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Nacht ohne Schatten

Nacht ohne Schatten

Titel: Nacht ohne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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nicht kenne.«
    Du verrennst dich noch mal, nicht jeder Mann will nach deinen Regeln spielen, hatte Thea Nada vor ein paar Wochen gewarnt, an einem Morgen, an dem sie überzeugt war, am Abend zuvor nicht nur Streit, sondern Handgreiflichkeiten gehört zu haben. Doch Nada hatte nur gelacht. Danke, du bist wirklich nett, aber ich pass schon auf mich auf. Das klang gestern aber anders, hatte Thea erwidert, und dann hatte ein Wort das andere gegeben, und im Endeffekt hatte Thea sich geärgert, dass sie sich die Blöße gegeben hatte, ihre Eifersucht zu zeigen, denn auf nichts anderes lief es letztendlich hinaus.
    Â»Paul Klett bedeutet Ihnen viel, Frau Markus, nicht wahr?« Die Stimme der Kommissarin Krieger reißt Thea aus ihren Gedanken.
    Â»Nada ist nicht perfekt, aber niemals hat sie selbst ihr Atelier angezündet«, sagt Thea mühsam.
    Â»Eifersucht ist ein starkes Motiv.«
    Â»Ich bin nicht eifersüchtig.«
    Die Kommissarin holt die Tüte mit Theas Messer wiederhervor, lässt sie vor Theas Nase hin- und herschwingen. »Auf diesem Messer befinden sich keinerlei Fingerabdrücke. Seltsam, nicht wahr?«
    Â»Aber … ich verstehe nicht.«
    Â»Es gibt allerdings Blutreste, die der Mörder – oder die Mörderin – nicht vollständig entfernt hat. Spuren, die unser Labor zurzeit analysiert.«
    Â»Vielleicht hat sich jemand einfach geschnitten. Das Messer ist sehr scharf.«
    Â»Ich weiß.« Wieder sieht die Kommissarin Thea direkt in die Augen. »Mit diesem Messer wurde ein Mensch erstochen. Wolfgang Berger. Sie stehen unter Mordverdacht.«
    Â»Aber ich kenne den Mann doch gar nicht, und mein Bein – ich kann doch nicht …«
    Â»Tatsächlich nicht? Der Tatort liegt direkt vor Ihrem Atelier, und was den Brand angeht: Sie hatten gestern eine Krise, Ihre Ateliernachbarin hingegen gilt als Star, und ich vermute, sie hat Ihnen auch den Freund ausgespannt.«
    Â»Aber …«
    Â»Wo waren Sie in der vergangenen Nacht, Frau Markus?«
    Â»Hier, bis etwa ein Uhr. Und dann zu Hause. Ich habe mir mit Paul ein Taxi geteilt.«
    Â»Auch das Bett?«
    Â»Nein.«
    Â»Es gibt also keine Zeugen für die Stunden nach ein Uhr?«
    Â»Nein, aber ich …«
    Â»Und in der Nacht zum 7 . Januar, wo waren Sie da?«
    Â»Zu Hause. Alleine. Wie jede Nacht.«
    Â»Das ist kein sehr gutes Alibi.«
    Â»Ich habe einen Ersatzschlüssel zu Nadas Atelier, jemand muss ihn benutzt und gereinigt haben.« Thea atmet tief durch. Sie darf sich nicht nervös machen lassen, sie weiß schließlich, dass sie unschuldig ist. »Jemand muss ohne mein Wissen in meinem Atelier gewesen sein. Derjenige, der auch das Messer zurückbrachte.«
    Â»Nada.«
    Â»Ich weiß es nicht. Ganz bestimmt ist sie keine Mörderin.«
    Die Kommissarin blättert in ihrem Notizbuch. »Sie besitzen also einen Schlüssel zu Nadas Atelier. Warum haben Sie mir das nicht schon früher gesagt?«
    Â»Ich wusste doch nicht, dass es wichtig ist.«
    Die Kommissarin verengt die Augen zu misstrauischen Schlitzen. Müde Augen, denen trotzdem nichts entgeht.
    Â»Waren Sie vor dem Feuer in Nadas Atelier?«
    Â»Einmal, ja. Ich wollte nach dem Rechten sehen.«
    Â»Und?«
    Â»Das einzig Merkwürdige war die Kamera vor dem Fenster«, gibt Thea widerstrebend zu. »Sie war nach draußen gerichtet, direkt auf die Gleise. Andererseits hat Nada häufig bestimmte Lichtstimmungen und Wolkenkonstellationen fotografiert.«
    Â»Haben Sie nachgesehen, was auf der Speicherkarte der Kamera war?«
    Â»Nein.«
    Die Kommissarin fährt sich durch die wirren Locken und sieht plötzlich sehr zart und verletzlich aus. Es hätte schön mit ihr sein können, freundschaftlich und vertraut, unter anderen Umständen, denkt Thea, wie bei ihrer ersten Begegnung, als sie Judith Krieger noch für eine Künstlerin hielt.
    Â»Bitte«, sagt Thea, »Sie müssen mir glauben. Ich bin Künstlerin, ich bringe doch niemanden um.«
    Â»Gestern haben Sie noch behauptet, die Kunst aufgeben zu wollen.«
    Â»Weil ich frustriert war, verzweifelt.«
    Â»Und jetzt sind Sie das nicht mehr?«
    Thea verschränkt die Arme. »Ich kann nicht aufhören, weil die Kunst mein Leben ist. Etwas zu erschaffen ist beinahe wie atmen. Ohne das ist alles leer.« Unerträglich leer, um präzise zu sein, aber das

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