    Judith sieht ihn an. »Jemand hat das getan. Eine sogenannte Beziehungstat.«
    Â»Die blauen Flecken an den Oberarmen … sie hat gesagt, sie hätte sich gestoßen. Das kam mir schon komisch vor …«
    Â»Blaue Flecken. Wann?«
    Â»Vor etwa zwei Wochen. Sie wollte nicht weiter darüber sprechen.«
    Â»Und dann? Hat sich das wiederholt?«
    Â»Ich weiß es leider nicht. Ich bin im Moment nicht sehr angesagt bei ihr.«
    Â»Sie hat was mit einem anderen, meinen Sie.«
    Der Künstler blickt ins Leere.
    Â»Ich will einen Namen.«
    Â»Falls es diesen Mann überhaupt gibt, hat sie ihn mir nicht vorgestellt.«
    Â»Wussten Sie, dass Nada früher als Callgirl gearbeitet hat?«
    Â»Sie hat mal so was erwähnt.«
    Â»Tut sie das auch jetzt noch?«
    Â»Sind Sie verrückt?«
    Judith steht auf, nimmt eine Beweismitteltüte aus ihrer Handtasche und das Schweizermesser. Pult mit der Pinzette ein paar Flusen von Paul Kletts Wollmantel. Wie viele dunkle Herrenwintermäntel gibt es in Köln? Zu viele, viel zu viele. Sie verstaut die Tüte in ihrer Tasche.
    Â»Unser Labor benötigt diese Fasern für einen Abgleich, Sie haben doch nichts dagegen.«
    Wieder hebt der Künstler die Hände, als ergebe er sich. »Habe ich denn eine Wahl?«
    Â»Es wäre schön, wenn Ihnen doch ein Name einfiele.«
    Â»Sie hatte mal was mit Lars, hier aus der Gemeinschaft, und mit einem Galeristen, glaube ich. Ich hab versucht, das zu ignorieren. Meistens ging es schnell wieder vorbei.«
    Â»Meistens. Und wer war in letzter Zeit angesagt?«
    Â»Ich weiß es nicht. Ehrlich nicht. Sie hat es mir nicht verraten, hat sich in ihre Arbeit vergraben. Wenn wir uns sahen, war sie unnahbar. Gestresst. Wir haben meistens die Gala vorbereitet und die PR für den Erhalt der Kunstfabrik besprochen. Sie hat Gelder akquiriert wie besessen. Irgendwann kam sie dann mit Alexander Nolden an.«
    Â»Als Liebhaber?«
    Paul Klett zieht eine Grimasse. »Keine Ahnung. Kann schon sein. Er ist ja nicht hässlich. Aber vor allem ist er vermögend und ehrlich an Kunst interessiert. Wir waren jedenfalls alle froh, dass sie dabei war, ihn als Sponsor ins Boot zu holen.«
    Alexander Nolden. Auch er hätte die passende Körpergröße. Auch er passt auf die Beschreibung, die der Obdachlose Gregor Schmidt abgegeben hat. Er und der Journalist Gero Sanders. Ich fische im Trüben, denkt Judith. Ich brauche Beweise, irgendwas Handfestes, nicht immer nur Vermutungen und Ahnungen und ein Messer ohne Fingerabdrücke. Ihr Magen meldet sich, das Frühstück ist viel zu lange her, das Tageslicht vor den hohen Fenstern schwindet schon wieder, und sie hat sich noch nicht einmal den Dreck von der vergangenen Brandnacht abgeduscht.
    Â»Wo haben Sie Nada eigentlich getroffen, wenn Sie zusammen waren?«
    Â»Meistens in ihrem Atelier, manchmal bei mir zu Hause.«
    Â»Nicht in Nadas Wohnung?«
    Â»Das wollte sie nicht.«
    Â»Haben Sie einen Schlüssel zu ihrem Atelier?«
    Paul Klett lacht auf. »Nada vergibt keine Schlüssel, nicht zu ihrem Herzen und nicht zu ihren Besitztümern. Wieso?«
    Â»Derjenige, der das Feuer legte, besaß Schlüssel zu den Ateliers von Nada und Thea.«
    Â»Sie glauben doch nicht, dass ich …« Paul Kletts Handfläche klatscht auf den Tisch, wieder lehnt er sich ganz nah zu Judith herüber. »Ich habe diese Schlüssel nicht, das können Sie gern kontrollieren.«
    Sie verzichtet darauf, verabschiedet sich eine halbe Stunde später, ohne sagen zu können, ob sie Paul Klett für einen Brandstifter oder gar Mörder hält, ohne einen konkreten Hinweis auf Nadas Aufenthaltsort. Auch Paul Kletts Alibis bringen sie nicht weiter: allein im Bett, in einer Kneipe. Nach der Gala habe er sich ein Taxi mit Thea Markus geteilt, dann allein zu Hause geschlafen, bis ihn die Feuerwehr benachrichtigte, weil er als Hauptmieter der Kunstfabrik firmiert.
    Sie dreht sich eine Zigarette, inhaliert gierig, während sie zurück zu ihrem Dienstwagen

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